in Ihrem Grußwort als Chefredakteurin zur ersten Ausgabe der Kölner Theaterzeitung akT heben Sie an mit den Worten: „Auf eine angregende, lebendige, diskussionsfreudige Zukunft von akT“.
Diesem Ruf nach einer freudigen Diskussionskultur möchte ich nachkommen, haben Sie doch in Ihrer Kritik zu unserer Inszenierung von Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ den Start zu einer hitzigen Diskussion gelegt.
Ihre Kritik beginnt mit folgenden Worten: „Während Israel den Gaza-Streifen in Schutt und Asche legt, wird im Severins-Burg-Theater einer der beliebtesten Shakespeare-Abende gezeigt.“ Was bitte hat Sie geritten, Ihre Kritik mit diesen Worten zu beginnen? Wäre es zuviel gewesen, folgendes zu schreiben: „Während sich der Gaza-Streifen und Israel im Krieg befinden?“ Ist es Ihnen nicht zuzumuten, eine wenn auch schwere, aber an dieser Stelle doch notwendige Objetivität zu wahren? Sie wissen doch nur zu gut, dass die Hamas, die den Gaza-Streifen beherrscht, nicht nur den Tod Israels fordert, sondern auch das eigene palästinensische Volk, so es wagt, sich kritisch mit sich selbst zu beschäftigen, verfolgt, foltert und ermordert. Bei den Gegener Israels im Gaza-Streifen haben wir es mit einer Clique von Mördern zu tun, die nicht nur jedes tote israelische Kind bejubelt, sondern auch das eigene Volk als Geisel der eigenen Ideologie nimmt.
Sie hätten die Kritik also durchaus auch mit diesen Worten beginnen können: „Während die Hamas jüdische und palästinensiche Menschen zum Wohle ihrer Ideologie mordet, wird im Severins-Burg-Theater einer der beliebtesten Shakespeare-Abende gezeigt.“ Dies haben Sie jedoch nicht getan und stellen sich somit in gefährliche Nähe zu einer terroristischen Vereinigung. Statt also neutral zu sein, positionieren Sie sich und stellen Israel als vernichtendes Etwas dar. Dies sei Ihnen zugestanden, aber mit dem gleichen Recht frage ich, wie Sie zu Ihrer Position kommen.
Es hat mich geradezu beschämt, wie sehr auch Sie mit Ihrer Zeitung das Bild vom Brunnenvergifter und Mörder Israel bemühen? In einer Zeit, in der Juden und Jüdinnen in Europa um ihre Synagogen bannen müssen, da in der ersten Wochen des Jahres 2009 auf Synagogen und Gemeindehäuser in Frankreich, England, Belgien, Schweden und Deutschland Brandanschläge verübt wurden, in einer Zeit, wo Demonstranten, die es wagen, Solidarität mit Israel zu zeigen, mit Eisenstangen (in München) und Rohrbomben (in Malmö) angegriffen werden - alles natürlich entschuldigt mit dem Vorgehen Israels im Gaza-Streifen – in dieser Zeit also zündeln auch Sie.
Während deutsche Polizisten vom tobenden Mob auf der Straße genötigt in private Wohnungen stürmen, um dort eine Israel-Fahne zu entfernen, wie jüngst in Duisburg geschehen, währende Juden und Nicht-Juden in Deutschland gut daran tun, Israel in seiner Existenz nicht zu verteidigen, wenn ihnen ihre Gesundheit lieb ist, während die Kritik an Israel von Einseitigkeiten und mangelnder Emphatie für das Leid der Israelis geprägt ist, formulieren Sie einen Satz, der einseitiger nicht gedacht werden kann.
In Ihrer Kritik gehen Sie scharf ins Gereicht mit dem Journalisten Alex Feuerherdt, der im Umfeld unserer Inszenierung an einem Abend einen Vortrag zu dem Thema „Israelktitk als neuer Antisemitismus“ gehalten hat. Zunächst einmal wage ich es, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie an diesem Abend nicht anwesend waren und somit nicht wissen können, was an diesem Abend diskutiert wurde. Ich finde diese Tatsache recht bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie sehr Sie sich dennoch trauen, ein Urteil über diese Diskussion zu fällen. Sieht so der Journalismus der neuen akT aus? Nun, es sei Ihnen zugestanden, dass Sie wenigstens die Rede Feuerherdts von mir zugesandt bekommen haben, somit also wenigstens einen Teil seines Beitrags gelesen haben, aber alle anderen Stimmen des Abends haben Sie nicht gehört! Sie waren also nicht anwesend, wagen es aber dennoch, dem Severins-Burg-Theater folgende Einstellung zu attestieren:
„In Hendrik M.Broder-Brandmanier behauptet [Feuerherdt], dass Israelkritik grundsätzlich antisemitisch sei. Egal, wie viele Zivilisten im Gaza-Streifen getötet und illegale Siedlungen im Westjordanland errichtet werden.“
Diese Aussage von Ihnen ist schlicht eine infame Lüge, geboren aus einer nicht geleisteten Recherche und somit einer Journalistin nicht würdig. Ich erlaube es mir, Ihnen wenigstens noch den Anstand zu unterstellen, dass Sie wenigstens um Ihre journalistische Fahrlässigkeit wissen.
Das hält Sie jedoch nich davon ab, dem Severins-Burg-Theater zu unterstellen, es würde sich unverbrüchlich für das Recht Israels einsetzen, „brutal zurückzuschlagen.“
Sie zeichnen also nicht nur das Bild eines brutal agierenden Israels, sondern nennen auch das Severins-Burg-Theater brutal. Auch dies sei Ihnen gestattet, denn sie müssen ja nichts befürchten, ausser diesem Brief von mir. Während manch ein selbsternannter Verteidiger der Rechte der Palästinenser in Europa (sic!) Synogogen und Menschen angreift und den Tod Israels fordert, greife ich lediglich auf Worte zurück. Sie müssen also nichts befürchten, wenn Sie mich kritisieren. Darf ich Sie jedoch darauf aufmerksam machen, dass es im umgedrehten Fall ganz anders ist. Wer es wagt, sich kritische gegen die Hamas zu stellen, der muss um seine Gesundheit und sein Leben fürchten. In München wurden erst jüngst Demonstranten mit Eisenstangen angegriffen und die Polizei hatte es sichtlich schwer, diesem Angriff zu begegnen und die Unversehrtheit der Hamas-Gegner zu garantieren. In Dänemark (sic!) wurde jüngst auf zwei Israelis geschossen (Doppel-SIC!).
Darf ich Sie zudem darauf hinweisen, dass ich auf einer US-Amerikanischen Nazi-Seite zu einem Untermenschen degradiert werde, versehen mit der indirekten Aufforderung, daraus die Konsequenzen zu ziehen? Während Ihre Kritk an das Severins-Burg-Theater also lediglich für einen Disput sorgt, der Ihnen maximal ein paar Stunden Zeit der Auseinandersetzung kostet, zahle ich regelmäßig Taxis, da ich mich nachts auf dem Weg vom Theater nach Hause allein in den Kölner Straßen nicht mehr sicher fühle. In diesem Umfeld halten Sie es nun auch noch für nötig, mich zu einem Menschen zu erklären, der die Lanze für die Brutalität bricht.
Allerdings argumentiere weder ich, noch Alex Feuerherdt oder das Severins-Burg-Theater für Brutalität. Wir weisen lediglich darauf hin, dass im allgemeinen Diskurs Israel als brutal abgestempelt wird, während bei anderen Menschen eben diese und vor allem noch extremer Brutalität toleriert wird. Das Severins-Burg-Theater kritisiert lediglich die Doppelmoral, die Gewalt besonders dann zur Kenntnis nimmt, wenn sie von Juden, respektive Israelis ausgeht. Genau das tun Sie ja auch, wenn Sie zwar Israel in Ihrem Artikel als brutal bezeichnen, aber kein Wort über die Gegenseite verlieren.
Dies, Frau Marcus, ist antisemitisch! Es ist antisemitisch, wenn an Israelis eine andere Meßlatte als an alle anderen Ländern angelegt wird. Es ist antisemitisch, wenn man auf Israelis den denkbar schärfsten Blick anlegt, während man bei anderen Ländern und Menschengruppen versöhnlicher ist. Diese „Israelkritik“ ist antisemitisch! Es ist zudem antisemitisch, eine Diskussion, die es wagt, auf diese Doppelmoral hinzuweisen als „Brandmanier“ zu bezeichnen, wissend, dass wahre Brandsätze aus europäische Synagogen und Menschen abgefeuert werden, wie es in den letzten Monaten in Deutschland und seinen Nachbarländern geschehen ist!
Niemals hat das Severins-Burg-Theater oder Alex Feuerherdt sich für Brutalität ausgesprochen, im Gegenteil. Alex Feuerherdt und das Severins-Burg-Theater stellen sich sogar auf die Seite der Palästinenser, indem sie auf die wahre Gefahr der Palästinenser hinweisen, nämlich die Hamas! Die Rede ist dort eindeutig! Die Hamas ist es und mit ihr tausende von Menschen auf deutschen Straßen, die den Tod Israels fordern. Das ist brutal. Nicht unser Theater!
Es ist nicht brutal, wenn man es wagt, darauf hinzuweisen, dass Israel im Diskurs schärfer als alle anderen Ländern der Welt kritisiert wird. In einer geradezu manischen Fixiertheit auf nur 0,1089% der gesamten Weltbevölkerung, denn dies ist der prozentuelle Anteil der Israelis auf der Erde, sieht die UN ein Volk, dem ganz besondere Aufmerksamkeit zu Teil werden muss. Während also 99,9% der Welt mit geradezu christlicher Milde beäugt werden, müssen die restlichen 0,1% den vollen Zorn der Aufklärung auf ihre Schultern laden. Alle Jüdinnen und Juden der Welt zusammengenommen ergeben gerade mal 0,22% der Gesammtbevölkerung. 99,78% der Bevölkerung werden somit von Nicht-Juden gestellt. Dennoch hält sich der wackere Glaube, die Juden und vor allem Israelis seien die größen Probleme für den Weltfrieden. Es ist geradezu amüsant, wieviele Menschen dies glauben. Wenn man nun aber fragt, wie es denn um die Holländer (0,25% der Gesamtbevölkerung), die Deutschen (1,22%), die Chinesen (19,5 %), die Muslime (19,26%) oder die Christen (31,11%), bestellt sei, schauen die meisten Menschen nur ganz verwirrt, ganz so als habe man gerade eine völlig absurde Frage gestellt.
Gerade hier ist eine ganz besondere Form des Antisemitismus zu finden, der Juden solange toleriert, wie sie sich zu Opfern machen lassen. Solange Juden in Ablehnung von Gewalt zu Opfern werden, solange sie wie Lessings „Nathan der Weise“ höchstens ihre Rhetorik als Waffe einsetzen, wenn Ihnen die Worte "Tut nichts! Der Jude wird verbrannt!" entgegengeschmettert werden, solange sie eben ganz friedlich bleiben, solange sind sie den christlichen Mitmenschen Willkommen. Sobald sie aber beginnen, sich zu wehren, schlägt die angebliche Sympathie in bittere Apathie um.
Der Jude hat verständnisvoll und vor allem vergebend zu sein, um von seiner Umwelt geliebt zu werden. Es ist genau diese Anforderung der christlichen Welt an Juden, die Shakespeares Jude Shylock in „Der Kaufmann von Venedig“ zum Verhängnis wird. In dieser Komödie, die 150 Jahre vor „Nathan der Weise“ verfasst wurde, finden wir einen Juden, der wie alle anderen Figuren ein ganz gewöhnlicher Mensch ist, der sich irgendwann schlicht weigert, die Schmach der Unterdrückung einfach so hinzunehmen. Während sämtliche Christen in dieser Komödie von Shakespeare nicht in der Lage sind, ihre eigenen christlichen Prinzipien zu leben, fordern sie von dem Juden eben diese Verhaltensweise und bestrafen ihn umso heftiger, als sich herausstellt, dass er dem Gebot der Nächstenliebe nicht unbedingt folgen möchte oder kann. Shylock will und kann nicht besser sein als alle anderen Menschen. Er ist kein Übermensch und bringt dies auch mit folgenden Worten auf den Punkt:
Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer als ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Sind wir euch in allen Dingen ähnlich, so wollen wir's euch auch darin gleich tun. Wenn ein Jude einen Christen beleidigt, was ist seine Demut? Rache. Wenn ein Christ einen Juden beleidigt, was muss seine Geduld sein nach christlichem Vorbild? Nu, Rache.
Shylock ist im Gegensatz zu Nathan ein Mensch, mit Gefühlen und Ängsten. Wie jeder Mensch, der bedroht und angegriffen wird, will er sich verteidigen, sein Leben schützen und zur Not auch seine Umwelt in Angst und Schrecken versetzen, so dies die einzige Möglichkeit ist, das eigene Leben zu bewahren.
Burkhard Schmiesters Inszenierung hebt genau auf diese Sache ab. Die Schmach und Gewalt, die Shylock widerfahren ist, schlägt bei Shakespeare in absolute Rache um. Burkhard Schmiester wagt es sogar in seiner Inszenierung, den Teufelskreis zu zeichnen, der durch diese Rache nicht durchbrochen wird. Natürlich ist Shylocks Rache unmenschmlich, aber warum fällt uns die Unmenschlichkeit erst auf, wenn Sie von einem Juden Besitz ergreift? Warum haben wird diese Unmenschlichkeit nicht mit den gleichen Vehemenz bekämpft, als Shylock das Opfer war?
Um diese Frage dreht sich Burkhard Schmiesters Inszenierung und ist somit kein Plädoyer für eine angebliche Niebelungentreue gegenüber Israel, die Sie in dieser Inszenierung mit verzerrtem Blick zu entdecken glauben.
Warum, und diese Frage richtet sich nun an Sie, Frau Marcus, warum schlagen Sie auf Israel und das Severins-Burg-Theater ein, während Sie in Ihrem Artikel sonst schweigen? Stürmend und drängend stelle ich Ihnen diese Frage mit der Bitte um Beantwortung, hoffend, dass Sie sich Ihrer Einseitigkeit bewußt werden, die mich und mein Theater in recht ungerechter Weise in ein schlechtes Licht gerückt hat.
Sie werfen uns fälschlicherweise vor, nicht objektiv zu sein und stellen selbst Ihre eigene mangelnde Objektivität zur Schau.
„Wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?“
Mit diesen Worten Shylocks möchte ich meinen Brief beenden.
Mit freundlichen Grüßen,
gerd buurmann
Montag, 9. März 2009
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Die Auschwitzkeule
und wie sie entdeckt wurde.
Am 11. Oktober 1998 wurde in Frankfurt am Main eine der bedeutensten Funde in der Geschichte Deutschlands gemacht. Unter allgemeiner Begeisterung grub Dr. Martin Walser in der Paulskirche die Auschwitzkeule aus. Seit dieser Entdeckung, die in ihrer Bedeutung der Entdeckung Trojas in nichts nachsteht, hat die Auschwitzkeule einen Siegeszug durch ganz Deutschland angetreten. Heute, zehn Jahre später, gibt es kaum noch eine Person in Deutschland, die sich vor dieser Auschwitzkeule nicht fürchtet. Was vor zehn Jahren in Walsers Worten noch so klang: „Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule“, hört sich heute bei dem TAZ-Journalisten Bodemann wie folgt an: „Vor allem in Deutschland kann der Antisemitismusvorwurf tödlich sein, und so hüten sich viele Juden wie Nichtjuden davor, den Mund aufzumachen.“
Die Auschwitzkeule hat gesiegt! Überall in Deutschland sitzen verzweifelte Menschen, die gerne etwas Kritisches sagen würden, zum Beispiel gegen Israel, aber aufgrund der über ihnen schwebenden Auschwitzkeule daran gehindert werden. Millionen mundtot gemachte Bürgerinnen und Bürger sitzen in den Exilen ihrer Deutschen Wohnzimmer und haben keine Möglichkeit, der Wahrheit Gehör zu verschaffen. Deutschland ist ein in Knechtschaft gehaltenes Land, in dem Israel nicht kritisiert werden darf und in dem jede Form der Kritik an die politische Ausnutzung des Holocausts auch und gerade durch die Juden in Deutschland und der ganzen Welt im Keim erstickt wird. In keiner Zeitung Deutschlands finden sich auch nur kleinste Hinweise auf politische Verfehlungen Israels und Norman Finkelsteins Buch „Die Holocaust Industrie“ ist in Deutschland de facto nicht käuflich zu erwerben.
Halt!
Stehengeblieben!
Achtung!
Spätestens jetzt gilt es, diese weltweit berühmt geworden deutschen Worte zu brüllen, diesmal aber, um auf Fakten hinzuweisen.
Das soeben beschriebene Horrorszenario gibt es nicht, im Gegenteil: Israelkritik findet sich in jeder deutschen Tageszeitung und das nicht nur ab und zu, sondern fast wahrhaft täglich. Die Angst vor Israel ist in der Bevölkerung nicht nur sehr hoch, sondern sie wird auch laut und gut vernehmlich artikuliert. 65% der Deutschen erklärten laut einer durch die ZEIT am 4.11.2003 veröffentlichen Umfrage der EU, dass Israel die größte Gefahr für den Weltfrieden darstelle. Die Zeitungen kommen zudem nicht nach, die Leserbriefe mit israelkritischen Inhalten nachzudrucken und Norman Finelstein wird zur besten Sendezeit zu Sabine Christiansen eingeladen, während sein Buch in den Bestsellerlisten Deutschlands mindestens so schnell nach oben klettert, wie später das Buch „Die Israel Lobby“ von John Mearsheimer und Stephan Walt, in dem behauptet wird, dass es keine andere Lobby sonst geschafft hätte, die US-Außenpolitik so stark vom nationalen Interesse abzulenken, während sie die politischen Themen kontrolliert und Kritik gegenüber Israel zum Schweigen bringt.
Die Inhaltsangabe zur „Israel Lobby“ trifft übringens in ihrem Wesen auch auf „Die Protokolle der Weisen von Zion“ (um 1900) zu, einer antisemitischen Schmähschrift, die zur Standartlektüre jedes zünftigen Antisemiten gehört. Allerdings geht dieser Urfaust antisemitschen Gedankenguts noch etwas weiter und macht die Juden für alles Mögliche verantwortlich, zum Beispiel für die Demokratie, den Liberalismus, alle Wirtschaftskrisen, Kriege, Revolutionen und natürlich den Antisemitismus selbst. Da in diesen Protokollen auch behauptet wird, die Juden würden U-Bahn-Stationen finanzieren, um in den Schächten dann Bomben hochgehen lassen zu können, ist dieses Buch natürlich etwas interessanter als „Die Israel Lobby“, wodurch es auch zu erklären ist, dass „Die Protokolle der Weisen von Zion“ als Fernsehserie unter anderem in Ägypten (2002) und im Libanon (2004) gezeigt wurden, während es in den palästinensischen Autonomiebehörden in der 10. Jahrgangsstufe gelesen wird, was wiederum erklärt, warum es die Hamas-Bewegung, die 2006 die Wahlen gewann, als Begründung in ihre Charta im Artikel 32 aufgenommen hat.
„Die Protokolle der Weisen von Zion“ sind auch in Deutschland käuflich zu erwerben, wenn auch nicht so leicht wie beispielsweise „Die Israel Lobby“ oder „Die Holocaust Industrie“, die ja in allen Deutschen Sachbuchregalen in der Rubrik Bestseller zu finden sind. Wer die Protokolle lesen möchte, muss sich schon etwas mehr anstrengen. Es sei hier nur ein Besuch bei der Frankfurter Buchmesse empfohlen. Dort wurde 2005 am Stand des Iran das Buch in seiner von der staatlichen „Islamic Propaganda Organisation“ herausgegebenen Fassung unter dem Titel „Jewish Conspiracy“ angepriesen.
Wir fassen zusammen: Die deutschen Bücherregale schwappen vor lauter Israelkritik über, das deutsche Volk belehrt mehrheitlich und regelmäßig laut vernehmlich Israel, die Leserbriefe mit kritischem Inhalt werden wie selbstverständlich gedruckt und Menschen wie Evelyn Hecht-Galinski, die gerne mal Israel mit Nazideutschland vergleichen, haben im Oktober 2008 von der 28. Zivilkammer des Kölner Landgerichts das Recht bekommen, diese Dinge nicht nur zu sagen, sondern dürfen zudem das Recht für sich beanspruchen, Anderen zu untersagen, sie deshalb Antisemiten zu nennen. Somit ist also nicht mehr der Antisemitismus das Problem in Deutschland, sondern der Antisemitismusvorwurf. Ein geradezu beispielhafter Salto Teutonale, der dazu geführt hat, dass die Mehrheit der Deutschen fest davon überzeugt ist, mundtot zu sein, während sie in Wahrheit andere mundtot macht.
Die Liste der Menschen, die niemand kennt, weil die mundtot sind, ist übrigens lang. Noam Chomsky beispielsweise kennt in Deutschland faktisch niemand! Finkelstein wird seine Bücher in Deutschland auch nicht los. Felicia Langer wird quasi nirgends eingeladen und die Gedichte von Erich Fried liest in deutschen Landen kein Mensch. Mit Schaudern und Zittern möchte man da fragen: Wenn das der Deutsche Mundtod ist, was passiert erst, wenn die Deutschen geschwätzig werden?
Man fühlt sich in Deutschland wie in einem Land, in dem sieben von zehn Menschen behaupten, erst kürzlich von einem Raumschiff entführt worden zu sein. Anstatt nun aber diese sieben Idioten einfach zum nächsten Nina Hagen-Konzert zu schicken, spielen sich die Feuilltonschefs der FAZ und der Süddeutschen Zeitung zu den Robin Hoods der Meinungsentrechteten auf und werfen sich todesmutig zwischen den Leserbriefschreibenden und der Auschwitzkeule.
Bleibt nur die Frage, wer schwingt sie eingentlich, diese Auschwitzkeule? Blöde Frage. Die Antwort haben uns doch schon „Die Protokolle der Weisen von Zion“ gegeben. Der Jude natürlich. Er schwingt die Auschwitzkeule und ist selbst schuld am Antisemitismus! Das wußte schon Opa und seine Söhne und Enkelinnen plaudern es ihm fröhlich nach. Kostprobe gefällig? Gerne. In einem ZDF-Interview aus dem Jahre 2003 sagte Jürgen Möllemann, der ein paar Wochen später mit dem Satz "Heute mache ich meinen Einzelstern" seine letzten Worte sprechen sollte:
„Ich fürchte, dass kaum jemand den Antisemiten, die es in Deutschland leider gibt und die wir bekämpfen müssen, mehr Zulauf verschafft hat als Herr Scharon und in Deutschland ein Herr Friedman mit seiner intoleranten und gehässigen Art, überheblich. Das geht so nicht, man muss in Deutschland Kritik an der Politik Scharons üben dürfen, ohne in diese Ecke geschoben zu werden.“
Es muss aber gar nicht immer nur um Israel gehen, damit irgendjemand einem Juden die Auschwitzkeule in die Hand drückt, nur um sich dann vor ihm auf den Boden zu werfen, um jammernd „nicht schlagen!“ zu rufen, damit seine Freundin endlich mal sieht, was für ein großes Arschloch dieser Jude doch ist.
In einer Debatte um den Bau eines jüdischen Museums in der Altstadt von Köln schaltete sich im Juli 2008 der Chefredakteur des Kölner Stadtanzeigers Franz Sommerfeld in das Gespräch ein und stellte auf prominenter Seite seiner Zeitung fest: „Jeder Versuch, städteplanerische Entscheidungen durch Hinweis auf die deutsche Schuld gegen Kritik zu immunisieren, spielt denen in die Hände, die die Vernichtung der Juden relativieren und auf antisemitische Reflexe spekulieren.“ Das Problem war allerdings, dass nachweislich niemand (nicht mal ein Jude!) diesen Versuch unternommen hatte. Aber was soll's. Zehn Jahre nach der Ausgrabung der Auschwitzkeule durch Dr. Martin Walser in der Paulskirche zu Frankfurt am Main ist die Keule in den Exilen Deutscher Wohnzimmer angekommen und verbreitet dort Angst, Schrecken und vor allem ein um sich greifendes Beleidigtsein.
Hinter jedem Vergleich mit dem Nationalsozialismus, wie berechtigt oder unberechtigt er auch immer sein mag, wird eine persönliche Beleidigung gewittert. Jeder Antisemitismusvorwurf, ob angemessen oder nicht, wird mit der Empörung der Ehrverletzung weit von sich gewiesen. Es ist geradeso als habe das Deutsche Volk, das einst in der Paulskirche die Auschwitzkeule fand, die Macht des notorischen Beleidigtseins von jenen Islamisten gelernt, die am 30. September 2005 die Mohammed-Karikaturen in der Dänischen Jyllands Posten gefunden hatten. Diese Macht des Beleidigtseins inspirierte fanatisierte Islamisten zu weltweiten Protesten, die so professionell durchgeführt waren, mit Flaggenverbrennungen, Gewalttaten und über hundert Toten, dass man annehmen darf, dass jene Islamisten wiederum dies von den Deutschen Pogromen gelernt haben. Eine Hand wäscht halt die andere.
Während fanatische Islamisten also hinter jeder Kritik am Islam und hinter jedem Versuch, dem Propheten Mohammend ein Gesicht zu geben, eine Beleidigung wittern, die die Ehre des Islams verletzt, sehen manche in Deutschland hinter jeder Kritik am Antisemitismus und hinter jedem Versuch, dem Antisemitismus durch Vergleiche mit der Geschichte ein Gesicht zu geben, die böse Absicht der Beleidigung und Ehrverletzung. So wird die Burka des Schweigens, die in einigen Ländern der Welt über Frauen geworfen wird, damit ihre Schönheit nicht an den geilen Blicken der Männer abstumpft über die Deutsche Geschichte geworfen, selbstverständlich mit der gleichen ehrenvollen Begründung, man möchte damit verhindern, dass der Deutsche im Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus abstumpft.
Der Deutsche Goy und die Deutsche Schickse machen sich mit diesem Trick auch zu Opfern des Nationalsozialismus und können so mit den Deutschen Juden und den Deutschen Jüdinnen endlich auf gleicher Augenhöhe diskutieren. Endlich sind alle in Deutschland Opfer und niemand muss mehr einen Juden um seinen Holocaust beneiden. Jetzt haben alle unter den Nazis gelitten. In der Schule wird die neue deutsche Jungend bis heute ständig und immer mit dem Nationalsozialismus gequält. Die Geschichtslehrer Deutschlands deportieren quasi alle Schülerinnen und Schüler mehrfach in ihrem Leben nach Dachau, um sie dort zu zwingen, ein Lager zu besichtigen. Dies nimmt die Jugend verständlicherweise so mit, dass sie ihr Trauma nur noch durch Verdrängung und Abstumpfung überwinden können, weshalb es auch nicht verwundert, dass fast ¼ aller Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 17 Jahren laut einer repräsentativen Umfrage von Alphons Silbermann aus dem Jahre 2000 keine Ahnung haben, was Auschwitz ist.
In Deutschland sorgte der Drang zur Perfektion halt immer schon für Überreaktionen. Der Massenmord wurde schließlich auch in Deutschland perfektioniert; und es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn dort, wo der Massenmord perfektioniert wurde nicht auch die Vergangenheitsbewältigung des Massenmordes perfektioniert werden könnte, und so war es dann auch; man ließ sich halt nicht lumpen: Die Deutsche Vergangenheitsbewältigung war und ist in ihrer Durchführung perfekt und der Deutsche natürlich stolz darauf - so stolz, dass er diese Vergangenheitsbewältigung am liebsten exportieren würde. Unermüdlich wird versucht, die Verganenheitsbewältigung made in germany an die Nationen der Welt zu bringen. Da wird die USA getadelt, weil sie mit den Indianern nicht so vorbildlich umgeht, wie die Deutschen mit den Juden und auch Israel bekommt Nachhilfe in Sachen völkische Aussöhnung, denn es kann doch nun wirklich nicht angehen, dass nicht mal die Juden etwas aus Auschwitz gelernt haben. Aber in Deutschland ist man da nicht nachtragend, im Gegenteil: großzügig gibt der Deutsche Nachhilfe.
Diese Nachhilfe nimmt teilweise die absurdesten Formen an. Ungeschlagen in dieser Reihe absurder deutscher Nachhilfe ist ein Ausspruch von Dr. Martin Walser selbst, der nach dem Fund der Auschwitzkeule in der Paulskirche zu Ignatz Bubis, der es wagte, ihm zu seiner Ausgrabung nicht zu gratulieren, sagte: „Ich habe mich schon mit dem Thema beschäftigt, da waren Sie noch mit ganz anderen Dingen beschäftigt.“ Diesen Satz muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Ignatz Bubis, der 1944 im Zwangsarbeitslager Tschenstochau gefangen gehalten wurde und dessen Vater im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde und dessen Bruder und Schwester durch die Nationalsozialisten vernichtet wurden, mußte sich von Dr. Martin Walser, dessen Eintritt in die NSDAP auf den 30. Januar 1944 fällt und der das Ende des 2. Weltkrieges als Soldat der Wehrmacht erlebte, sagen lassen, wie man mit dem Holocaust umgeht – und zu diesem Zeitpunkt war die Auschwitzkeule gerade erst gefunden.
Heute, zehn Jahre später, ist die Auschwitzkeule fester Bestandteil im Denken der Menschen in den Exilen Deutscher Wohnzimmer geworden. Mal sehen wie es weiter geht.
Wir dürfen gespannt sein.
Am 11. Oktober 1998 wurde in Frankfurt am Main eine der bedeutensten Funde in der Geschichte Deutschlands gemacht. Unter allgemeiner Begeisterung grub Dr. Martin Walser in der Paulskirche die Auschwitzkeule aus. Seit dieser Entdeckung, die in ihrer Bedeutung der Entdeckung Trojas in nichts nachsteht, hat die Auschwitzkeule einen Siegeszug durch ganz Deutschland angetreten. Heute, zehn Jahre später, gibt es kaum noch eine Person in Deutschland, die sich vor dieser Auschwitzkeule nicht fürchtet. Was vor zehn Jahren in Walsers Worten noch so klang: „Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule“, hört sich heute bei dem TAZ-Journalisten Bodemann wie folgt an: „Vor allem in Deutschland kann der Antisemitismusvorwurf tödlich sein, und so hüten sich viele Juden wie Nichtjuden davor, den Mund aufzumachen.“
Die Auschwitzkeule hat gesiegt! Überall in Deutschland sitzen verzweifelte Menschen, die gerne etwas Kritisches sagen würden, zum Beispiel gegen Israel, aber aufgrund der über ihnen schwebenden Auschwitzkeule daran gehindert werden. Millionen mundtot gemachte Bürgerinnen und Bürger sitzen in den Exilen ihrer Deutschen Wohnzimmer und haben keine Möglichkeit, der Wahrheit Gehör zu verschaffen. Deutschland ist ein in Knechtschaft gehaltenes Land, in dem Israel nicht kritisiert werden darf und in dem jede Form der Kritik an die politische Ausnutzung des Holocausts auch und gerade durch die Juden in Deutschland und der ganzen Welt im Keim erstickt wird. In keiner Zeitung Deutschlands finden sich auch nur kleinste Hinweise auf politische Verfehlungen Israels und Norman Finkelsteins Buch „Die Holocaust Industrie“ ist in Deutschland de facto nicht käuflich zu erwerben.
Halt!
Stehengeblieben!
Achtung!
Spätestens jetzt gilt es, diese weltweit berühmt geworden deutschen Worte zu brüllen, diesmal aber, um auf Fakten hinzuweisen.
Das soeben beschriebene Horrorszenario gibt es nicht, im Gegenteil: Israelkritik findet sich in jeder deutschen Tageszeitung und das nicht nur ab und zu, sondern fast wahrhaft täglich. Die Angst vor Israel ist in der Bevölkerung nicht nur sehr hoch, sondern sie wird auch laut und gut vernehmlich artikuliert. 65% der Deutschen erklärten laut einer durch die ZEIT am 4.11.2003 veröffentlichen Umfrage der EU, dass Israel die größte Gefahr für den Weltfrieden darstelle. Die Zeitungen kommen zudem nicht nach, die Leserbriefe mit israelkritischen Inhalten nachzudrucken und Norman Finelstein wird zur besten Sendezeit zu Sabine Christiansen eingeladen, während sein Buch in den Bestsellerlisten Deutschlands mindestens so schnell nach oben klettert, wie später das Buch „Die Israel Lobby“ von John Mearsheimer und Stephan Walt, in dem behauptet wird, dass es keine andere Lobby sonst geschafft hätte, die US-Außenpolitik so stark vom nationalen Interesse abzulenken, während sie die politischen Themen kontrolliert und Kritik gegenüber Israel zum Schweigen bringt.
Die Inhaltsangabe zur „Israel Lobby“ trifft übringens in ihrem Wesen auch auf „Die Protokolle der Weisen von Zion“ (um 1900) zu, einer antisemitischen Schmähschrift, die zur Standartlektüre jedes zünftigen Antisemiten gehört. Allerdings geht dieser Urfaust antisemitschen Gedankenguts noch etwas weiter und macht die Juden für alles Mögliche verantwortlich, zum Beispiel für die Demokratie, den Liberalismus, alle Wirtschaftskrisen, Kriege, Revolutionen und natürlich den Antisemitismus selbst. Da in diesen Protokollen auch behauptet wird, die Juden würden U-Bahn-Stationen finanzieren, um in den Schächten dann Bomben hochgehen lassen zu können, ist dieses Buch natürlich etwas interessanter als „Die Israel Lobby“, wodurch es auch zu erklären ist, dass „Die Protokolle der Weisen von Zion“ als Fernsehserie unter anderem in Ägypten (2002) und im Libanon (2004) gezeigt wurden, während es in den palästinensischen Autonomiebehörden in der 10. Jahrgangsstufe gelesen wird, was wiederum erklärt, warum es die Hamas-Bewegung, die 2006 die Wahlen gewann, als Begründung in ihre Charta im Artikel 32 aufgenommen hat.
„Die Protokolle der Weisen von Zion“ sind auch in Deutschland käuflich zu erwerben, wenn auch nicht so leicht wie beispielsweise „Die Israel Lobby“ oder „Die Holocaust Industrie“, die ja in allen Deutschen Sachbuchregalen in der Rubrik Bestseller zu finden sind. Wer die Protokolle lesen möchte, muss sich schon etwas mehr anstrengen. Es sei hier nur ein Besuch bei der Frankfurter Buchmesse empfohlen. Dort wurde 2005 am Stand des Iran das Buch in seiner von der staatlichen „Islamic Propaganda Organisation“ herausgegebenen Fassung unter dem Titel „Jewish Conspiracy“ angepriesen.
Wir fassen zusammen: Die deutschen Bücherregale schwappen vor lauter Israelkritik über, das deutsche Volk belehrt mehrheitlich und regelmäßig laut vernehmlich Israel, die Leserbriefe mit kritischem Inhalt werden wie selbstverständlich gedruckt und Menschen wie Evelyn Hecht-Galinski, die gerne mal Israel mit Nazideutschland vergleichen, haben im Oktober 2008 von der 28. Zivilkammer des Kölner Landgerichts das Recht bekommen, diese Dinge nicht nur zu sagen, sondern dürfen zudem das Recht für sich beanspruchen, Anderen zu untersagen, sie deshalb Antisemiten zu nennen. Somit ist also nicht mehr der Antisemitismus das Problem in Deutschland, sondern der Antisemitismusvorwurf. Ein geradezu beispielhafter Salto Teutonale, der dazu geführt hat, dass die Mehrheit der Deutschen fest davon überzeugt ist, mundtot zu sein, während sie in Wahrheit andere mundtot macht.
Die Liste der Menschen, die niemand kennt, weil die mundtot sind, ist übrigens lang. Noam Chomsky beispielsweise kennt in Deutschland faktisch niemand! Finkelstein wird seine Bücher in Deutschland auch nicht los. Felicia Langer wird quasi nirgends eingeladen und die Gedichte von Erich Fried liest in deutschen Landen kein Mensch. Mit Schaudern und Zittern möchte man da fragen: Wenn das der Deutsche Mundtod ist, was passiert erst, wenn die Deutschen geschwätzig werden?
Man fühlt sich in Deutschland wie in einem Land, in dem sieben von zehn Menschen behaupten, erst kürzlich von einem Raumschiff entführt worden zu sein. Anstatt nun aber diese sieben Idioten einfach zum nächsten Nina Hagen-Konzert zu schicken, spielen sich die Feuilltonschefs der FAZ und der Süddeutschen Zeitung zu den Robin Hoods der Meinungsentrechteten auf und werfen sich todesmutig zwischen den Leserbriefschreibenden und der Auschwitzkeule.
Bleibt nur die Frage, wer schwingt sie eingentlich, diese Auschwitzkeule? Blöde Frage. Die Antwort haben uns doch schon „Die Protokolle der Weisen von Zion“ gegeben. Der Jude natürlich. Er schwingt die Auschwitzkeule und ist selbst schuld am Antisemitismus! Das wußte schon Opa und seine Söhne und Enkelinnen plaudern es ihm fröhlich nach. Kostprobe gefällig? Gerne. In einem ZDF-Interview aus dem Jahre 2003 sagte Jürgen Möllemann, der ein paar Wochen später mit dem Satz "Heute mache ich meinen Einzelstern" seine letzten Worte sprechen sollte:
„Ich fürchte, dass kaum jemand den Antisemiten, die es in Deutschland leider gibt und die wir bekämpfen müssen, mehr Zulauf verschafft hat als Herr Scharon und in Deutschland ein Herr Friedman mit seiner intoleranten und gehässigen Art, überheblich. Das geht so nicht, man muss in Deutschland Kritik an der Politik Scharons üben dürfen, ohne in diese Ecke geschoben zu werden.“
Es muss aber gar nicht immer nur um Israel gehen, damit irgendjemand einem Juden die Auschwitzkeule in die Hand drückt, nur um sich dann vor ihm auf den Boden zu werfen, um jammernd „nicht schlagen!“ zu rufen, damit seine Freundin endlich mal sieht, was für ein großes Arschloch dieser Jude doch ist.
In einer Debatte um den Bau eines jüdischen Museums in der Altstadt von Köln schaltete sich im Juli 2008 der Chefredakteur des Kölner Stadtanzeigers Franz Sommerfeld in das Gespräch ein und stellte auf prominenter Seite seiner Zeitung fest: „Jeder Versuch, städteplanerische Entscheidungen durch Hinweis auf die deutsche Schuld gegen Kritik zu immunisieren, spielt denen in die Hände, die die Vernichtung der Juden relativieren und auf antisemitische Reflexe spekulieren.“ Das Problem war allerdings, dass nachweislich niemand (nicht mal ein Jude!) diesen Versuch unternommen hatte. Aber was soll's. Zehn Jahre nach der Ausgrabung der Auschwitzkeule durch Dr. Martin Walser in der Paulskirche zu Frankfurt am Main ist die Keule in den Exilen Deutscher Wohnzimmer angekommen und verbreitet dort Angst, Schrecken und vor allem ein um sich greifendes Beleidigtsein.
Hinter jedem Vergleich mit dem Nationalsozialismus, wie berechtigt oder unberechtigt er auch immer sein mag, wird eine persönliche Beleidigung gewittert. Jeder Antisemitismusvorwurf, ob angemessen oder nicht, wird mit der Empörung der Ehrverletzung weit von sich gewiesen. Es ist geradeso als habe das Deutsche Volk, das einst in der Paulskirche die Auschwitzkeule fand, die Macht des notorischen Beleidigtseins von jenen Islamisten gelernt, die am 30. September 2005 die Mohammed-Karikaturen in der Dänischen Jyllands Posten gefunden hatten. Diese Macht des Beleidigtseins inspirierte fanatisierte Islamisten zu weltweiten Protesten, die so professionell durchgeführt waren, mit Flaggenverbrennungen, Gewalttaten und über hundert Toten, dass man annehmen darf, dass jene Islamisten wiederum dies von den Deutschen Pogromen gelernt haben. Eine Hand wäscht halt die andere.
Während fanatische Islamisten also hinter jeder Kritik am Islam und hinter jedem Versuch, dem Propheten Mohammend ein Gesicht zu geben, eine Beleidigung wittern, die die Ehre des Islams verletzt, sehen manche in Deutschland hinter jeder Kritik am Antisemitismus und hinter jedem Versuch, dem Antisemitismus durch Vergleiche mit der Geschichte ein Gesicht zu geben, die böse Absicht der Beleidigung und Ehrverletzung. So wird die Burka des Schweigens, die in einigen Ländern der Welt über Frauen geworfen wird, damit ihre Schönheit nicht an den geilen Blicken der Männer abstumpft über die Deutsche Geschichte geworfen, selbstverständlich mit der gleichen ehrenvollen Begründung, man möchte damit verhindern, dass der Deutsche im Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus abstumpft.
Der Deutsche Goy und die Deutsche Schickse machen sich mit diesem Trick auch zu Opfern des Nationalsozialismus und können so mit den Deutschen Juden und den Deutschen Jüdinnen endlich auf gleicher Augenhöhe diskutieren. Endlich sind alle in Deutschland Opfer und niemand muss mehr einen Juden um seinen Holocaust beneiden. Jetzt haben alle unter den Nazis gelitten. In der Schule wird die neue deutsche Jungend bis heute ständig und immer mit dem Nationalsozialismus gequält. Die Geschichtslehrer Deutschlands deportieren quasi alle Schülerinnen und Schüler mehrfach in ihrem Leben nach Dachau, um sie dort zu zwingen, ein Lager zu besichtigen. Dies nimmt die Jugend verständlicherweise so mit, dass sie ihr Trauma nur noch durch Verdrängung und Abstumpfung überwinden können, weshalb es auch nicht verwundert, dass fast ¼ aller Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 17 Jahren laut einer repräsentativen Umfrage von Alphons Silbermann aus dem Jahre 2000 keine Ahnung haben, was Auschwitz ist.
In Deutschland sorgte der Drang zur Perfektion halt immer schon für Überreaktionen. Der Massenmord wurde schließlich auch in Deutschland perfektioniert; und es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn dort, wo der Massenmord perfektioniert wurde nicht auch die Vergangenheitsbewältigung des Massenmordes perfektioniert werden könnte, und so war es dann auch; man ließ sich halt nicht lumpen: Die Deutsche Vergangenheitsbewältigung war und ist in ihrer Durchführung perfekt und der Deutsche natürlich stolz darauf - so stolz, dass er diese Vergangenheitsbewältigung am liebsten exportieren würde. Unermüdlich wird versucht, die Verganenheitsbewältigung made in germany an die Nationen der Welt zu bringen. Da wird die USA getadelt, weil sie mit den Indianern nicht so vorbildlich umgeht, wie die Deutschen mit den Juden und auch Israel bekommt Nachhilfe in Sachen völkische Aussöhnung, denn es kann doch nun wirklich nicht angehen, dass nicht mal die Juden etwas aus Auschwitz gelernt haben. Aber in Deutschland ist man da nicht nachtragend, im Gegenteil: großzügig gibt der Deutsche Nachhilfe.
Diese Nachhilfe nimmt teilweise die absurdesten Formen an. Ungeschlagen in dieser Reihe absurder deutscher Nachhilfe ist ein Ausspruch von Dr. Martin Walser selbst, der nach dem Fund der Auschwitzkeule in der Paulskirche zu Ignatz Bubis, der es wagte, ihm zu seiner Ausgrabung nicht zu gratulieren, sagte: „Ich habe mich schon mit dem Thema beschäftigt, da waren Sie noch mit ganz anderen Dingen beschäftigt.“ Diesen Satz muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Ignatz Bubis, der 1944 im Zwangsarbeitslager Tschenstochau gefangen gehalten wurde und dessen Vater im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde und dessen Bruder und Schwester durch die Nationalsozialisten vernichtet wurden, mußte sich von Dr. Martin Walser, dessen Eintritt in die NSDAP auf den 30. Januar 1944 fällt und der das Ende des 2. Weltkrieges als Soldat der Wehrmacht erlebte, sagen lassen, wie man mit dem Holocaust umgeht – und zu diesem Zeitpunkt war die Auschwitzkeule gerade erst gefunden.
Heute, zehn Jahre später, ist die Auschwitzkeule fester Bestandteil im Denken der Menschen in den Exilen Deutscher Wohnzimmer geworden. Mal sehen wie es weiter geht.
Wir dürfen gespannt sein.
Mittwoch, 13. August 2008
Täter, Opfer, Biedermeier
Nicht dass ich Sie in den letzten Tagen,
verehrtester Theaterdirektor Buurmann,
vergessen hätte...
... nein, ich bin Ihnen als meinem Widerpart und da Sie oft genug diese zweite Seele in meiner Brust sind (die Faust lieber nicht kennenlernen wollte) ständig zugeneigt, es ist also lediglich die Frage, wann diese meine Zuneigung Ausdruck findet. Dieser Ausdruck aber nun (damit Sie, aufgrund meines gerade abgelegten Geständnisses hinsichtlich der Zuneigung und Alterität, die Sie mir tatsächlich bedeuten, den Mund wieder zubekommen), dieser Ausdruck nun als eine schriftliche Einlassung meinerseits auf Ihr Walten und Schalten und die verzweifelten Bemühungen, dieses Tun zu rechtfertigen, dieser Ausdruck also meines Einlassens auf Ihr Werk(eln) begnügt sich nicht in apologetischem Beifallsgeklatsche – was Ihnen, so weit kenne ich Sie ja jetzt gut genug, sicherlich viel lieber wäre: sich sonnen im Applaus von Verehrern und Groupies, die ihre Hingabe zum Nachteil ihres Verstandes vergessen, verloren oder aufgegeben haben. Nein, meine Zuneigung, mein Einlassen, Theaterdirektor Buurmann, ist in seinem Ausdruck immer die oder das des Freundes, des Mentors, in der Absicht, zu verbessern, zu helfen, zu bereichern.
Nun müssen wir uns also der Hermeneutik annehmen, um im Sinne des seligen Aristotelis die Begriffsverwirrrung zuungunsten einer allgemeinen Kommunikation nicht weiterhin walten zu lassen. Ich, werfen Sie, Theaterdirektor Buurmann, mir also vor, flüchte in die Hermeneutik, wenn ich Ihnen das Wort Täter als im Sinne unseres heutigen Verständnisses falsch benutzten Begriff vorwerfe, als ein Bezeichnendes, das sich Ihren Implikationen nicht beugen will. Theaterdirektor Buurmann: Nein, nicht der Hermeneutiker erhebt hier Einspruch, ich wollte Ihnen keinen Text interpretieren oder Sie in die Lehre der Exegese einführen, lediglich den Bedeutungswandel des Wortes Täter wollte ich Ihnen deutlich machen und fühlte mich so in der Position des Linguisten. Sie aber beharren auf „Hermeneutiker“, wenn Sie mir, mit der mir unterstellten Hetze und in mir einen Hetzer im Sinne eines beleidigenden und diffamierenden sprachlichen Akts sehend, einen reinzuwürgen gedachten und mich gegen einen Flaneur (vs. Hetzer) auszuspielen suchend. Durch Ihre Begriffsverwirrungen nun flanierend – und darüber hinaus dem Flanieren überhaupt zugeneigt: den Blumen am Wegesrand also! Eine schöne Metapher!, ja, Buurmann, Sie kennen ja doch meine Leidenschaften!) –, Ihre Begriffe also in Muße ordnend, muss ich Ihnen sagen, dass dergleichen anhängende Bedeutungen nicht statisch sind, dass Bedeutungen sich also verändern: im pejorativen Sinne wurde die Dirne so zur Nutte, und im Gegenzug kann heute jedes Mädchen etwas geil finden ohne dass Eltern oder das Jugendamt sich genötigt fühlen müssen, einzuschreiten. Für diesen Bedeutungswandel braucht es nun aber auch keine basisdemokratische Abstimmung, wie Sie sie wähnen, es braucht kein „Treffen zwischen den Sprach-Göttern und den Menschen (…), an dem die diese Interpretation für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt wurde“. Theaterdirektor Buurmann: Sprache verändert sich, Neues schleicht sich ein, wird benutzt, übernommen und ist irgendwann einmal das signifikant Gebräuchliche – so ist das mit dem Täter, der nach dem Volksmund immer der Gärtner ist und der ist meines Wissens nach immer der Mörder, also ergibt sich logisch: Täter = Mörder, im Namen von vox populi, die sich nie getroffen haben.
Sie, Theaterdirektor Buurmann, wollen das für ihre Freiheit kämpfende Volk der Juden zu Tätern machen, und ja, ich bin einverstanden mit all Ihren Ausführungen, ich bin mit Ihnen Semit, Zionist und Ihr Schüler in diesem historisch-politischen Diskurs, ich bin ganz auf Ihrer Seite: wenn Sie die von Ihnen benutzten Begriffe in Sinne Ihres Verständnisses, sollte sich dieses mit dem üblichen auch nicht decken, zuförderst nämlich klären und in Ihrem Sinne explizieren. Wenn Sie mir also erklären, dass ein Täter für Sie nicht das ist, was die Masse darunter versteht, dann kann ich Ihnen folgen, Sie können dann sogar einen Tisch einen Stuhl nennen und umgekehrt, wenn Sie mir gesagt haben, was Sie zum Sitzen und was zum Essen benötigen. Und froh bin ich auch um Ihren philosophischen Exkurs zum Thema Tat: „Jede Tat bringt Neues hervor, (…), aber jede Tat vernichtet auch. Mit jeder Tat vernichten wir die Unendlichkeit der Möglichkeiten.“ Theaterdirektor Buurmann, ich hatte Ihnen den Wallenstein zitiert, den guten Faust – ja, die Gefahr der Tat: ich habe sie nie geleugnet und ist sie dem Täter so warnend wie auf seine implizit kriminelle Energie hin zuzusprechen, muss sie natürlich auch dem Handelnden, aber in einem weit tieferen philosophischen Sinn, zu bedenken gegeben werden.
Verehrter Theaterdirektor Buurmann, ein Deutscher zu sein haben Sie mir dann noch vorgeworfen und ich soll das auch noch in einem typischen Sinn sein. Nun sind Sie aber doch der, der da holterdiepolter hetzt und des Wortes Doppelbedeutung erfüllt, Sie Hetzer! Gut, Sie haben sich bereits an die eigene Nase gefasst und reuig gestanden, dumm gewesen zu sein, ein blöder Hetzer. Aber wie kamen Sie nur darauf, dass ich ein typischer Deutscher sei? Ich habe keine Fahnen durch das deutsche Sommermärchen geschwennkt, ich habe den schwarz-rot-gelben Fahnenschmuck für mein Fenstersims und auch das Fähnchen für das Auto abgelehnt – ich wäre ein ebenso schlechter Fahnenausstatter für das ARD-Fernsehstudio gewesen: ob Rot-Schwarz-Gelb oder Gelb-Schwarz-Rot – das Junge Deutschland vergebe mir, meinetwegen auch das Vaterland in dem ich meine Muttersprache spreche, liegt meine Fahnenaversion doch eher darin begründet, dass der Fahnen(miss)brauch des typisch Deutschen mit der Fußballleidenschaft so hochgradig korreliert! Ich finde auf dem Fußballplatz keine Leidenschaften, nicht in den Rängen und schon gar nicht in Südkurven, ich sehe nur Pöbel und die Verzweifelten, die sich an Poldis und Schweinis Trikotzipfel hängen, weil die Deprivation sie sonst in die Einsamkeit stoßen und vernichten würde – der Fan des prosaischen Fußballs ist eigentlich also der des sprichwörtlichen Strohhalms ...
Aus dem Niederungen der Peinlichkeiten wollten Sie sich mit Ihrer Entschuldigung gegen den Vorwurf, dass ich ein typischer Deutscher sei, und einen Kotau versuchend retten, ich will Ihnen, Theaterdirektor Buurmann, dazu die Hand reichen und will Sie zudem vor einem Harakiri bewahren, weil Sie in sich eine Affinität zum Biedermeier entdeckt haben, Sie also fühlten sich in diesem innenarchitektonischen Ambiente selbstbewusster Bürgerlichkeit aus dem Anfang des 19.Jahrhunderts am wohlsten? Sie fanden das dann (selbstkritisch wie selten) spießig? Sie beziehen sich in Ihrer Selbstkritik, Theaterdirektor Buurmann, also auf die pejorative Bedeutung des Biedermeiers aus den „Fliegenden Blättern“ der 1850er Jahren, auf den „Gedichten des Gottlieb Biedermaier“? Und Sie bekamen aus Rührung über ihr kleinbürgerliches Faibel gar feuchte Augen? Theaterdirektor Buurmann – da sind wir ja wieder bei den Tätern oder der Hetze: Ja, der Biedermann ist in Verruf gekommen und zum Simpel mutiert, zum Einfaltspinsel, in der Zeit aber da dieses bürgerliche Wohndekor aufkam, das später dann erst Biedermeier genannt wurde, war es das revolutionärer Aufbegehren gegen den Adel, dem eine eigene dem aufstrebenden Bürgertum angemessene Wohnkultur entgegengesetzt werden sollte. – Theaterdirektor Buurmann, ich unterstelle Ihnen mal, dass Sie angesichts Ihrer revolutionären Wurzeln feuchte Augen bekommen haben! Pflegen Sie doch dieses nostalgische Gefühl und lassen sie es mit Tränen gewässert wieder aufleben, aber lassen Sie die Tränen nicht den Verlust bedeuten und das Wissen, dass Sie jeden revolutionären Willen verloren haben. Und sind Sie ein Bürger, empfehle ich Ihnen, die Problematik zwischen diesem und dem Künstler bei Thomas Mann nachzulesen – ja, im „Tonio Kröger“ natürlich.
Die Problematik der Tat, um darauf noch einmal zurückzukommen, aber ist ja Ihr Thema in dem bislang beklagten Sand-Stück von den Gehirnen. Und ob da nun Ihr Praeputium vorkommt oder das eines anderen, ob Sie eines haben oder nicht: Theaterdirektor Buurmann, gehen Sie mir mit solchen Marginalien nicht auf das Skrotum – auf die Tat oder den Täter Ihres Stückes aber komme ich gern noch einmal zurück.
Bis dahin dann,
Ihr Ihnen immer hilfreich zur Seite stehender
Kriminalautor Schmiester
verehrtester Theaterdirektor Buurmann,
vergessen hätte...
... nein, ich bin Ihnen als meinem Widerpart und da Sie oft genug diese zweite Seele in meiner Brust sind (die Faust lieber nicht kennenlernen wollte) ständig zugeneigt, es ist also lediglich die Frage, wann diese meine Zuneigung Ausdruck findet. Dieser Ausdruck aber nun (damit Sie, aufgrund meines gerade abgelegten Geständnisses hinsichtlich der Zuneigung und Alterität, die Sie mir tatsächlich bedeuten, den Mund wieder zubekommen), dieser Ausdruck nun als eine schriftliche Einlassung meinerseits auf Ihr Walten und Schalten und die verzweifelten Bemühungen, dieses Tun zu rechtfertigen, dieser Ausdruck also meines Einlassens auf Ihr Werk(eln) begnügt sich nicht in apologetischem Beifallsgeklatsche – was Ihnen, so weit kenne ich Sie ja jetzt gut genug, sicherlich viel lieber wäre: sich sonnen im Applaus von Verehrern und Groupies, die ihre Hingabe zum Nachteil ihres Verstandes vergessen, verloren oder aufgegeben haben. Nein, meine Zuneigung, mein Einlassen, Theaterdirektor Buurmann, ist in seinem Ausdruck immer die oder das des Freundes, des Mentors, in der Absicht, zu verbessern, zu helfen, zu bereichern.
Nun müssen wir uns also der Hermeneutik annehmen, um im Sinne des seligen Aristotelis die Begriffsverwirrrung zuungunsten einer allgemeinen Kommunikation nicht weiterhin walten zu lassen. Ich, werfen Sie, Theaterdirektor Buurmann, mir also vor, flüchte in die Hermeneutik, wenn ich Ihnen das Wort Täter als im Sinne unseres heutigen Verständnisses falsch benutzten Begriff vorwerfe, als ein Bezeichnendes, das sich Ihren Implikationen nicht beugen will. Theaterdirektor Buurmann: Nein, nicht der Hermeneutiker erhebt hier Einspruch, ich wollte Ihnen keinen Text interpretieren oder Sie in die Lehre der Exegese einführen, lediglich den Bedeutungswandel des Wortes Täter wollte ich Ihnen deutlich machen und fühlte mich so in der Position des Linguisten. Sie aber beharren auf „Hermeneutiker“, wenn Sie mir, mit der mir unterstellten Hetze und in mir einen Hetzer im Sinne eines beleidigenden und diffamierenden sprachlichen Akts sehend, einen reinzuwürgen gedachten und mich gegen einen Flaneur (vs. Hetzer) auszuspielen suchend. Durch Ihre Begriffsverwirrungen nun flanierend – und darüber hinaus dem Flanieren überhaupt zugeneigt: den Blumen am Wegesrand also! Eine schöne Metapher!, ja, Buurmann, Sie kennen ja doch meine Leidenschaften!) –, Ihre Begriffe also in Muße ordnend, muss ich Ihnen sagen, dass dergleichen anhängende Bedeutungen nicht statisch sind, dass Bedeutungen sich also verändern: im pejorativen Sinne wurde die Dirne so zur Nutte, und im Gegenzug kann heute jedes Mädchen etwas geil finden ohne dass Eltern oder das Jugendamt sich genötigt fühlen müssen, einzuschreiten. Für diesen Bedeutungswandel braucht es nun aber auch keine basisdemokratische Abstimmung, wie Sie sie wähnen, es braucht kein „Treffen zwischen den Sprach-Göttern und den Menschen (…), an dem die diese Interpretation für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt wurde“. Theaterdirektor Buurmann: Sprache verändert sich, Neues schleicht sich ein, wird benutzt, übernommen und ist irgendwann einmal das signifikant Gebräuchliche – so ist das mit dem Täter, der nach dem Volksmund immer der Gärtner ist und der ist meines Wissens nach immer der Mörder, also ergibt sich logisch: Täter = Mörder, im Namen von vox populi, die sich nie getroffen haben.
Sie, Theaterdirektor Buurmann, wollen das für ihre Freiheit kämpfende Volk der Juden zu Tätern machen, und ja, ich bin einverstanden mit all Ihren Ausführungen, ich bin mit Ihnen Semit, Zionist und Ihr Schüler in diesem historisch-politischen Diskurs, ich bin ganz auf Ihrer Seite: wenn Sie die von Ihnen benutzten Begriffe in Sinne Ihres Verständnisses, sollte sich dieses mit dem üblichen auch nicht decken, zuförderst nämlich klären und in Ihrem Sinne explizieren. Wenn Sie mir also erklären, dass ein Täter für Sie nicht das ist, was die Masse darunter versteht, dann kann ich Ihnen folgen, Sie können dann sogar einen Tisch einen Stuhl nennen und umgekehrt, wenn Sie mir gesagt haben, was Sie zum Sitzen und was zum Essen benötigen. Und froh bin ich auch um Ihren philosophischen Exkurs zum Thema Tat: „Jede Tat bringt Neues hervor, (…), aber jede Tat vernichtet auch. Mit jeder Tat vernichten wir die Unendlichkeit der Möglichkeiten.“ Theaterdirektor Buurmann, ich hatte Ihnen den Wallenstein zitiert, den guten Faust – ja, die Gefahr der Tat: ich habe sie nie geleugnet und ist sie dem Täter so warnend wie auf seine implizit kriminelle Energie hin zuzusprechen, muss sie natürlich auch dem Handelnden, aber in einem weit tieferen philosophischen Sinn, zu bedenken gegeben werden.
Verehrter Theaterdirektor Buurmann, ein Deutscher zu sein haben Sie mir dann noch vorgeworfen und ich soll das auch noch in einem typischen Sinn sein. Nun sind Sie aber doch der, der da holterdiepolter hetzt und des Wortes Doppelbedeutung erfüllt, Sie Hetzer! Gut, Sie haben sich bereits an die eigene Nase gefasst und reuig gestanden, dumm gewesen zu sein, ein blöder Hetzer. Aber wie kamen Sie nur darauf, dass ich ein typischer Deutscher sei? Ich habe keine Fahnen durch das deutsche Sommermärchen geschwennkt, ich habe den schwarz-rot-gelben Fahnenschmuck für mein Fenstersims und auch das Fähnchen für das Auto abgelehnt – ich wäre ein ebenso schlechter Fahnenausstatter für das ARD-Fernsehstudio gewesen: ob Rot-Schwarz-Gelb oder Gelb-Schwarz-Rot – das Junge Deutschland vergebe mir, meinetwegen auch das Vaterland in dem ich meine Muttersprache spreche, liegt meine Fahnenaversion doch eher darin begründet, dass der Fahnen(miss)brauch des typisch Deutschen mit der Fußballleidenschaft so hochgradig korreliert! Ich finde auf dem Fußballplatz keine Leidenschaften, nicht in den Rängen und schon gar nicht in Südkurven, ich sehe nur Pöbel und die Verzweifelten, die sich an Poldis und Schweinis Trikotzipfel hängen, weil die Deprivation sie sonst in die Einsamkeit stoßen und vernichten würde – der Fan des prosaischen Fußballs ist eigentlich also der des sprichwörtlichen Strohhalms ...
Aus dem Niederungen der Peinlichkeiten wollten Sie sich mit Ihrer Entschuldigung gegen den Vorwurf, dass ich ein typischer Deutscher sei, und einen Kotau versuchend retten, ich will Ihnen, Theaterdirektor Buurmann, dazu die Hand reichen und will Sie zudem vor einem Harakiri bewahren, weil Sie in sich eine Affinität zum Biedermeier entdeckt haben, Sie also fühlten sich in diesem innenarchitektonischen Ambiente selbstbewusster Bürgerlichkeit aus dem Anfang des 19.Jahrhunderts am wohlsten? Sie fanden das dann (selbstkritisch wie selten) spießig? Sie beziehen sich in Ihrer Selbstkritik, Theaterdirektor Buurmann, also auf die pejorative Bedeutung des Biedermeiers aus den „Fliegenden Blättern“ der 1850er Jahren, auf den „Gedichten des Gottlieb Biedermaier“? Und Sie bekamen aus Rührung über ihr kleinbürgerliches Faibel gar feuchte Augen? Theaterdirektor Buurmann – da sind wir ja wieder bei den Tätern oder der Hetze: Ja, der Biedermann ist in Verruf gekommen und zum Simpel mutiert, zum Einfaltspinsel, in der Zeit aber da dieses bürgerliche Wohndekor aufkam, das später dann erst Biedermeier genannt wurde, war es das revolutionärer Aufbegehren gegen den Adel, dem eine eigene dem aufstrebenden Bürgertum angemessene Wohnkultur entgegengesetzt werden sollte. – Theaterdirektor Buurmann, ich unterstelle Ihnen mal, dass Sie angesichts Ihrer revolutionären Wurzeln feuchte Augen bekommen haben! Pflegen Sie doch dieses nostalgische Gefühl und lassen sie es mit Tränen gewässert wieder aufleben, aber lassen Sie die Tränen nicht den Verlust bedeuten und das Wissen, dass Sie jeden revolutionären Willen verloren haben. Und sind Sie ein Bürger, empfehle ich Ihnen, die Problematik zwischen diesem und dem Künstler bei Thomas Mann nachzulesen – ja, im „Tonio Kröger“ natürlich.
Die Problematik der Tat, um darauf noch einmal zurückzukommen, aber ist ja Ihr Thema in dem bislang beklagten Sand-Stück von den Gehirnen. Und ob da nun Ihr Praeputium vorkommt oder das eines anderen, ob Sie eines haben oder nicht: Theaterdirektor Buurmann, gehen Sie mir mit solchen Marginalien nicht auf das Skrotum – auf die Tat oder den Täter Ihres Stückes aber komme ich gern noch einmal zurück.
Bis dahin dann,
Ihr Ihnen immer hilfreich zur Seite stehender
Kriminalautor Schmiester
Mittwoch, 30. Juli 2008
Typisch Deutsch
Die eigene Nase,
Herr Kriminalautor Schmiester,
wird viel zu selten berührt.
In meinem letzten Brief habe ich Sie, wohl in der Anwandlung eines literarisch-cholerischen Anfalls, als typischen Deutschen bezeichnet. Diese Beleidigung kann ich so nicht stehen lassen. Wenn ich mal kritisch mit mir selbst bin, muss ich eingestehen, dass sich die Zugehörigkeit zu einem Staat überhaupt nicht als Beleidigung eignet. Eigentlich offenbart es mehr das Vorhandensein von Vorurteilen bei mir selbst. Wahrscheinlich habe auch ich Probleme mit meinem Deutschsein. (Dadurch bin ich wohl erst wahrhaft Deutsch. Hatte nicht auch Heinrich Heine so manche Probleme mit Deutschland und liebte es doch so sehr?) Nun, das hadern mit dem eigenen Land gehört wohl zum Deutschsein dazu.
Wahrhaft erschrocken über mich selbst bin ich allerdings in Aachen. In Aachen ist nämlich das Couven-Museum, das die bürgerliche Wohnkultur der letzten Jahrhunderte zeigt. Jeder Raum war in einem bürgerlichen Wohnstil eingerichtet. Nun raten Sie mal, in welchem Raum ich mich am wohlsten, ja fast schon zu Hause gefühlt habe. Im Biedermeier! Ist das nicht spießig! Jaja, der Theaterdirektor bekommt in einer Biedermeierküche feuchte Augen. Was es nicht alles gibt.
Ihr Theaterdirektor Buurmann.
Herr Kriminalautor Schmiester,
wird viel zu selten berührt.
In meinem letzten Brief habe ich Sie, wohl in der Anwandlung eines literarisch-cholerischen Anfalls, als typischen Deutschen bezeichnet. Diese Beleidigung kann ich so nicht stehen lassen. Wenn ich mal kritisch mit mir selbst bin, muss ich eingestehen, dass sich die Zugehörigkeit zu einem Staat überhaupt nicht als Beleidigung eignet. Eigentlich offenbart es mehr das Vorhandensein von Vorurteilen bei mir selbst. Wahrscheinlich habe auch ich Probleme mit meinem Deutschsein. (Dadurch bin ich wohl erst wahrhaft Deutsch. Hatte nicht auch Heinrich Heine so manche Probleme mit Deutschland und liebte es doch so sehr?) Nun, das hadern mit dem eigenen Land gehört wohl zum Deutschsein dazu.
Wahrhaft erschrocken über mich selbst bin ich allerdings in Aachen. In Aachen ist nämlich das Couven-Museum, das die bürgerliche Wohnkultur der letzten Jahrhunderte zeigt. Jeder Raum war in einem bürgerlichen Wohnstil eingerichtet. Nun raten Sie mal, in welchem Raum ich mich am wohlsten, ja fast schon zu Hause gefühlt habe. Im Biedermeier! Ist das nicht spießig! Jaja, der Theaterdirektor bekommt in einer Biedermeierküche feuchte Augen. Was es nicht alles gibt.
Ihr Theaterdirektor Buurmann.
Montag, 28. Juli 2008
Von Tätern und Opfern - Ein Widerwort
Wenn alle Stricke reißen,
Herr Kriminalautor Schmiester,
flüchten wir in die Hermeneutik.
Gerne möchte ich Ihnen folgen, ein paar Schritte in die Hermeneutik zu wagen, auch wenn ich befürchte, mit Ihrem Tempo nicht Schritt halten zu können. Zügeln Sie Ihre Geschwindigkeit also etwas, Sie werden merken, dass es am Straßenrand manch schöne Blume gibt, an die Sie sonst vorbei hasten. Es entgehen einem so viele schöne Kleinigkeiten, wenn man immer nur ein Ziel vor Augen hat und darüber ganz den Weg vergisst. Ich habe Sie immer für einen Flaneur gehalten, für einen Menschen der schlendert, genießt und schweigt. Leider muss ich feststellen, dass aller romantischen Überhöhung zum Trotz, Sie doch nichts weiter tun als hetzen. (Das Wort „hetzen“ ist an dieser Stelle von mir bewusst ob seiner Mehrdeutigkeit gewählt worden. Interpretatoren aller Länder vereinigt Euch!)
Also, Herr Kriminalautor Schmiester, lassen Sie uns ein wenig durch das Wort „Täter“ flanieren. Es fällt sofort auf, dass Sie dem Wort „Täter“ direkt eine Bedeutung zukommen lassen, die dazu angetan ist, das Wort auf nur einen Aspekt zu reduzieren. Sie behaupten, das Wort korreliere mit einem ungesetzlichen, verbrecherischen Tun. Wie sie dazu kommen, erklären Sie nicht. Stattdessen behaupten Sie im gewohnt selbstherrlichen Brustton der Überzeugung, diese Bedeutung sei in sprachlicher Übereinkunft entstanden, ganz so, als habe es irgendwann ein Treffen zwischen den Sprach-Göttern und den Menschen gegeben, an dem die diese Interpretation für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt wurde. Nun, an diesem denkwürdigen Tag der Entscheidung muss ich wohl nicht am Sinai, sondern am Strand gelegen haben.
Ihre Beschreibung definiert mitnichten das Wort „Täter“, sondern den Begriff „Täter einer Straftat“. Warum Sie das Wort „Täter“ mit einer Straftat assoziieren, könnte ich nun psychoanalytisch erklären, aber solange Sie mir aber kein Therapeutengehalt zahlen, möchte ich mir die Arbeit einer Analyse lieber nicht machen. Stattdessen möchte ich darauf hinweisen, dass Ihre Reduzierung lediglich beweist, dass Sie nicht Willens sind, zu Ihren eigenen Taten zu stehen. Wie alle Menschen, die über die Konsequenzen ihrer Taten hinwegtäuschen möchten, bedienen Sie sich des Wortes „Macher“. Hier zeigt sich Ihre wahre neoliberale Gesinnung.
Mit dem Wort „Macher“ nämlich, Herr Kriminalautor Schmiester, wiegen Sie sich in dem trügerischen Schein, es gäbe Taten, die nur schaffen, aber nicht nichten. So einfach ist aber leider nicht. Jede Tat bringt Neues hervor, da haben Sie Recht, aber jede Tat vernichtet auch. Mit jeder Tat vernichten wir die Unendlichkeit der Möglichkeiten. Statt also zu behaupten, eine Tat sei immer noch schöpferisch, sollten Sie lieber darüber nachdenken, welche Möglichkeiten Ihre Tat für alle Zeit vernichtet. Das ist die Verantwortung zur Tat, die ich meine.
Diese Verantwortung zur Tat geht Ihnen, verehrter Herr Kriminalautor, mal wieder völlig ab. Anders ist es nicht zu erklären, dass Sie aus meiner Opferanalyse ernsthaft herauszulesen glauben, ich würde damit „die rechtlos Hingerichteten, die der brutalen Macht Unterlegenen, die Opfer der Kriege und auch der Gaskammern in Auschwitz“ verunglimpfen. Zu einem solchen Resultat kann nur ein Mensch kommen, der lieber richtet als versteht. Die Rolle des Richters lasse ich Ihnen jedoch gerne angedeihen. Ich werde, um im Bild zu bleiben, dann wohl den Anwalt spielen.
Mit meiner Opferanalyse weise ich auf die Tatsache hin, dass es im Grunde zwei verschiedene Opfertypen gibt. Zunächst sind da jene Menschen, die zu Opfern gemacht werden. Das sind jene Menschen, die eigentlich keine Opfer sein wollen, denen das Selbstbestimmungrecht aber genommen wird. Dann gibt es jene Menschen, die sich selbst zum Opfer machen, um daraus Ihr Handeln zu begründen. Auf eben jenen Opfertypus habe ich mich bezogen, da eben jene Gruppe bereitwillig Opfer ist. Auf die andere Gruppe habe ich mich nicht bezogen, schon allein deswegen nicht, weil ich ihr Selbstbestimmungsrecht achte, denn sie wollen ja eben keine Opfer sein, sondern werden dazu gemacht.
Lassen Sie mich ein historischen Beispiel nehmen. Im Zionismus wohnt die Überzeugung, dass es nicht angehen kann, dass das Judentum ständig zum Opfer gemacht wird. Mit der Verwirklichung eines israelischen Staates haben die Zionistinnen und Zionisten endlich den Fluch der Opferrolle abgeschüttelt. Dass diese Entwicklung zwangsläufig Probleme hervorrufen musste, war von Anfang an klar. Die nicht-jüdische Welt hatte sich halt an Juden und Jüdinnen als Opfer gewöhnt. Solange sie brav den Tod durch ihre Feinde in Kauf nahmen, waren sie ein beliebtes Thema bei den Gutmenschen und ein dankbares Opfer der Antisemiten. Doch von dem Tag an, da sie es wagten, sich zu verteidigen, da Sie es wagten, zur Tat zu schreiten, begann das Lamento. Die Juden und Jüdinnen wurden zu Tätern. Aber natürlich nur zu Tätern in Ihrer Definition von Tat, Herr Kriminalautor Schmiester. Statt nach Gründen für die einzelnen Taten zu suchen, statt zu erkennen, dass gerade in Israel jede Tat der Regierung heiß und kontrovers diskutiert und kritisiert wird, wird hinter jeder Tat der israelischen Bevölkerung direkt eine Straftat vermutet. Die UN kommt ja gar nicht mehr nach mit Resolutionen, die gegen dieses kleine Land verhängt werden. Aber es musste wohl so kommen, denn wer Jahre lang mit dem Bild der Brunnenvergifter und Kindermörder groß geworden ist, kann sich nun mal an eine andere Bedeutung des Wortes „Täter“ in Verbindung mit Juden nicht gewöhnen.
Sie sind in dieser Hinsicht leider auch ein typischer Deutscher, Herr Kriminalautor Schmiester. Sie gehören einer Nation an, die Auschwitz zu verantworten hat, da rutscht das Wort nolens volens in eine negative Ecke. Aber ein Volk, das Wüsten bewohnbar macht und die Idee der Demokratie in eine Welt trägt, wo die Freiheit des Individuums noch nicht geachtet wird, hat selbstverständlicher Weise einen besseren Begriff von „Täter“.
Jetzt, wo ich das Wort „Täter“ erneut und vor allem in Verbindung mit Erez Israel benutzt habe, Ihnen quasi eine Steilvorlage für Beleidigungen und Missverständnisse gegeben habe, können Sie sich erneut entscheiden, ob Sie mich wieder nur richten wollen, oder sich endlich mal ans Verstehen wagen möchten. Ich hoffe, Sie mögen Sich auf das Verstehen konzentrieren.
PS: Den Film „Das Schweigen“ von Ingmar Bergman haben Sie leider wohl auch nicht ganz verstanden. Denn gerade dieser Film behandelt die Konsequenzen einer ganz besonderen Tat. Im Bewusstsein Ihres nahen Todes hat eine schwerkranke Frau im Einverständnis mit ihrer Schwester beschlossen, das eigene Neugeborene als Kind der gesunden Schwester auszugeben. Diese Tat wird im Film nie direkt angesprochen, sondern immer nur angedeutet. Dennoch zeigt der Film die Grausamkeit dieser Tat in Anbetracht der Tatsache, dass das Kind mittlerweile einige Jahre alt, die leibliche Mutter aber immer noch am Leben ist. In erschütternden Bildern zeigt der Film, wie es sich mit einer solchen Tat leben, oder besser eben nicht leben lässt. Dies ist jedoch nur ein winziger Aspekt des Filmes und Bergman wäre nicht Ingmar, wenn es da nicht noch viel mehr zu sehen gäbe. Dass Ihnen allerdings dieser Aspekt nicht aufgefallen zu sein scheint, kann ich nur mit Ihrem sehr einseitigen Verständnis des Wortes „Täter“ erklären.
PPS: Ob Sie mir ein Praeputium zutrauen ist mir gelinde gesagt schmockegal, aber wiederum haben Sie etwas falsch verstanden, im Stück hat die Figur des Christian ein Praeputium. Mein Penis ist nicht Thema des Stückes - auch wenn es Sie enttäuscht. Wenn Sie jedoch wollen, kann ich ja irgendwann mal ein schönes Stück über mein Geschlechtsteil schreiben. Ein solches Stück werden dann aber nur Sie zu lesen bekommen, quasi als Geschenk für dieses anregende Streitgespräch.
Buurmann,
Theaterdirektor
Herr Kriminalautor Schmiester,
flüchten wir in die Hermeneutik.
Gerne möchte ich Ihnen folgen, ein paar Schritte in die Hermeneutik zu wagen, auch wenn ich befürchte, mit Ihrem Tempo nicht Schritt halten zu können. Zügeln Sie Ihre Geschwindigkeit also etwas, Sie werden merken, dass es am Straßenrand manch schöne Blume gibt, an die Sie sonst vorbei hasten. Es entgehen einem so viele schöne Kleinigkeiten, wenn man immer nur ein Ziel vor Augen hat und darüber ganz den Weg vergisst. Ich habe Sie immer für einen Flaneur gehalten, für einen Menschen der schlendert, genießt und schweigt. Leider muss ich feststellen, dass aller romantischen Überhöhung zum Trotz, Sie doch nichts weiter tun als hetzen. (Das Wort „hetzen“ ist an dieser Stelle von mir bewusst ob seiner Mehrdeutigkeit gewählt worden. Interpretatoren aller Länder vereinigt Euch!)
Also, Herr Kriminalautor Schmiester, lassen Sie uns ein wenig durch das Wort „Täter“ flanieren. Es fällt sofort auf, dass Sie dem Wort „Täter“ direkt eine Bedeutung zukommen lassen, die dazu angetan ist, das Wort auf nur einen Aspekt zu reduzieren. Sie behaupten, das Wort korreliere mit einem ungesetzlichen, verbrecherischen Tun. Wie sie dazu kommen, erklären Sie nicht. Stattdessen behaupten Sie im gewohnt selbstherrlichen Brustton der Überzeugung, diese Bedeutung sei in sprachlicher Übereinkunft entstanden, ganz so, als habe es irgendwann ein Treffen zwischen den Sprach-Göttern und den Menschen gegeben, an dem die diese Interpretation für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt wurde. Nun, an diesem denkwürdigen Tag der Entscheidung muss ich wohl nicht am Sinai, sondern am Strand gelegen haben.
Ihre Beschreibung definiert mitnichten das Wort „Täter“, sondern den Begriff „Täter einer Straftat“. Warum Sie das Wort „Täter“ mit einer Straftat assoziieren, könnte ich nun psychoanalytisch erklären, aber solange Sie mir aber kein Therapeutengehalt zahlen, möchte ich mir die Arbeit einer Analyse lieber nicht machen. Stattdessen möchte ich darauf hinweisen, dass Ihre Reduzierung lediglich beweist, dass Sie nicht Willens sind, zu Ihren eigenen Taten zu stehen. Wie alle Menschen, die über die Konsequenzen ihrer Taten hinwegtäuschen möchten, bedienen Sie sich des Wortes „Macher“. Hier zeigt sich Ihre wahre neoliberale Gesinnung.
Mit dem Wort „Macher“ nämlich, Herr Kriminalautor Schmiester, wiegen Sie sich in dem trügerischen Schein, es gäbe Taten, die nur schaffen, aber nicht nichten. So einfach ist aber leider nicht. Jede Tat bringt Neues hervor, da haben Sie Recht, aber jede Tat vernichtet auch. Mit jeder Tat vernichten wir die Unendlichkeit der Möglichkeiten. Statt also zu behaupten, eine Tat sei immer noch schöpferisch, sollten Sie lieber darüber nachdenken, welche Möglichkeiten Ihre Tat für alle Zeit vernichtet. Das ist die Verantwortung zur Tat, die ich meine.
Diese Verantwortung zur Tat geht Ihnen, verehrter Herr Kriminalautor, mal wieder völlig ab. Anders ist es nicht zu erklären, dass Sie aus meiner Opferanalyse ernsthaft herauszulesen glauben, ich würde damit „die rechtlos Hingerichteten, die der brutalen Macht Unterlegenen, die Opfer der Kriege und auch der Gaskammern in Auschwitz“ verunglimpfen. Zu einem solchen Resultat kann nur ein Mensch kommen, der lieber richtet als versteht. Die Rolle des Richters lasse ich Ihnen jedoch gerne angedeihen. Ich werde, um im Bild zu bleiben, dann wohl den Anwalt spielen.
Mit meiner Opferanalyse weise ich auf die Tatsache hin, dass es im Grunde zwei verschiedene Opfertypen gibt. Zunächst sind da jene Menschen, die zu Opfern gemacht werden. Das sind jene Menschen, die eigentlich keine Opfer sein wollen, denen das Selbstbestimmungrecht aber genommen wird. Dann gibt es jene Menschen, die sich selbst zum Opfer machen, um daraus Ihr Handeln zu begründen. Auf eben jenen Opfertypus habe ich mich bezogen, da eben jene Gruppe bereitwillig Opfer ist. Auf die andere Gruppe habe ich mich nicht bezogen, schon allein deswegen nicht, weil ich ihr Selbstbestimmungsrecht achte, denn sie wollen ja eben keine Opfer sein, sondern werden dazu gemacht.
Lassen Sie mich ein historischen Beispiel nehmen. Im Zionismus wohnt die Überzeugung, dass es nicht angehen kann, dass das Judentum ständig zum Opfer gemacht wird. Mit der Verwirklichung eines israelischen Staates haben die Zionistinnen und Zionisten endlich den Fluch der Opferrolle abgeschüttelt. Dass diese Entwicklung zwangsläufig Probleme hervorrufen musste, war von Anfang an klar. Die nicht-jüdische Welt hatte sich halt an Juden und Jüdinnen als Opfer gewöhnt. Solange sie brav den Tod durch ihre Feinde in Kauf nahmen, waren sie ein beliebtes Thema bei den Gutmenschen und ein dankbares Opfer der Antisemiten. Doch von dem Tag an, da sie es wagten, sich zu verteidigen, da Sie es wagten, zur Tat zu schreiten, begann das Lamento. Die Juden und Jüdinnen wurden zu Tätern. Aber natürlich nur zu Tätern in Ihrer Definition von Tat, Herr Kriminalautor Schmiester. Statt nach Gründen für die einzelnen Taten zu suchen, statt zu erkennen, dass gerade in Israel jede Tat der Regierung heiß und kontrovers diskutiert und kritisiert wird, wird hinter jeder Tat der israelischen Bevölkerung direkt eine Straftat vermutet. Die UN kommt ja gar nicht mehr nach mit Resolutionen, die gegen dieses kleine Land verhängt werden. Aber es musste wohl so kommen, denn wer Jahre lang mit dem Bild der Brunnenvergifter und Kindermörder groß geworden ist, kann sich nun mal an eine andere Bedeutung des Wortes „Täter“ in Verbindung mit Juden nicht gewöhnen.
Sie sind in dieser Hinsicht leider auch ein typischer Deutscher, Herr Kriminalautor Schmiester. Sie gehören einer Nation an, die Auschwitz zu verantworten hat, da rutscht das Wort nolens volens in eine negative Ecke. Aber ein Volk, das Wüsten bewohnbar macht und die Idee der Demokratie in eine Welt trägt, wo die Freiheit des Individuums noch nicht geachtet wird, hat selbstverständlicher Weise einen besseren Begriff von „Täter“.
Jetzt, wo ich das Wort „Täter“ erneut und vor allem in Verbindung mit Erez Israel benutzt habe, Ihnen quasi eine Steilvorlage für Beleidigungen und Missverständnisse gegeben habe, können Sie sich erneut entscheiden, ob Sie mich wieder nur richten wollen, oder sich endlich mal ans Verstehen wagen möchten. Ich hoffe, Sie mögen Sich auf das Verstehen konzentrieren.
PS: Den Film „Das Schweigen“ von Ingmar Bergman haben Sie leider wohl auch nicht ganz verstanden. Denn gerade dieser Film behandelt die Konsequenzen einer ganz besonderen Tat. Im Bewusstsein Ihres nahen Todes hat eine schwerkranke Frau im Einverständnis mit ihrer Schwester beschlossen, das eigene Neugeborene als Kind der gesunden Schwester auszugeben. Diese Tat wird im Film nie direkt angesprochen, sondern immer nur angedeutet. Dennoch zeigt der Film die Grausamkeit dieser Tat in Anbetracht der Tatsache, dass das Kind mittlerweile einige Jahre alt, die leibliche Mutter aber immer noch am Leben ist. In erschütternden Bildern zeigt der Film, wie es sich mit einer solchen Tat leben, oder besser eben nicht leben lässt. Dies ist jedoch nur ein winziger Aspekt des Filmes und Bergman wäre nicht Ingmar, wenn es da nicht noch viel mehr zu sehen gäbe. Dass Ihnen allerdings dieser Aspekt nicht aufgefallen zu sein scheint, kann ich nur mit Ihrem sehr einseitigen Verständnis des Wortes „Täter“ erklären.
PPS: Ob Sie mir ein Praeputium zutrauen ist mir gelinde gesagt schmockegal, aber wiederum haben Sie etwas falsch verstanden, im Stück hat die Figur des Christian ein Praeputium. Mein Penis ist nicht Thema des Stückes - auch wenn es Sie enttäuscht. Wenn Sie jedoch wollen, kann ich ja irgendwann mal ein schönes Stück über mein Geschlechtsteil schreiben. Ein solches Stück werden dann aber nur Sie zu lesen bekommen, quasi als Geschenk für dieses anregende Streitgespräch.
Buurmann,
Theaterdirektor
Was ist Theater? - Lob und Entzücken
Theaterdirektorchen –
ich bin entzückt!
Ein guter Text, ein schöner Text – und jetzt lesen wir noch den Essay vom apollinischen und dionysischen Theater und fragen und nach der Funktion von Mimesis und Katharsis, auch nach Schillers Meinung von Spiel und Menschsein … ach ja …
Aber schön, doch, sehr schön gesagt habe Sie das …
Mit glänzenden Augen grüße ich Sie,
Ihr
Schmiester (meist nur Kriminalautor)
ich bin entzückt!
Ein guter Text, ein schöner Text – und jetzt lesen wir noch den Essay vom apollinischen und dionysischen Theater und fragen und nach der Funktion von Mimesis und Katharsis, auch nach Schillers Meinung von Spiel und Menschsein … ach ja …
Aber schön, doch, sehr schön gesagt habe Sie das …
Mit glänzenden Augen grüße ich Sie,
Ihr
Schmiester (meist nur Kriminalautor)
Was ist Theater?
Vom Beginn an war das Theater ein Spiel, das Verwandeln von Texten, ob niedergeschrieben oder nicht, in ein Gewebe von Zitaten, ein Eindringen und in Bewegung bringen, ein Nachsuchen, ja Erschüttern. Theater wird gespielt, noch bevor es geschrieben oder gesprochen wird. Sprechen und Schreiben, die beiden vermeintlichen Kontrahenten, verwoben und doch getrennt, im Theater werden sie zum Ereigniss. Im Theater leistet der Mensch Menschendienst, ebenso, wie der Mensch in der Synagoge, der Kirche oder der Moschee Gottesdienst betreibt.
Der Theatertext - verwaist, adoptiert, gespielt - ist ein Gebäude zum Einbruch errichtet, sowohl ohne Schwanz als auch ohne Kopf, unvernünftig, ohne Bezugszentrum, weil er Spiel ist, weder absurd noch inkohärent noch verrückt. Theater fragt nicht nach dem Sinn, eine interpretatorische Offenbarung wird nicht ersehnt, sondern unterlaufen. Die Herrschaft der Auslegung wird überschritten und die Unbestimmtheit des Theaters, ohne Unterlaß, wieder in ein endloses Spiel getrieben. Der Ursprung des Theaters liegt im Spiel, auch und gerade weil er zeitlich auf das Verfassen folgt. Denn was ist das Verharren in der Erstellung eines Theaterstückes weiter als ein bloßes Festhalten einer Idee? Ein Stück, das nicht zu einem über die Bühne gespanntes Leichentuch verkommen möchte, muß gestaltlos sein und doch formbar, für die Spielenden auf und um den Brettern. Es muß bewohnbar sein - das Spielen kann nur von innen geschehen - darf jedoch nicht versklaven.
Spielen heißt, dass Risiko einzugehen, „Ja“ zu sagen zu einer Absurdität, die spürbar ihren eigenen Regeln gehorcht und immer wieder solchen Sinn hervorbringt, als dessen Kehrseite sich das Theater doch versteht. Wir spielen weiter. Wozu, wovon, wohin? Ruhelos, wird jeder modische Sinn erneut über die Fläche der Plattform zerlegt und zerstreut, um sich nicht in die Grenzen zu legen, in denen das Theater offensichtlich agieren muß. Theater ist eine unaufhörliche Bewegung von Bildern und im Gegensatz zum Bildschirm keine bloße Matrize von Vergangenem, sondern ständig gegenwärtig und originär in seinem Spiel. Selbst das Publikum ist mit dem Theater verstrickt - ein großes Verweissystem. Und doch weiß das Publikum, dass es am Ende der Aufführung wieder hinaus muß in die Welt, um dort in den Spuren des zertrümmerten Sinns einen Weg zu finden.
(Dieser Text entstand im Spiel mit Texten von Jacques Derrida und Sarah Kofman, sowie im Gespräch mit Prof. Claudia Bickmann und Viktoria Burkert von der Universität zu Köln, denen besonderer Dank gilt.)
Der Theatertext - verwaist, adoptiert, gespielt - ist ein Gebäude zum Einbruch errichtet, sowohl ohne Schwanz als auch ohne Kopf, unvernünftig, ohne Bezugszentrum, weil er Spiel ist, weder absurd noch inkohärent noch verrückt. Theater fragt nicht nach dem Sinn, eine interpretatorische Offenbarung wird nicht ersehnt, sondern unterlaufen. Die Herrschaft der Auslegung wird überschritten und die Unbestimmtheit des Theaters, ohne Unterlaß, wieder in ein endloses Spiel getrieben. Der Ursprung des Theaters liegt im Spiel, auch und gerade weil er zeitlich auf das Verfassen folgt. Denn was ist das Verharren in der Erstellung eines Theaterstückes weiter als ein bloßes Festhalten einer Idee? Ein Stück, das nicht zu einem über die Bühne gespanntes Leichentuch verkommen möchte, muß gestaltlos sein und doch formbar, für die Spielenden auf und um den Brettern. Es muß bewohnbar sein - das Spielen kann nur von innen geschehen - darf jedoch nicht versklaven.
Spielen heißt, dass Risiko einzugehen, „Ja“ zu sagen zu einer Absurdität, die spürbar ihren eigenen Regeln gehorcht und immer wieder solchen Sinn hervorbringt, als dessen Kehrseite sich das Theater doch versteht. Wir spielen weiter. Wozu, wovon, wohin? Ruhelos, wird jeder modische Sinn erneut über die Fläche der Plattform zerlegt und zerstreut, um sich nicht in die Grenzen zu legen, in denen das Theater offensichtlich agieren muß. Theater ist eine unaufhörliche Bewegung von Bildern und im Gegensatz zum Bildschirm keine bloße Matrize von Vergangenem, sondern ständig gegenwärtig und originär in seinem Spiel. Selbst das Publikum ist mit dem Theater verstrickt - ein großes Verweissystem. Und doch weiß das Publikum, dass es am Ende der Aufführung wieder hinaus muß in die Welt, um dort in den Spuren des zertrümmerten Sinns einen Weg zu finden.
(Dieser Text entstand im Spiel mit Texten von Jacques Derrida und Sarah Kofman, sowie im Gespräch mit Prof. Claudia Bickmann und Viktoria Burkert von der Universität zu Köln, denen besonderer Dank gilt.)
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