Mittwoch, 30. Juli 2008

Typisch Deutsch

Die eigene Nase,
Herr Kriminalautor Schmiester,
wird viel zu selten berührt.

In meinem letzten Brief habe ich Sie, wohl in der Anwandlung eines literarisch-cholerischen Anfalls, als typischen Deutschen bezeichnet. Diese Beleidigung kann ich so nicht stehen lassen. Wenn ich mal kritisch mit mir selbst bin, muss ich eingestehen, dass sich die Zugehörigkeit zu einem Staat überhaupt nicht als Beleidigung eignet. Eigentlich offenbart es mehr das Vorhandensein von Vorurteilen bei mir selbst. Wahrscheinlich habe auch ich Probleme mit meinem Deutschsein. (Dadurch bin ich wohl erst wahrhaft Deutsch. Hatte nicht auch Heinrich Heine so manche Probleme mit Deutschland und liebte es doch so sehr?) Nun, das hadern mit dem eigenen Land gehört wohl zum Deutschsein dazu.

Wahrhaft erschrocken über mich selbst bin ich allerdings in Aachen. In Aachen ist nämlich das Couven-Museum, das die bürgerliche Wohnkultur der letzten Jahrhunderte zeigt. Jeder Raum war in einem bürgerlichen Wohnstil eingerichtet. Nun raten Sie mal, in welchem Raum ich mich am wohlsten, ja fast schon zu Hause gefühlt habe. Im Biedermeier! Ist das nicht spießig! Jaja, der Theaterdirektor bekommt in einer Biedermeierküche feuchte Augen. Was es nicht alles gibt.

Ihr Theaterdirektor Buurmann.