Donnerstag, 10. Juli 2008

Gehirne am Strand (1) - Gefahren im Sand



Sehe ich das,
Theaterdirektor Buurmann,
sehe ich das richtig?

Da kommt in Ihrem Stück von den Gehirnen auf Mallorca - pardon: Ihre Gehirne waren ja nur am Strand -, also ganz anfänglich Ihres Stücks (oder Dramas?) kommt da wer auf die Bühne - pardon: an den Strand natürlich, den Sie tonnenschwer in Ihr Theater geschafft haben. (Hochachtung!) Auf diesem Sandstrand nun ahlen sich schon zwei Liegestühler, ein fast nackter Mann und eine noch fast nacktere Frau, und der da jetzt eingangs Ihrer Inszenierung dazukommt, buddelt ein bisschen herum, ist aber kein Hund, ist ein Mensch, einer mit einem Palästinenserschal (sic!)! Und dann geht dieser Buddler von Arafats Gnaden wieder ab, er sagt nichts, ist weg, und er kommt - sehe ich das richtig, Theaterdirektor Buurmann? - eigentlich gar nicht mehr vor, nur in den Nahtstellen Ihrer Strandszenen richtet er den Sonnenschirm gelegentlich ein oder weg, mitsamt dem Liegegestühl, wie ein Theater-Statist eben und ohne Geheimnis.

Doch wenn Ihr Stück, Theaterdirektor Buurmann, dann zuende geht, steht dieser Mensch mit dem Palästinenserschal plötzlich ganz gewaltig wie Tarzan im Sand, schreit aber nicht nach Jane und greift nicht zur Liane, er schreit auf Hebräisch, dass Allah ein super Typ sei und greift wohl an den Hosengürtel - dann krachts in Ihren Lautsprecherboxen und das Licht flackert weg. (Ich puhl mir im Ohr und blinzele ungläubig, steh aber im Dunkeln.)

Das ist durchaus eindrucksvoll, Theaterdirektor Buurmann, und der sich bei BILD gebildet Habende weiß jetzt, dass da ein Selbstmordattentäter am Werk war und dass Sie in Ihrem Inszenierungsdrang auf der Höhe dieser so schrecklichen Zeit des Terrors und der Ängsten des Herrn Schäuble sind.

Ja doch, wundern Sie sich nicht, ich habe Sie durchschaut, Herr Theaterdirektor: Sie säen Ängste, irrationale Ängste, denn jeder, jeder, so vermitteln Sie es, kann jederzeit als Terrorist auftauchen, vor allem wenn er ein schwarz-weiß-verräterisches Tuch um den Hals trägt (dieser dumme Kerl!) - gerade noch im Sand gebuddelt und das Kind gespielt, nix zu tun gehabt, dann aber BUMM!, und - nein, Sie geben sich, Theaterdirektor Buurmann, nicht mit fünf, zehn Toten zufrieden, sie lassen gleich Tausende hinrichten und eine ganze Hotelanlage: "Sucht nur, die Menschen zu verwirren, sie zu befriedigen ist schwer!" (Wer hat's gesagt?)

Ja, das macht so richtig wirr, und Angst: der Schläfer ist erwacht! Und ein jeder kann er sein, jeder, der ein leicht verräterisches Äußeres sein Eigen nennt, ein Tuch eben oder ein Koran in der Tasche oder vielleicht eine dicke Nase? Jeder der auch wohl baskisch spricht oder irisch-katholisch ist könnte Ihnen, Theaterdirektor Buurmann, ebenso recht sein - aber Sie wollen aktuell sein, ganz heutig im Bedrohungsangebot unserer Welt, und wenn Ihr Strand auch in Neuseeland ist (mein Gott, welche Transportkosten für den von Ihnen importierten Sand!), dann meinen Sie ja doch wohl recht eigentlich Borkum oder Langeoog oder Grömitz, Usedom oder den dem Saaler Bodden vorgelagerten Darß sogar, heute also noch so heimelige Stätten, vor denen das Innenministerium als gefährliches Terrain noch gar nicht gewarnt hat - zu unrecht nicht vor diesen Ihrem Sand so synonymen No-go-Areas.

Sie, Theaterdirektor Buurmann, zielen auf unseren Vorgarten, den hier in Nippes und den dort in Sülz: keine sprengstofffreie Zone mehr! Vor allem aber beschuldigen Sie in Ihrem Sandkastenspiel als Bedroher unserer (inneren und realen) Schrebergärten doch alles, was uns kulturfremd ist: Jeder kann es sein, der uns niederbombt, liebe Leute!, ja, das sagen Sie, Theaterdirektor Buurmann! Haltet die Augen auf, liebe Leute!, rufen Sie uns zu, jeder Fremde ist ein potentieller Mörder!

Ob Sie es so planten und wollten oder dachten oder nicht: auch wenn Sie keiner von denen da ganz, ganz rechts noch vom Schäuble sind, so plädieren Sie doch mit dieser Ihrer Terroristenfigur, die aus dem Sand, aus dem Nichts, aus der dumpfesten Angst oder aus dem rigorosesten Voruteil eines neuen Kreuzzugs kommt, für den ganz, ganz großen Big Brother und Ihre Schuldzuschreibung ist hemmungslos.

Theaterdirektor Buurmann: der Leichtsinn, hoffe ich, hat Sie verführt - aber sehen Sie sich jetzt mal mit Bedacht um: das von Ihnen in dieser leichsinnigen Inszenierungslaune beschrittene Terrain ist braun , ganz braun - Gott gebe es, dass Sie vom "Narzi" in Ihren eigenen Augen nicht zum Nazi in den meinen abrutschen!

Der Vorwurf ist heftig, ich weiß. Er soll Sie wecken, Theaterdirektor Buurmann, und Sie Mores lehren - aber nichts für ungut!

Ihr Schutzengel Schmiester.