tag:blogger.com,1999:blog-82362426274960491982024-02-19T08:05:47.975+01:00Pro und Contra / Sein oder NichtseinEin theatralischer Diskurs oder Die Kritik der anderen VernunftBurkhard Schmiesterhttp://www.blogger.com/profile/05281007016682862107noreply@blogger.comBlogger14125tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-89337806190235848092009-03-09T15:38:00.000+01:002009-03-09T15:39:47.908+01:00Sehr geehrte Frau Marcus,in Ihrem Grußwort als Chefredakteurin zur ersten Ausgabe der Kölner Theaterzeitung akT heben Sie an mit den Worten: „Auf eine angregende, lebendige, diskussionsfreudige Zukunft von akT“.<br /><br />Diesem Ruf nach einer freudigen Diskussionskultur möchte ich nachkommen, haben Sie doch in Ihrer Kritik zu unserer Inszenierung von Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ den Start zu einer hitzigen Diskussion gelegt.<br /><br /><br />Ihre Kritik beginnt mit folgenden Worten: „Während Israel den Gaza-Streifen in Schutt und Asche legt, wird im Severins-Burg-Theater einer der beliebtesten Shakespeare-Abende gezeigt.“ Was bitte hat Sie geritten, Ihre Kritik mit diesen Worten zu beginnen? Wäre es zuviel gewesen, folgendes zu schreiben: „Während sich der Gaza-Streifen und Israel im Krieg befinden?“ Ist es Ihnen nicht zuzumuten, eine wenn auch schwere, aber an dieser Stelle doch notwendige Objetivität zu wahren? Sie wissen doch nur zu gut, dass die Hamas, die den Gaza-Streifen beherrscht, nicht nur den Tod Israels fordert, sondern auch das eigene palästinensische Volk, so es wagt, sich kritisch mit sich selbst zu beschäftigen, verfolgt, foltert und ermordert. Bei den Gegener Israels im Gaza-Streifen haben wir es mit einer Clique von Mördern zu tun, die nicht nur jedes tote israelische Kind bejubelt, sondern auch das eigene Volk als Geisel der eigenen Ideologie nimmt.<br /><br />Sie hätten die Kritik also durchaus auch mit diesen Worten beginnen können: „Während die Hamas jüdische und palästinensiche Menschen zum Wohle ihrer Ideologie mordet, wird im Severins-Burg-Theater einer der beliebtesten Shakespeare-Abende gezeigt.“ Dies haben Sie jedoch nicht getan und stellen sich somit in gefährliche Nähe zu einer terroristischen Vereinigung. Statt also neutral zu sein, positionieren Sie sich und stellen Israel als vernichtendes Etwas dar. Dies sei Ihnen zugestanden, aber mit dem gleichen Recht frage ich, wie Sie zu Ihrer Position kommen.<br /><br />Es hat mich geradezu beschämt, wie sehr auch Sie mit Ihrer Zeitung das Bild vom Brunnenvergifter und Mörder Israel bemühen? In einer Zeit, in der Juden und Jüdinnen in Europa um ihre Synagogen bannen müssen, da in der ersten Wochen des Jahres 2009 auf Synagogen und Gemeindehäuser in Frankreich, England, Belgien, Schweden und Deutschland Brandanschläge verübt wurden, in einer Zeit, wo Demonstranten, die es wagen, Solidarität mit Israel zu zeigen, mit Eisenstangen (in München) und Rohrbomben (in Malmö) angegriffen werden - alles natürlich entschuldigt mit dem Vorgehen Israels im Gaza-Streifen – in dieser Zeit also zündeln auch Sie.<br /><br />Während deutsche Polizisten vom tobenden Mob auf der Straße genötigt in private Wohnungen stürmen, um dort eine Israel-Fahne zu entfernen, wie jüngst in Duisburg geschehen, währende Juden und Nicht-Juden in Deutschland gut daran tun, Israel in seiner Existenz nicht zu verteidigen, wenn ihnen ihre Gesundheit lieb ist, während die Kritik an Israel von Einseitigkeiten und mangelnder Emphatie für das Leid der Israelis geprägt ist, formulieren Sie einen Satz, der einseitiger nicht gedacht werden kann.<br /><br />In Ihrer Kritik gehen Sie scharf ins Gereicht mit dem Journalisten Alex Feuerherdt, der im Umfeld unserer Inszenierung an einem Abend einen Vortrag zu dem Thema „Israelktitk als neuer Antisemitismus“ gehalten hat. Zunächst einmal wage ich es, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie an diesem Abend nicht anwesend waren und somit nicht wissen können, was an diesem Abend diskutiert wurde. Ich finde diese Tatsache recht bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie sehr Sie sich dennoch trauen, ein Urteil über diese Diskussion zu fällen. Sieht so der Journalismus der neuen akT aus? Nun, es sei Ihnen zugestanden, dass Sie wenigstens die Rede Feuerherdts von mir zugesandt bekommen haben, somit also wenigstens einen Teil seines Beitrags gelesen haben, aber alle anderen Stimmen des Abends haben Sie nicht gehört! Sie waren also nicht anwesend, wagen es aber dennoch, dem Severins-Burg-Theater folgende Einstellung zu attestieren:<br /><br />„In Hendrik M.Broder-Brandmanier behauptet [Feuerherdt], dass Israelkritik grundsätzlich antisemitisch sei. Egal, wie viele Zivilisten im Gaza-Streifen getötet und illegale Siedlungen im Westjordanland errichtet werden.“<br /><br />Diese Aussage von Ihnen ist schlicht eine infame Lüge, geboren aus einer nicht geleisteten Recherche und somit einer Journalistin nicht würdig. Ich erlaube es mir, Ihnen wenigstens noch den Anstand zu unterstellen, dass Sie wenigstens um Ihre journalistische Fahrlässigkeit wissen.<br /><br />Das hält Sie jedoch nich davon ab, dem Severins-Burg-Theater zu unterstellen, es würde sich unverbrüchlich für das Recht Israels einsetzen, „brutal zurückzuschlagen.“<br /><br />Sie zeichnen also nicht nur das Bild eines brutal agierenden Israels, sondern nennen auch das Severins-Burg-Theater brutal. Auch dies sei Ihnen gestattet, denn sie müssen ja nichts befürchten, ausser diesem Brief von mir. Während manch ein selbsternannter Verteidiger der Rechte der Palästinenser in Europa (sic!) Synogogen und Menschen angreift und den Tod Israels fordert, greife ich lediglich auf Worte zurück. Sie müssen also nichts befürchten, wenn Sie mich kritisieren. Darf ich Sie jedoch darauf aufmerksam machen, dass es im umgedrehten Fall ganz anders ist. Wer es wagt, sich kritische gegen die Hamas zu stellen, der muss um seine Gesundheit und sein Leben fürchten. In München wurden erst jüngst Demonstranten mit Eisenstangen angegriffen und die Polizei hatte es sichtlich schwer, diesem Angriff zu begegnen und die Unversehrtheit der Hamas-Gegner zu garantieren. In Dänemark (sic!) wurde jüngst auf zwei Israelis geschossen (Doppel-SIC!).<br /><br />Darf ich Sie zudem darauf hinweisen, dass ich auf einer US-Amerikanischen Nazi-Seite zu einem Untermenschen degradiert werde, versehen mit der indirekten Aufforderung, daraus die Konsequenzen zu ziehen? Während Ihre Kritk an das Severins-Burg-Theater also lediglich für einen Disput sorgt, der Ihnen maximal ein paar Stunden Zeit der Auseinandersetzung kostet, zahle ich regelmäßig Taxis, da ich mich nachts auf dem Weg vom Theater nach Hause allein in den Kölner Straßen nicht mehr sicher fühle. In diesem Umfeld halten Sie es nun auch noch für nötig, mich zu einem Menschen zu erklären, der die Lanze für die Brutalität bricht.<br /><br />Allerdings argumentiere weder ich, noch Alex Feuerherdt oder das Severins-Burg-Theater für Brutalität. Wir weisen lediglich darauf hin, dass im allgemeinen Diskurs Israel als brutal abgestempelt wird, während bei anderen Menschen eben diese und vor allem noch extremer Brutalität toleriert wird. Das Severins-Burg-Theater kritisiert lediglich die Doppelmoral, die Gewalt besonders dann zur Kenntnis nimmt, wenn sie von Juden, respektive Israelis ausgeht. Genau das tun Sie ja auch, wenn Sie zwar Israel in Ihrem Artikel als brutal bezeichnen, aber kein Wort über die Gegenseite verlieren.<br /><br />Dies, Frau Marcus, ist antisemitisch! Es ist antisemitisch, wenn an Israelis eine andere Meßlatte als an alle anderen Ländern angelegt wird. Es ist antisemitisch, wenn man auf Israelis den denkbar schärfsten Blick anlegt, während man bei anderen Ländern und Menschengruppen versöhnlicher ist. Diese „Israelkritik“ ist antisemitisch! Es ist zudem antisemitisch, eine Diskussion, die es wagt, auf diese Doppelmoral hinzuweisen als „Brandmanier“ zu bezeichnen, wissend, dass wahre Brandsätze aus europäische Synagogen und Menschen abgefeuert werden, wie es in den letzten Monaten in Deutschland und seinen Nachbarländern geschehen ist!<br /><br />Niemals hat das Severins-Burg-Theater oder Alex Feuerherdt sich für Brutalität ausgesprochen, im Gegenteil. Alex Feuerherdt und das Severins-Burg-Theater stellen sich sogar auf die Seite der Palästinenser, indem sie auf die wahre Gefahr der Palästinenser hinweisen, nämlich die Hamas! Die Rede ist dort eindeutig! Die Hamas ist es und mit ihr tausende von Menschen auf deutschen Straßen, die den Tod Israels fordern. Das ist brutal. Nicht unser Theater!<br /><br />Es ist nicht brutal, wenn man es wagt, darauf hinzuweisen, dass Israel im Diskurs schärfer als alle anderen Ländern der Welt kritisiert wird. In einer geradezu manischen Fixiertheit auf nur 0,1089% der gesamten Weltbevölkerung, denn dies ist der prozentuelle Anteil der Israelis auf der Erde, sieht die UN ein Volk, dem ganz besondere Aufmerksamkeit zu Teil werden muss. Während also 99,9% der Welt mit geradezu christlicher Milde beäugt werden, müssen die restlichen 0,1% den vollen Zorn der Aufklärung auf ihre Schultern laden. Alle Jüdinnen und Juden der Welt zusammengenommen ergeben gerade mal 0,22% der Gesammtbevölkerung. 99,78% der Bevölkerung werden somit von Nicht-Juden gestellt. Dennoch hält sich der wackere Glaube, die Juden und vor allem Israelis seien die größen Probleme für den Weltfrieden. Es ist geradezu amüsant, wieviele Menschen dies glauben. Wenn man nun aber fragt, wie es denn um die Holländer (0,25% der Gesamtbevölkerung), die Deutschen (1,22%), die Chinesen (19,5 %), die Muslime (19,26%) oder die Christen (31,11%), bestellt sei, schauen die meisten Menschen nur ganz verwirrt, ganz so als habe man gerade eine völlig absurde Frage gestellt.<br /><br />Gerade hier ist eine ganz besondere Form des Antisemitismus zu finden, der Juden solange toleriert, wie sie sich zu Opfern machen lassen. Solange Juden in Ablehnung von Gewalt zu Opfern werden, solange sie wie Lessings „Nathan der Weise“ höchstens ihre Rhetorik als Waffe einsetzen, wenn Ihnen die Worte "Tut nichts! Der Jude wird verbrannt!" entgegengeschmettert werden, solange sie eben ganz friedlich bleiben, solange sind sie den christlichen Mitmenschen Willkommen. Sobald sie aber beginnen, sich zu wehren, schlägt die angebliche Sympathie in bittere Apathie um.<br /><br />Der Jude hat verständnisvoll und vor allem vergebend zu sein, um von seiner Umwelt geliebt zu werden. Es ist genau diese Anforderung der christlichen Welt an Juden, die Shakespeares Jude Shylock in „Der Kaufmann von Venedig“ zum Verhängnis wird. In dieser Komödie, die 150 Jahre vor „Nathan der Weise“ verfasst wurde, finden wir einen Juden, der wie alle anderen Figuren ein ganz gewöhnlicher Mensch ist, der sich irgendwann schlicht weigert, die Schmach der Unterdrückung einfach so hinzunehmen. Während sämtliche Christen in dieser Komödie von Shakespeare nicht in der Lage sind, ihre eigenen christlichen Prinzipien zu leben, fordern sie von dem Juden eben diese Verhaltensweise und bestrafen ihn umso heftiger, als sich herausstellt, dass er dem Gebot der Nächstenliebe nicht unbedingt folgen möchte oder kann. Shylock will und kann nicht besser sein als alle anderen Menschen. Er ist kein Übermensch und bringt dies auch mit folgenden Worten auf den Punkt:<br /><br />Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer als ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Sind wir euch in allen Dingen ähnlich, so wollen wir's euch auch darin gleich tun. Wenn ein Jude einen Christen beleidigt, was ist seine Demut? Rache. Wenn ein Christ einen Juden beleidigt, was muss seine Geduld sein nach christlichem Vorbild? Nu, Rache.<br /><br />Shylock ist im Gegensatz zu Nathan ein Mensch, mit Gefühlen und Ängsten. Wie jeder Mensch, der bedroht und angegriffen wird, will er sich verteidigen, sein Leben schützen und zur Not auch seine Umwelt in Angst und Schrecken versetzen, so dies die einzige Möglichkeit ist, das eigene Leben zu bewahren.<br /><br />Burkhard Schmiesters Inszenierung hebt genau auf diese Sache ab. Die Schmach und Gewalt, die Shylock widerfahren ist, schlägt bei Shakespeare in absolute Rache um. Burkhard Schmiester wagt es sogar in seiner Inszenierung, den Teufelskreis zu zeichnen, der durch diese Rache nicht durchbrochen wird. Natürlich ist Shylocks Rache unmenschmlich, aber warum fällt uns die Unmenschlichkeit erst auf, wenn Sie von einem Juden Besitz ergreift? Warum haben wird diese Unmenschlichkeit nicht mit den gleichen Vehemenz bekämpft, als Shylock das Opfer war?<br /><br />Um diese Frage dreht sich Burkhard Schmiesters Inszenierung und ist somit kein Plädoyer für eine angebliche Niebelungentreue gegenüber Israel, die Sie in dieser Inszenierung mit verzerrtem Blick zu entdecken glauben.<br /><br />Warum, und diese Frage richtet sich nun an Sie, Frau Marcus, warum schlagen Sie auf Israel und das Severins-Burg-Theater ein, während Sie in Ihrem Artikel sonst schweigen? Stürmend und drängend stelle ich Ihnen diese Frage mit der Bitte um Beantwortung, hoffend, dass Sie sich Ihrer Einseitigkeit bewußt werden, die mich und mein Theater in recht ungerechter Weise in ein schlechtes Licht gerückt hat.<br /><br />Sie werfen uns fälschlicherweise vor, nicht objektiv zu sein und stellen selbst Ihre eigene mangelnde Objektivität zur Schau.<br /><br />„Wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?“<br /><br />Mit diesen Worten Shylocks möchte ich meinen Brief beenden.<br /><br />Mit freundlichen Grüßen,<br />gerd buurmannGerd Buurmannhttp://www.blogger.com/profile/00957170038294463728noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-90262037296475006392008-10-16T20:11:00.009+02:002008-10-21T01:41:09.897+02:00Die Auschwitzkeuleund wie sie entdeckt wurde.<br /><br />Am 11. Oktober 1998 wurde in Frankfurt am Main eine der bedeutensten Funde in der Geschichte Deutschlands gemacht. Unter allgemeiner Begeisterung grub Dr. Martin Walser in der Paulskirche die Auschwitzkeule aus. Seit dieser Entdeckung, die in ihrer Bedeutung der Entdeckung Trojas in nichts nachsteht, hat die Auschwitzkeule einen Siegeszug durch ganz Deutschland angetreten. Heute, zehn Jahre später, gibt es kaum noch eine Person in Deutschland, die sich vor dieser Auschwitzkeule nicht fürchtet. Was vor zehn Jahren in Walsers Worten noch so klang: „Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule“, hört sich heute bei dem TAZ-Journalisten Bodemann wie folgt an: „Vor allem in Deutschland kann der Antisemitismusvorwurf tödlich sein, und so hüten sich viele Juden wie Nichtjuden davor, den Mund aufzumachen.“<br /><br />Die Auschwitzkeule hat gesiegt! Überall in Deutschland sitzen verzweifelte Menschen, die gerne etwas Kritisches sagen würden, zum Beispiel gegen Israel, aber aufgrund der über ihnen schwebenden Auschwitzkeule daran gehindert werden. Millionen mundtot gemachte Bürgerinnen und Bürger sitzen in den Exilen ihrer Deutschen Wohnzimmer und haben keine Möglichkeit, der Wahrheit Gehör zu verschaffen. Deutschland ist ein in Knechtschaft gehaltenes Land, in dem Israel nicht kritisiert werden darf und in dem jede Form der Kritik an die politische Ausnutzung des Holocausts auch und gerade durch die Juden in Deutschland und der ganzen Welt im Keim erstickt wird. In keiner Zeitung Deutschlands finden sich auch nur kleinste Hinweise auf politische Verfehlungen Israels und Norman Finkelsteins Buch „Die Holocaust Industrie“ ist in Deutschland de facto nicht käuflich zu erwerben.<br /><br />Halt!<br />Stehengeblieben!<br />Achtung!<br /><br />Spätestens jetzt gilt es, diese weltweit berühmt geworden deutschen Worte zu brüllen, diesmal aber, um auf Fakten hinzuweisen.<br /><br />Das soeben beschriebene Horrorszenario gibt es nicht, im Gegenteil: Israelkritik findet sich in jeder deutschen Tageszeitung und das nicht nur ab und zu, sondern fast wahrhaft täglich. Die Angst vor Israel ist in der Bevölkerung nicht nur sehr hoch, sondern sie wird auch laut und gut vernehmlich artikuliert. 65% der Deutschen erklärten laut einer durch die ZEIT am 4.11.2003 veröffentlichen Umfrage der EU, dass Israel die größte Gefahr für den Weltfrieden darstelle. Die Zeitungen kommen zudem nicht nach, die Leserbriefe mit israelkritischen Inhalten nachzudrucken und Norman Finelstein wird zur besten Sendezeit zu Sabine Christiansen eingeladen, während sein Buch in den Bestsellerlisten Deutschlands mindestens so schnell nach oben klettert, wie später das Buch „Die Israel Lobby“ von John Mearsheimer und Stephan Walt, in dem behauptet wird, dass es keine andere Lobby sonst geschafft hätte, die US-Außenpolitik so stark vom nationalen Interesse abzulenken, während sie die politischen Themen kontrolliert und Kritik gegenüber Israel zum Schweigen bringt.<br /><br />Die Inhaltsangabe zur „Israel Lobby“ trifft übringens in ihrem Wesen auch auf „Die Protokolle der Weisen von Zion“ (um 1900) zu, einer antisemitischen Schmähschrift, die zur Standartlektüre jedes zünftigen Antisemiten gehört. Allerdings geht dieser Urfaust antisemitschen Gedankenguts noch etwas weiter und macht die Juden für alles Mögliche verantwortlich, zum Beispiel für die Demokratie, den Liberalismus, alle Wirtschaftskrisen, Kriege, Revolutionen und natürlich den Antisemitismus selbst. Da in diesen Protokollen auch behauptet wird, die Juden würden U-Bahn-Stationen finanzieren, um in den Schächten dann Bomben hochgehen lassen zu können, ist dieses Buch natürlich etwas interessanter als „Die Israel Lobby“, wodurch es auch zu erklären ist, dass „Die Protokolle der Weisen von Zion“ als Fernsehserie unter anderem in Ägypten (2002) und im Libanon (2004) gezeigt wurden, während es in den palästinensischen Autonomiebehörden in der 10. Jahrgangsstufe gelesen wird, was wiederum erklärt, warum es die Hamas-Bewegung, die 2006 die Wahlen gewann, als Begründung in ihre Charta im Artikel 32 aufgenommen hat.<br /><br />„Die Protokolle der Weisen von Zion“ sind auch in Deutschland käuflich zu erwerben, wenn auch nicht so leicht wie beispielsweise „Die Israel Lobby“ oder „Die Holocaust Industrie“, die ja in allen Deutschen Sachbuchregalen in der Rubrik Bestseller zu finden sind. Wer die Protokolle lesen möchte, muss sich schon etwas mehr anstrengen. Es sei hier nur ein Besuch bei der Frankfurter Buchmesse empfohlen. Dort wurde 2005 am Stand des Iran das Buch in seiner von der staatlichen „Islamic Propaganda Organisation“ herausgegebenen Fassung unter dem Titel „Jewish Conspiracy“ angepriesen.<br /><br />Wir fassen zusammen: Die deutschen Bücherregale schwappen vor lauter Israelkritik über, das deutsche Volk belehrt mehrheitlich und regelmäßig laut vernehmlich Israel, die Leserbriefe mit kritischem Inhalt werden wie selbstverständlich gedruckt und Menschen wie Evelyn Hecht-Galinski, die gerne mal Israel mit Nazideutschland vergleichen, haben im Oktober 2008 von der 28. Zivilkammer des Kölner Landgerichts das Recht bekommen, diese Dinge nicht nur zu sagen, sondern dürfen zudem das Recht für sich beanspruchen, Anderen zu untersagen, sie deshalb Antisemiten zu nennen. Somit ist also nicht mehr der Antisemitismus das Problem in Deutschland, sondern der Antisemitismusvorwurf. Ein geradezu beispielhafter Salto Teutonale, der dazu geführt hat, dass die Mehrheit der Deutschen fest davon überzeugt ist, mundtot zu sein, während sie in Wahrheit andere mundtot macht.<br /><br />Die Liste der Menschen, die niemand kennt, weil die mundtot sind, ist übrigens lang. Noam Chomsky beispielsweise kennt in Deutschland faktisch niemand! Finkelstein wird seine Bücher in Deutschland auch nicht los. Felicia Langer wird quasi nirgends eingeladen und die Gedichte von Erich Fried liest in deutschen Landen kein Mensch. Mit Schaudern und Zittern möchte man da fragen: Wenn das der Deutsche Mundtod ist, was passiert erst, wenn die Deutschen geschwätzig werden?<br /><br />Man fühlt sich in Deutschland wie in einem Land, in dem sieben von zehn Menschen behaupten, erst kürzlich von einem Raumschiff entführt worden zu sein. Anstatt nun aber diese sieben Idioten einfach zum nächsten Nina Hagen-Konzert zu schicken, spielen sich die Feuilltonschefs der FAZ und der Süddeutschen Zeitung zu den Robin Hoods der Meinungsentrechteten auf und werfen sich todesmutig zwischen den Leserbriefschreibenden und der Auschwitzkeule.<br /><br />Bleibt nur die Frage, wer schwingt sie eingentlich, diese Auschwitzkeule? Blöde Frage. Die Antwort haben uns doch schon „Die Protokolle der Weisen von Zion“ gegeben. Der Jude natürlich. Er schwingt die Auschwitzkeule und ist selbst schuld am Antisemitismus! Das wußte schon Opa und seine Söhne und Enkelinnen plaudern es ihm fröhlich nach. Kostprobe gefällig? Gerne. In einem ZDF-Interview aus dem Jahre 2003 sagte Jürgen Möllemann, der ein paar Wochen später mit dem Satz "Heute mache ich meinen Einzelstern" seine letzten Worte sprechen sollte:<br /><br />„Ich fürchte, dass kaum jemand den Antisemiten, die es in Deutschland leider gibt und die wir bekämpfen müssen, mehr Zulauf verschafft hat als Herr Scharon und in Deutschland ein Herr Friedman mit seiner intoleranten und gehässigen Art, überheblich. Das geht so nicht, man muss in Deutschland Kritik an der Politik Scharons üben dürfen, ohne in diese Ecke geschoben zu werden.“<br /><br />Es muss aber gar nicht immer nur um Israel gehen, damit irgendjemand einem Juden die Auschwitzkeule in die Hand drückt, nur um sich dann vor ihm auf den Boden zu werfen, um jammernd „nicht schlagen!“ zu rufen, damit seine Freundin endlich mal sieht, was für ein großes Arschloch dieser Jude doch ist.<br /><br />In einer Debatte um den Bau eines jüdischen Museums in der Altstadt von Köln schaltete sich im Juli 2008 der Chefredakteur des Kölner Stadtanzeigers Franz Sommerfeld in das Gespräch ein und stellte auf prominenter Seite seiner Zeitung fest: „Jeder Versuch, städteplanerische Entscheidungen durch Hinweis auf die deutsche Schuld gegen Kritik zu immunisieren, spielt denen in die Hände, die die Vernichtung der Juden relativieren und auf antisemitische Reflexe spekulieren.“ Das Problem war allerdings, dass nachweislich niemand (nicht mal ein Jude!) diesen Versuch unternommen hatte. Aber was soll's. Zehn Jahre nach der Ausgrabung der Auschwitzkeule durch Dr. Martin Walser in der Paulskirche zu Frankfurt am Main ist die Keule in den Exilen Deutscher Wohnzimmer angekommen und verbreitet dort Angst, Schrecken und vor allem ein um sich greifendes Beleidigtsein.<br /><br />Hinter jedem Vergleich mit dem Nationalsozialismus, wie berechtigt oder unberechtigt er auch immer sein mag, wird eine persönliche Beleidigung gewittert. Jeder Antisemitismusvorwurf, ob angemessen oder nicht, wird mit der Empörung der Ehrverletzung weit von sich gewiesen. Es ist geradeso als habe das Deutsche Volk, das einst in der Paulskirche die Auschwitzkeule fand, die Macht des notorischen Beleidigtseins von jenen Islamisten gelernt, die am 30. September 2005 die Mohammed-Karikaturen in der Dänischen Jyllands Posten gefunden hatten. Diese Macht des Beleidigtseins inspirierte fanatisierte Islamisten zu weltweiten Protesten, die so professionell durchgeführt waren, mit Flaggenverbrennungen, Gewalttaten und über hundert Toten, dass man annehmen darf, dass jene Islamisten wiederum dies von den Deutschen Pogromen gelernt haben. Eine Hand wäscht halt die andere.<br /><br />Während fanatische Islamisten also hinter jeder Kritik am Islam und hinter jedem Versuch, dem Propheten Mohammend ein Gesicht zu geben, eine Beleidigung wittern, die die Ehre des Islams verletzt, sehen manche in Deutschland hinter jeder Kritik am Antisemitismus und hinter jedem Versuch, dem Antisemitismus durch Vergleiche mit der Geschichte ein Gesicht zu geben, die böse Absicht der Beleidigung und Ehrverletzung. So wird die Burka des Schweigens, die in einigen Ländern der Welt über Frauen geworfen wird, damit ihre Schönheit nicht an den geilen Blicken der Männer abstumpft über die Deutsche Geschichte geworfen, selbstverständlich mit der gleichen ehrenvollen Begründung, man möchte damit verhindern, dass der Deutsche im Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus abstumpft.<br /><br />Der Deutsche Goy und die Deutsche Schickse machen sich mit diesem Trick auch zu Opfern des Nationalsozialismus und können so mit den Deutschen Juden und den Deutschen Jüdinnen endlich auf gleicher Augenhöhe diskutieren. Endlich sind alle in Deutschland Opfer und niemand muss mehr einen Juden um seinen Holocaust beneiden. Jetzt haben alle unter den Nazis gelitten. In der Schule wird die neue deutsche Jungend bis heute ständig und immer mit dem Nationalsozialismus gequält. Die Geschichtslehrer Deutschlands deportieren quasi alle Schülerinnen und Schüler mehrfach in ihrem Leben nach Dachau, um sie dort zu zwingen, ein Lager zu besichtigen. Dies nimmt die Jugend verständlicherweise so mit, dass sie ihr Trauma nur noch durch Verdrängung und Abstumpfung überwinden können, weshalb es auch nicht verwundert, dass fast ¼ aller Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 17 Jahren laut einer repräsentativen Umfrage von Alphons Silbermann aus dem Jahre 2000 keine Ahnung haben, was Auschwitz ist.<br /><br />In Deutschland sorgte der Drang zur Perfektion halt immer schon für Überreaktionen. Der Massenmord wurde schließlich auch in Deutschland perfektioniert; und es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn dort, wo der Massenmord perfektioniert wurde nicht auch die Vergangenheitsbewältigung des Massenmordes perfektioniert werden könnte, und so war es dann auch; man ließ sich halt nicht lumpen: Die Deutsche Vergangenheitsbewältigung war und ist in ihrer Durchführung perfekt und der Deutsche natürlich stolz darauf - so stolz, dass er diese Vergangenheitsbewältigung am liebsten exportieren würde. Unermüdlich wird versucht, die Verganenheitsbewältigung made in germany an die Nationen der Welt zu bringen. Da wird die USA getadelt, weil sie mit den Indianern nicht so vorbildlich umgeht, wie die Deutschen mit den Juden und auch Israel bekommt Nachhilfe in Sachen völkische Aussöhnung, denn es kann doch nun wirklich nicht angehen, dass nicht mal die Juden etwas aus Auschwitz gelernt haben. Aber in Deutschland ist man da nicht nachtragend, im Gegenteil: großzügig gibt der Deutsche Nachhilfe.<br /><br />Diese Nachhilfe nimmt teilweise die absurdesten Formen an. Ungeschlagen in dieser Reihe absurder deutscher Nachhilfe ist ein Ausspruch von Dr. Martin Walser selbst, der nach dem Fund der Auschwitzkeule in der Paulskirche zu Ignatz Bubis, der es wagte, ihm zu seiner Ausgrabung nicht zu gratulieren, sagte: „Ich habe mich schon mit dem Thema beschäftigt, da waren Sie noch mit ganz anderen Dingen beschäftigt.“ Diesen Satz muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.<br /><br />Ignatz Bubis, der 1944 im Zwangsarbeitslager Tschenstochau gefangen gehalten wurde und dessen Vater im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde und dessen Bruder und Schwester durch die Nationalsozialisten vernichtet wurden, mußte sich von Dr. Martin Walser, dessen Eintritt in die NSDAP auf den 30. Januar 1944 fällt und der das Ende des 2. Weltkrieges als Soldat der Wehrmacht erlebte, sagen lassen, wie man mit dem Holocaust umgeht – und zu diesem Zeitpunkt war die Auschwitzkeule gerade erst gefunden.<br /><br />Heute, zehn Jahre später, ist die Auschwitzkeule fester Bestandteil im Denken der Menschen in den Exilen Deutscher Wohnzimmer geworden. Mal sehen wie es weiter geht.<br /><br />Wir dürfen gespannt sein.Gerd Buurmannhttp://www.blogger.com/profile/00957170038294463728noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-61727562589692198122008-08-13T11:16:00.004+02:002008-08-17T22:37:43.340+02:00Täter, Opfer, BiedermeierNicht dass ich Sie in den letzten Tagen,<br /><strong>verehrtester Theaterdirektor Buurmann,<br /></strong>vergessen hätte...<br /><br />... nein, ich bin Ihnen als meinem Widerpart und da Sie oft genug diese zweite Seele in meiner Brust sind (die Faust lieber nicht kennenlernen wollte) ständig zugeneigt, es ist also lediglich die Frage, wann diese meine Zuneigung Ausdruck findet. Dieser Ausdruck aber nun (damit Sie, aufgrund meines gerade abgelegten Geständnisses hinsichtlich der Zuneigung und Alterität, die Sie mir tatsächlich bedeuten, den Mund wieder zubekommen), dieser Ausdruck nun als eine schriftliche Einlassung meinerseits auf Ihr Walten und Schalten und die verzweifelten Bemühungen, dieses Tun zu rechtfertigen, dieser Ausdruck also meines Einlassens auf Ihr Werk(eln) begnügt sich nicht in apologetischem Beifallsgeklatsche – was Ihnen, so weit kenne ich Sie ja jetzt gut genug, sicherlich viel lieber wäre: sich sonnen im Applaus von Verehrern und Groupies, die ihre Hingabe zum Nachteil ihres Verstandes vergessen, verloren oder aufgegeben haben. Nein, meine Zuneigung, mein Einlassen, Theaterdirektor Buurmann, ist in seinem Ausdruck immer die oder das des Freundes, des Mentors, in der Absicht, zu verbessern, zu helfen, zu bereichern.<br /><br />Nun müssen wir uns also der Hermeneutik annehmen, um im Sinne des seligen Aristotelis die Begriffsverwirrrung zuungunsten einer allgemeinen Kommunikation nicht weiterhin walten zu lassen. Ich, werfen Sie, Theaterdirektor Buurmann, mir also vor, flüchte in die Hermeneutik, wenn ich Ihnen das Wort Täter als im Sinne unseres heutigen Verständnisses falsch benutzten Begriff vorwerfe, als ein Bezeichnendes, das sich Ihren Implikationen nicht beugen will. Theaterdirektor Buurmann: Nein, nicht der Hermeneutiker erhebt hier Einspruch, ich wollte Ihnen keinen Text interpretieren oder Sie in die Lehre der Exegese einführen, lediglich den Bedeutungswandel des Wortes Täter wollte ich Ihnen deutlich machen und fühlte mich so in der Position des Linguisten. Sie aber beharren auf „Hermeneutiker“, wenn Sie mir, mit der mir unterstellten Hetze und in mir einen Hetzer im Sinne eines beleidigenden und diffamierenden sprachlichen Akts sehend, einen reinzuwürgen gedachten und mich gegen einen Flaneur (vs. Hetzer) auszuspielen suchend. Durch Ihre Begriffsverwirrungen nun flanierend – und darüber hinaus dem Flanieren überhaupt zugeneigt: den Blumen am Wegesrand also! Eine schöne Metapher!, ja, Buurmann, Sie kennen ja doch meine Leidenschaften!) –, Ihre Begriffe also in Muße ordnend, muss ich Ihnen sagen, dass dergleichen anhängende Bedeutungen nicht statisch sind, dass Bedeutungen sich also verändern: im pejorativen Sinne wurde die Dirne so zur Nutte, und im Gegenzug kann heute jedes Mädchen etwas geil finden ohne dass Eltern oder das Jugendamt sich genötigt fühlen müssen, einzuschreiten. Für diesen Bedeutungswandel braucht es nun aber auch keine basisdemokratische Abstimmung, wie Sie sie wähnen, es braucht kein „Treffen zwischen den Sprach-Göttern und den Menschen (…), an dem die diese Interpretation für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt wurde“. Theaterdirektor Buurmann: Sprache verändert sich, Neues schleicht sich ein, wird benutzt, übernommen und ist irgendwann einmal das signifikant Gebräuchliche – so ist das mit dem Täter, der nach dem Volksmund immer der Gärtner ist und der ist meines Wissens nach immer der Mörder, also ergibt sich logisch: Täter = Mörder, im Namen von vox populi, die sich nie getroffen haben.<br /><br />Sie, Theaterdirektor Buurmann, wollen das für ihre Freiheit kämpfende Volk der Juden zu Tätern machen, und ja, ich bin einverstanden mit all Ihren Ausführungen, ich bin mit Ihnen Semit, Zionist und Ihr Schüler in diesem historisch-politischen Diskurs, ich bin ganz auf Ihrer Seite: wenn Sie die von Ihnen benutzten Begriffe in Sinne Ihres Verständnisses, sollte sich dieses mit dem üblichen auch nicht decken, zuförderst nämlich klären und in Ihrem Sinne explizieren. Wenn Sie mir also erklären, dass ein Täter für Sie nicht das ist, was die Masse darunter versteht, dann kann ich Ihnen folgen, Sie können dann sogar einen Tisch einen Stuhl nennen und umgekehrt, wenn Sie mir gesagt haben, was Sie zum Sitzen und was zum Essen benötigen. Und froh bin ich auch um Ihren philosophischen Exkurs zum Thema Tat: „Jede Tat bringt Neues hervor, (…), aber jede Tat vernichtet auch. Mit jeder Tat vernichten wir die Unendlichkeit der Möglichkeiten.“ Theaterdirektor Buurmann, ich hatte Ihnen den Wallenstein zitiert, den guten Faust – ja, die Gefahr der Tat: ich habe sie nie geleugnet und ist sie dem Täter so warnend wie auf seine implizit kriminelle Energie hin zuzusprechen, muss sie natürlich auch dem Handelnden, aber in einem weit tieferen philosophischen Sinn, zu bedenken gegeben werden.<br /><br />Verehrter Theaterdirektor Buurmann, ein Deutscher zu sein haben Sie mir dann noch vorgeworfen und ich soll das auch noch in einem typischen Sinn sein. Nun sind Sie aber doch der, der da holterdiepolter hetzt und des Wortes Doppelbedeutung erfüllt, Sie Hetzer! Gut, Sie haben sich bereits an die eigene Nase gefasst und reuig gestanden, dumm gewesen zu sein, ein blöder Hetzer. Aber wie kamen Sie nur darauf, dass ich ein typischer Deutscher sei? Ich habe keine Fahnen durch das deutsche Sommermärchen geschwennkt, ich habe den schwarz-rot-gelben Fahnenschmuck für mein Fenstersims und auch das Fähnchen für das Auto abgelehnt – ich wäre ein ebenso schlechter Fahnenausstatter für das ARD-Fernsehstudio gewesen: ob Rot-Schwarz-Gelb oder Gelb-Schwarz-Rot – das Junge Deutschland vergebe mir, meinetwegen auch das Vaterland in dem ich meine Muttersprache spreche, liegt meine Fahnenaversion doch eher darin begründet, dass der Fahnen(miss)brauch des typisch Deutschen mit der Fußballleidenschaft so hochgradig korreliert! Ich finde auf dem Fußballplatz keine Leidenschaften, nicht in den Rängen und schon gar nicht in Südkurven, ich sehe nur Pöbel und die Verzweifelten, die sich an Poldis und Schweinis Trikotzipfel hängen, weil die Deprivation sie sonst in die Einsamkeit stoßen und vernichten würde – der Fan des prosaischen Fußballs ist eigentlich also der des sprichwörtlichen Strohhalms ...<br /><br />Aus dem Niederungen der Peinlichkeiten wollten Sie sich mit Ihrer Entschuldigung gegen den Vorwurf, dass ich ein typischer Deutscher sei, und einen Kotau versuchend retten, ich will Ihnen, Theaterdirektor Buurmann, dazu die Hand reichen und will Sie zudem vor einem Harakiri bewahren, weil Sie in sich eine Affinität zum Biedermeier entdeckt haben, Sie also fühlten sich in diesem innenarchitektonischen Ambiente selbstbewusster Bürgerlichkeit aus dem Anfang des 19.Jahrhunderts am wohlsten? Sie fanden das dann (selbstkritisch wie selten) spießig? Sie beziehen sich in Ihrer Selbstkritik, Theaterdirektor Buurmann, also auf die pejorative Bedeutung des Biedermeiers aus den „Fliegenden Blättern“ der 1850er Jahren, auf den „Gedichten des Gottlieb Biedermaier“? Und Sie bekamen aus Rührung über ihr kleinbürgerliches Faibel gar feuchte Augen? Theaterdirektor Buurmann – da sind wir ja wieder bei den Tätern oder der Hetze: Ja, der Biedermann ist in Verruf gekommen und zum Simpel mutiert, zum Einfaltspinsel, in der Zeit aber da dieses bürgerliche Wohndekor aufkam, das später dann erst Biedermeier genannt wurde, war es das revolutionärer Aufbegehren gegen den Adel, dem eine eigene dem aufstrebenden Bürgertum angemessene Wohnkultur entgegengesetzt werden sollte. – Theaterdirektor Buurmann, ich unterstelle Ihnen mal, dass Sie angesichts Ihrer revolutionären Wurzeln feuchte Augen bekommen haben! Pflegen Sie doch dieses nostalgische Gefühl und lassen sie es mit Tränen gewässert wieder aufleben, aber lassen Sie die Tränen nicht den Verlust bedeuten und das Wissen, dass Sie jeden revolutionären Willen verloren haben. Und sind Sie ein Bürger, empfehle ich Ihnen, die Problematik zwischen diesem und dem Künstler bei Thomas Mann nachzulesen – ja, im „Tonio Kröger“ natürlich.<br /><br />Die Problematik der Tat, um darauf noch einmal zurückzukommen, aber ist ja Ihr Thema in dem bislang beklagten Sand-Stück von den Gehirnen. Und ob da nun Ihr Praeputium vorkommt oder das eines anderen, ob Sie eines haben oder nicht: Theaterdirektor Buurmann, gehen Sie mir mit solchen Marginalien nicht auf das Skrotum – auf die Tat oder den Täter Ihres Stückes aber komme ich gern noch einmal zurück.<br /><br />Bis dahin dann,<br />Ihr Ihnen immer hilfreich zur Seite stehender<br />Kriminalautor SchmiesterBurkhard Schmiesterhttp://www.blogger.com/profile/05281007016682862107noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-708620780839673652008-07-30T17:42:00.005+02:002008-10-17T18:12:26.055+02:00Typisch DeutschDie eigene Nase,<br />Herr <strong>Kriminalautor Schmiester</strong>,<br />wird viel zu selten berührt.<br /><br />In meinem letzten Brief habe ich Sie, wohl in der Anwandlung eines literarisch-cholerischen Anfalls, als typischen Deutschen bezeichnet. Diese Beleidigung kann ich so nicht stehen lassen. Wenn ich mal kritisch mit mir selbst bin, muss ich eingestehen, dass sich die Zugehörigkeit zu einem Staat überhaupt nicht als Beleidigung eignet. Eigentlich offenbart es mehr das Vorhandensein von Vorurteilen bei mir selbst. Wahrscheinlich habe auch ich Probleme mit meinem Deutschsein. (Dadurch bin ich wohl erst wahrhaft Deutsch. Hatte nicht auch Heinrich Heine so manche Probleme mit Deutschland und liebte es doch so sehr?) Nun, das hadern mit dem eigenen Land gehört wohl zum Deutschsein dazu.<br /><br />Wahrhaft erschrocken über mich selbst bin ich allerdings in Aachen. In Aachen ist nämlich das Couven-Museum, das die bürgerliche Wohnkultur der letzten Jahrhunderte zeigt. Jeder Raum war in einem bürgerlichen Wohnstil eingerichtet. Nun raten Sie mal, in welchem Raum ich mich am wohlsten, ja fast schon zu Hause gefühlt habe. Im Biedermeier! Ist das nicht spießig! Jaja, der Theaterdirektor bekommt in einer Biedermeierküche feuchte Augen. Was es nicht alles gibt.<br /><br />Ihr Theaterdirektor Buurmann.Gerd Buurmannhttp://www.blogger.com/profile/00957170038294463728noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-80627377737242264372008-07-28T16:55:00.006+02:002008-10-17T18:12:43.682+02:00Von Tätern und Opfern - Ein WiderwortWenn alle Stricke reißen,<br />Herr <strong>Kriminalautor Schmiester</strong>,<br />flüchten wir in die Hermeneutik.<br /><br />Gerne möchte ich Ihnen folgen, ein paar Schritte in die Hermeneutik zu wagen, auch wenn ich befürchte, mit Ihrem Tempo nicht Schritt halten zu können. Zügeln Sie Ihre Geschwindigkeit also etwas, Sie werden merken, dass es am Straßenrand manch schöne Blume gibt, an die Sie sonst vorbei hasten. Es entgehen einem so viele schöne Kleinigkeiten, wenn man immer nur ein Ziel vor Augen hat und darüber ganz den Weg vergisst. Ich habe Sie immer für einen Flaneur gehalten, für einen Menschen der schlendert, genießt und schweigt. Leider muss ich feststellen, dass aller romantischen Überhöhung zum Trotz, Sie doch nichts weiter tun als hetzen. (Das Wort „hetzen“ ist an dieser Stelle von mir bewusst ob seiner Mehrdeutigkeit gewählt worden. Interpretatoren aller Länder vereinigt Euch!)<br /><br />Also, Herr Kriminalautor Schmiester, lassen Sie uns ein wenig durch das Wort „Täter“ flanieren. Es fällt sofort auf, dass Sie dem Wort „Täter“ direkt eine Bedeutung zukommen lassen, die dazu angetan ist, das Wort auf nur einen Aspekt zu reduzieren. Sie behaupten, das Wort korreliere mit einem ungesetzlichen, verbrecherischen Tun. Wie sie dazu kommen, erklären Sie nicht. Stattdessen behaupten Sie im gewohnt selbstherrlichen Brustton der Überzeugung, diese Bedeutung sei in sprachlicher Übereinkunft entstanden, ganz so, als habe es irgendwann ein Treffen zwischen den Sprach-Göttern und den Menschen gegeben, an dem die diese Interpretation für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt wurde. Nun, an diesem denkwürdigen Tag der Entscheidung muss ich wohl nicht am Sinai, sondern am Strand gelegen haben.<br /><br />Ihre Beschreibung definiert mitnichten das Wort „Täter“, sondern den Begriff „Täter einer Straftat“. Warum Sie das Wort „Täter“ mit einer Straftat assoziieren, könnte ich nun psychoanalytisch erklären, aber solange Sie mir aber kein Therapeutengehalt zahlen, möchte ich mir die Arbeit einer Analyse lieber nicht machen. Stattdessen möchte ich darauf hinweisen, dass Ihre Reduzierung lediglich beweist, dass Sie nicht Willens sind, zu Ihren eigenen Taten zu stehen. Wie alle Menschen, die über die Konsequenzen ihrer Taten hinwegtäuschen möchten, bedienen Sie sich des Wortes „Macher“. Hier zeigt sich Ihre wahre neoliberale Gesinnung.<br /><br />Mit dem Wort „Macher“ nämlich, Herr Kriminalautor Schmiester, wiegen Sie sich in dem trügerischen Schein, es gäbe Taten, die nur schaffen, aber nicht nichten. So einfach ist aber leider nicht. Jede Tat bringt Neues hervor, da haben Sie Recht, aber jede Tat vernichtet auch. Mit jeder Tat vernichten wir die Unendlichkeit der Möglichkeiten. Statt also zu behaupten, eine Tat sei immer noch schöpferisch, sollten Sie lieber darüber nachdenken, welche Möglichkeiten Ihre Tat für alle Zeit vernichtet. Das ist die Verantwortung zur Tat, die ich meine.<br /><br />Diese Verantwortung zur Tat geht Ihnen, verehrter Herr Kriminalautor, mal wieder völlig ab. Anders ist es nicht zu erklären, dass Sie aus meiner Opferanalyse ernsthaft herauszulesen glauben, ich würde damit „die rechtlos Hingerichteten, die der brutalen Macht Unterlegenen, die Opfer der Kriege und auch der Gaskammern in Auschwitz“ verunglimpfen. Zu einem solchen Resultat kann nur ein Mensch kommen, der lieber richtet als versteht. Die Rolle des Richters lasse ich Ihnen jedoch gerne angedeihen. Ich werde, um im Bild zu bleiben, dann wohl den Anwalt spielen.<br /><br />Mit meiner Opferanalyse weise ich auf die Tatsache hin, dass es im Grunde zwei verschiedene Opfertypen gibt. Zunächst sind da jene Menschen, die zu Opfern gemacht werden. Das sind jene Menschen, die eigentlich keine Opfer sein wollen, denen das Selbstbestimmungrecht aber genommen wird. Dann gibt es jene Menschen, die sich selbst zum Opfer machen, um daraus Ihr Handeln zu begründen. Auf eben jenen Opfertypus habe ich mich bezogen, da eben jene Gruppe bereitwillig Opfer ist. Auf die andere Gruppe habe ich mich nicht bezogen, schon allein deswegen nicht, weil ich ihr Selbstbestimmungsrecht achte, denn sie wollen ja eben keine Opfer sein, sondern werden dazu gemacht.<br /><br />Lassen Sie mich ein historischen Beispiel nehmen. Im Zionismus wohnt die Überzeugung, dass es nicht angehen kann, dass das Judentum ständig zum Opfer gemacht wird. Mit der Verwirklichung eines israelischen Staates haben die Zionistinnen und Zionisten endlich den Fluch der Opferrolle abgeschüttelt. Dass diese Entwicklung zwangsläufig Probleme hervorrufen musste, war von Anfang an klar. Die nicht-jüdische Welt hatte sich halt an Juden und Jüdinnen als Opfer gewöhnt. Solange sie brav den Tod durch ihre Feinde in Kauf nahmen, waren sie ein beliebtes Thema bei den Gutmenschen und ein dankbares Opfer der Antisemiten. Doch von dem Tag an, da sie es wagten, sich zu verteidigen, da Sie es wagten, zur Tat zu schreiten, begann das Lamento. Die Juden und Jüdinnen wurden zu Tätern. Aber natürlich nur zu Tätern in Ihrer Definition von Tat, Herr Kriminalautor Schmiester. Statt nach Gründen für die einzelnen Taten zu suchen, statt zu erkennen, dass gerade in Israel jede Tat der Regierung heiß und kontrovers diskutiert und kritisiert wird, wird hinter jeder Tat der israelischen Bevölkerung direkt eine Straftat vermutet. Die UN kommt ja gar nicht mehr nach mit Resolutionen, die gegen dieses kleine Land verhängt werden. Aber es musste wohl so kommen, denn wer Jahre lang mit dem Bild der Brunnenvergifter und Kindermörder groß geworden ist, kann sich nun mal an eine andere Bedeutung des Wortes „Täter“ in Verbindung mit Juden nicht gewöhnen.<br /><br />Sie sind in dieser Hinsicht leider auch ein typischer Deutscher, Herr Kriminalautor Schmiester. Sie gehören einer Nation an, die Auschwitz zu verantworten hat, da rutscht das Wort nolens volens in eine negative Ecke. Aber ein Volk, das Wüsten bewohnbar macht und die Idee der Demokratie in eine Welt trägt, wo die Freiheit des Individuums noch nicht geachtet wird, hat selbstverständlicher Weise einen besseren Begriff von „Täter“.<br /><br />Jetzt, wo ich das Wort „Täter“ erneut und vor allem in Verbindung mit Erez Israel benutzt habe, Ihnen quasi eine Steilvorlage für Beleidigungen und Missverständnisse gegeben habe, können Sie sich erneut entscheiden, ob Sie mich wieder nur richten wollen, oder sich endlich mal ans Verstehen wagen möchten. Ich hoffe, Sie mögen Sich auf das Verstehen konzentrieren.<br /><br />PS: Den Film „Das Schweigen“ von Ingmar Bergman haben Sie leider wohl auch nicht ganz verstanden. Denn gerade dieser Film behandelt die Konsequenzen einer ganz besonderen Tat. Im Bewusstsein Ihres nahen Todes hat eine schwerkranke Frau im Einverständnis mit ihrer Schwester beschlossen, das eigene Neugeborene als Kind der gesunden Schwester auszugeben. Diese Tat wird im Film nie direkt angesprochen, sondern immer nur angedeutet. Dennoch zeigt der Film die Grausamkeit dieser Tat in Anbetracht der Tatsache, dass das Kind mittlerweile einige Jahre alt, die leibliche Mutter aber immer noch am Leben ist. In erschütternden Bildern zeigt der Film, wie es sich mit einer solchen Tat leben, oder besser eben nicht leben lässt. Dies ist jedoch nur ein winziger Aspekt des Filmes und Bergman wäre nicht Ingmar, wenn es da nicht noch viel mehr zu sehen gäbe. Dass Ihnen allerdings dieser Aspekt nicht aufgefallen zu sein scheint, kann ich nur mit Ihrem sehr einseitigen Verständnis des Wortes „Täter“ erklären.<br /><br />PPS: Ob Sie mir ein Praeputium zutrauen ist mir gelinde gesagt schmockegal, aber wiederum haben Sie etwas falsch verstanden, im Stück hat die Figur des Christian ein Praeputium. Mein Penis ist nicht Thema des Stückes - auch wenn es Sie enttäuscht. Wenn Sie jedoch wollen, kann ich ja irgendwann mal ein schönes Stück über mein Geschlechtsteil schreiben. Ein solches Stück werden dann aber nur Sie zu lesen bekommen, quasi als Geschenk für dieses anregende Streitgespräch.<br /><br />Buurmann,<br />TheaterdirektorGerd Buurmannhttp://www.blogger.com/profile/00957170038294463728noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-29304447178684638602008-07-28T15:17:00.001+02:002008-07-28T15:19:42.588+02:00Was ist Theater? - Lob und Entzücken<strong>Theaterdirektorchen</strong> –<br />ich bin entzückt!<br /><br />Ein guter Text, ein schöner Text – und jetzt lesen wir noch den Essay vom apollinischen und dionysischen Theater und fragen und nach der Funktion von Mimesis und Katharsis, auch nach Schillers Meinung von Spiel und Menschsein … ach ja …<br /><br />Aber schön, doch, sehr schön gesagt habe Sie das …<br /><br />Mit glänzenden Augen grüße ich Sie,<br />Ihr<br />Schmiester (meist nur Kriminalautor)Burkhard Schmiesterhttp://www.blogger.com/profile/05281007016682862107noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-30010519869038753762008-07-28T15:03:00.002+02:002008-10-17T18:13:08.249+02:00Was ist Theater?Vom Beginn an war das Theater ein Spiel, das Verwandeln von Texten, ob niedergeschrieben oder nicht, in ein Gewebe von Zitaten, ein Eindringen und in Bewegung bringen, ein Nachsuchen, ja Erschüttern. Theater wird gespielt, noch bevor es geschrieben oder gesprochen wird. Sprechen und Schreiben, die beiden vermeintlichen Kontrahenten, verwoben und doch getrennt, im Theater werden sie zum Ereigniss. Im Theater leistet der Mensch Menschendienst, ebenso, wie der Mensch in der Synagoge, der Kirche oder der Moschee Gottesdienst betreibt.<br /><br />Der Theatertext - verwaist, adoptiert, gespielt - ist ein Gebäude zum Einbruch errichtet, sowohl ohne Schwanz als auch ohne Kopf, unvernünftig, ohne Bezugszentrum, weil er Spiel ist, weder absurd noch inkohärent noch verrückt. Theater fragt nicht nach dem Sinn, eine interpretatorische Offenbarung wird nicht ersehnt, sondern unterlaufen. Die Herrschaft der Auslegung wird überschritten und die Unbestimmtheit des Theaters, ohne Unterlaß, wieder in ein endloses Spiel getrieben. Der Ursprung des Theaters liegt im Spiel, auch und gerade weil er zeitlich auf das Verfassen folgt. Denn was ist das Verharren in der Erstellung eines Theaterstückes weiter als ein bloßes Festhalten einer Idee? Ein Stück, das nicht zu einem über die Bühne gespanntes Leichentuch verkommen möchte, muß gestaltlos sein und doch formbar, für die Spielenden auf und um den Brettern. Es muß bewohnbar sein - das Spielen kann nur von innen geschehen - darf jedoch nicht versklaven.<br /><br />Spielen heißt, dass Risiko einzugehen, „Ja“ zu sagen zu einer Absurdität, die spürbar ihren eigenen Regeln gehorcht und immer wieder solchen Sinn hervorbringt, als dessen Kehrseite sich das Theater doch versteht. Wir spielen weiter. Wozu, wovon, wohin? Ruhelos, wird jeder modische Sinn erneut über die Fläche der Plattform zerlegt und zerstreut, um sich nicht in die Grenzen zu legen, in denen das Theater offensichtlich agieren muß. Theater ist eine unaufhörliche Bewegung von Bildern und im Gegensatz zum Bildschirm keine bloße Matrize von Vergangenem, sondern ständig gegenwärtig und originär in seinem Spiel. Selbst das Publikum ist mit dem Theater verstrickt - ein großes Verweissystem. Und doch weiß das Publikum, dass es am Ende der Aufführung wieder hinaus muß in die Welt, um dort in den Spuren des zertrümmerten Sinns einen Weg zu finden.<br /><br />(Dieser Text entstand im Spiel mit Texten von Jacques Derrida und Sarah Kofman, sowie im Gespräch mit Prof. Claudia Bickmann und Viktoria Burkert von der Universität zu Köln, denen besonderer Dank gilt.)Gerd Buurmannhttp://www.blogger.com/profile/00957170038294463728noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-84070933371450793902008-07-28T14:34:00.007+02:002008-07-28T18:13:49.792+02:00Von Tätern und OpferSchweigen,<br />ach ja, <strong>Theaterdirektor Buurmann</strong>,<br /><br />Schweigen (übrigens ein hochinteressanter Film von einem Ihnen wohl nicht bekannten Ingmar Bergman in einer Ihnen sicherlich fremden, also fernen Thematik und Ästhetik), das Schweigen also (Ihnen offensichtlich nur in dem abgedroschenen Hamlet-Zitat geläufig) wäre eine Tugend gewesen, zu der Sie sich längst schon, in Andacht und Verehrung, in Staunen und Ehrfurcht, meinen wenn auch noch so kritischen und gelegentlich mit Aplomb formulierten Zuwendungen gegenüber hätten hinreißen lassen sollen. „Si tacuisses“, heißt es ja, und ich will es Ihnen (sind Sie nach eigenem Eingeständnis doch höchstens einiger Brocken des Arabischen mächtig), auf gut Deutsch wiedergeben: „Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben.“ – Nein, Theaterdirektor Buurmann, lächeln sie jetzt nicht, es wäre mir nicht ein weises, ich müsste es als das Lächeln des Toren wohl ansehen – also gehen Sie in sich und grinsen und plaudern Sie nicht mehr besinnungslos vor sich hin, wie eben eingangs Ihrer letzten, das Peinliche streifenden Wortmeldung um Täter und Opfer, dem jede Weisheit fremd ist.<br /><br />Den <strong>Täter </strong>also ehren Sie und heben ihn zuungunsten des Opfers, das Sie eher diffamierend als einen subordinierten Schleimscheißer bezeichnen, der sich jedem Anspruch entzieht, jeder Zivilcourage auch, oder der sich als Wolf mit dem weißen Wollkleid des Opferlammes tarnt – den Täter also inaugurieren Sie, aber, Theaterdirektor Buurmann, Sie sollten doch sehr wohl wissen, dass auf der Bedeutungsebene dieses Wortes, als eine sprachliche Übereinkunft, der Täter mit einem ungesetzlichen, verbrecherischen Tun korreliert, dass der Begriff Täter eine pejorative Konnotation hat und mit dem Handelnden aus Pragmatismus, aufgrund einer ultima ratio oder anderer materialistischer Einsichten nicht gleichzusetzen ist. Also: si tacuisses …<br /><br />Nun unterstelle ich aber, Sie wollen der Passivität des Opfers (ohne den Zwang dazu irgend in Rechnung zu stellen) den Macher, einen Prometheus also und keinen Prokrustes, gegenüberstellen. Nach Beseitigung Ihrer sprachlichen Schluderei werfen Sie, Theaterdirektor Buurmann, hier aber ein philosophisch-ethisches Problem auf und halten es, nachdem Sie den Hamlet strapaziert haben (der sich als Handelnder nun nicht gerade qualifiziert hat, der jedoch auch nie hätte ein Täter sein wollen – sic!), hier nun also lieber mit Goethe und dessen Faust – ich darf zitieren:<br /><br /><em>Geschrieben steht: „Im Anfang war das Wort!“<br />Hier stock’ ich schon! Wer hilft mir weiter fort?<br />Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,<br />ich muss es anders übersetzen,<br />wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.<br />Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.<br />Bedenke wohl die erste Zeile, dass deine Feder sich nicht übereile!<br />Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?<br />Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!<br />Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,<br />schon warnt mich was, dass ich dabei nicht bleibe.<br />Mir hilft der Geist! Auf einmal seh’ ich Rat<br />und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!<br /></em><br />Das ist nun eine singuläre Meinung, verehrter Theaterdirektor Buurmann, nicht die schlechteste, nein, keineswegs, das hieße sich an Faust und Goethe zu verheben – aber es ist auch nicht die einzige Meinung, ergo: nicht die Wahrheit. Ich will den Diskurs hier nun nicht zu weit treiben, verweise Sie aber, Theaterdirektor Buurmann, auf die Texte, die Ihnen geläufig sein sollten, auf Schiller oder Shakespeare, auf Macbeth oder Wallenstein – da ist es gerade die Tat, die Täter macht und einem ursprünglich integeren Menschen problematisch dann ist – des Wallensteins Monolog im 1.Aufzug, 4.Szene will ich jetzt doch in Ihr Gedächtnis prägen:<br /><br /><em>„Wär's möglich? Könnt' ich nicht mehr, wie ich wollte?<br />Nicht mehr zurück, wie mir's beliebt?<br />Ich müßte Die That vollbringen, weil ich sie gedacht?<br />Beim großen Gott des Himmels! Es war nicht mein Ernst,<br />beschloßne Sache war es nie. In dem Gedanken bloß gefiel es mir!“<br /></em><br />Und, Theaterdirektor Buurmann, gestanden Sie mir nicht gerade, dass sie den Drucker zu reparieren tatkräftig geworden seien, ihn aufgeschraubt hätten, dass dieses Gerät nun aber zum Sperrmüll gehöre?!<br /><br />Doch vom Täter nun zum <strong>Opfer</strong>: Da schreiben Sie mir, dass ich nach meinem mea culpa das Opfer Ihrer Aggression geworden sei! Lieber Theaterdirektor: Ich habe mich höchstens als das Opfer meiner eigenen Aggression beschrieben, eigentlich aber schrieb ich voller Empathie, dass es mir leid tut, Sie zu meinem Opfer gemacht zu haben.<br />Sie drehen das nun einfach um 180 Grad zu Ihrem Wohlgefallen und fühlen sich noch wohl dabei?!<br />Sie fahren eine aufgrund dieser Fälschung billige Retourkutsche und machen mich nun mit einer recht eigenwilligen Analogie zum Nazi! Freund, Ihnen jetzt zu vergeben, fällt schwer.<br />Sie verunglimpfen, indem Sie Opfer nur im angemaßten Opfergefühl der Nazis gelten lassen, die rechtlos Hingerichteten, die der brutalen Macht Unterlegenen, die Opfer der Kriege und auch der Gaskammern in Ausschwitz …<br /><br />Theaterdirektor Buurmann, Sie sollten denken und dann handeln oder schreiben oder inszenieren, aber solange dieses Nachdenkliche in Ihnen mir ein Desiderat ist will ich Ihnen trotzalledem zur Seite stehen – denn wenn Sie sich nicht an mir zu reiben suchen oder als Dramaturg Ihr Fiasko erleben, wenn Sie sich hingegen in historischer und auch politischer Analyse bescheiden, scheinen Sie doch ein aufrechter und zur Kritik fähiger Charakter. Dem Dramaturgen respektive Dramatiker aber sei gesagt, dass sein zur Zeit aktuelles Stück wohl voller Sand, doch noch nicht voller Gehalt sei.<br /><br />An Ihrer Seite bleibend verbleibe ich also<br />Ihr, Ihnen immer wieder zum rechten Gedanken verhelfender,<br />Schmiester<br /><br />PS: Zu einem Ihrer post scripten sei gesagt, dass ich Ihnen ein Praeputium gar nicht zugetraut habe, dass ich Sie unten so unbedeckt gehalten habe, wie oben. Mein Fehler, zugegeben, da ich den Text wohl zu biographisch gelesen habe; aber es drängte sich mir zwischen Skrotum und Praeputium so auf …Burkhard Schmiesterhttp://www.blogger.com/profile/05281007016682862107noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-53627713735911260802008-07-24T15:15:00.017+02:002008-10-17T18:14:16.288+02:00Gehirne am Strand (5)Und wieder,<br /><strong>Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_0">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_1">Schmiester</span></strong>,<br />wieder haben Sie es getan.<br /><br />Schon Ihre ersten Worte atmen den Geist der Unterstellung und Übertragung. Statt auf meine zugegebenermaßen aggressiv vorgetragenen Argumenten einzugehen, reagieren Sie nicht mit Gegenargumenten, sondern behaupten schlicht, ich hätte versucht, Sie <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_2">mundtot</span> zu machen.<br /><br />Statt also zu reagieren, basteln Sie lieber an Ihrer Stellung als das Opfer meiner Aggression. Hier zeigt sich wieder Ihre Nähe zum literarischen Terrorismus. Statt kritisch mit dem Gegner und sich selbst umzugehen, behaupten Sie lieber Ihre Opferstellung. Es lebt sich als Opfer halt viel leichter als als Täter. Es ist eine Art Schutzschild vor Argumenten und vor allem: als Opfer glaubt man immer auf der guten Seite zu sein. Dem ist aber nicht so, mein lieber Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_3">Kriminalautor</span>. Schon die Nazis wähnten sich als Opfer der Welt. Als Opfer des <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_4">Versailler</span> Vertrags, als Opfer der Juden, als Opfer des Kapitalismus, schlicht als Opfer vor dem Herrn. Auch heute noch gibt es diese Opfermentalität. Sie wohnt in solch Sätzen wie: „Man wird doch noch stolz sein dürfen, Deutscher zu sein!“ Ganz so, als gäb es irgendwo eine Verschwörung, eine jüdische gar, die es uns verbietet, stolz zu sein.<br /><br />Es ist der Deutsche selbst, der ein Problem mit sich als Deutscher hat, nicht die Welt. Die Welt hatte Deutschland schnell verziehen, ich möchte gar wagen zu sagen: zu schnell. Im Jahre 1955 trat Deutschland der NATO bei. Das muss man sich mal vorstellen: Zehn Jahre, nachdem Deutschland Millionen von Menschen brutal in Lagern ermordet hatte, wurde es Mitglied in einer Vereinigung zur Verteidigung der westlichen Werte. Vom Judenmörder zum Demokraten in nur zehn Jahren. Wenn das keine Karriere ist. Eine wahrhaft deutsche möchte ich sagen. Wer weiß, wäre <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_5">Eichmann</span> etwas später geboren worden, hätte er nicht die Judentransporte organisiert, sondern vielleicht für die Wahrung der westlich-liberalen Ordnung gearbeitet. Hier sehen wie die Fratze der reinen Bürokratie, die nicht nach dem Warum sondern nur nach dem Wie fragt. Typisch Deutsch? Fast möchte ich sagen: Ja!<br /><br />Aber eben nur fast. Adolf <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_6">Eichmann</span> war schließlich Mitglied der österreichischen NsDAP. Im Falle von Österreich kann man wirklich nur noch mit offenem Mund staunend <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_7">dastehen</span>. Es ist geradezu beeindruckend, wie es Österreich geschafft hat, seine offensichtliche Mitverantwortung an beiden Weltkriegen zu <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_8">vertuschen</span>. Österreich hat es unter den Augen der Weltöffentlichkeit hinbekommen, seine eigene Schande in Mozartkugeln zu gießen. Heutzutage tanzt regelmäßig die Unschuld in Form einer singenden Blondine über die Alm und singt: "<span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_9">The</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_10">hills</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_11">are</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_12">alive</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_13">with</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_14">the</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_15">sound</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_16">of</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_17">music</span>!" Österreich hat eine wahrhaft hervorragende Imagekampagne zur <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_18">Abschüttelung</span> der eigenen Schuld kreiert. Österreich ist es sogar gelungen, sich selbst in Übereinstimmung mit der Moskauer Erklärung der Alliierten von 1943 als erstes Opfer der Nationalsozialisten zu positionieren.<br /><br />Und am Ende waren sie alle nur Opfer. Auch <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_19">Eichmann</span>. Opfer der Umstände, Opfer der Bürokratie. Opfer einer Befehlskette. Was haben die Nazis nicht alles für Eiertänze in Nürnberg und Jerusalem veranstaltet, um ja nicht verantwortlich zu sein. Viel könnte ich jetzt gegen diese Ausrede vorbringen; aber es reicht schon, hier jene Richter zu zitieren, die Adolf <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_20">Eichmann</span> am 15. Dezember 1961 verurteilt haben:<br /><br />"Durch welche Zufälle innerer und äußerer Art Sie auch immer auf den Weg geraten sein mögen, auf dem Sie dann zum Verbrecher wurden - zwischen dem, was Sie tatsächlich getan haben, und dem, was andere möglicherweise unter den gleichen Umständen auch getan hätten, liegt eine nicht überbrückbare <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_21">Kluft</span>. Uns gehen hier nur Ihre wirklichen Handlungen etwas an, und weder die möglicherweise nichtverbrecherische Natur Ihres Innenlebens und Ihrer Motive noch die möglicherweise verbrecherischen Neigungen Ihrer Umgebung. Sie haben sich, als Sie Ihre Lebensgeschichte erzählten, als einen Pechvogel dargestellt, und in Kenntnis der Bedingungen, unter denen Sie lebten, sind wir bis zu einem gewissen Grad sogar bereit, Ihnen zuzugestehen, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass Sie unter günstigeren Umständen je in diesem oder einem anderen <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_22">Strafprozess</span> als Angeklagter erschienen wären. Aber auch wenn wir unterstellen, dass es reines <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_23">Missgeschick</span> war, das aus Ihnen ein <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_24">willfähriges</span> Werkzeug in der Organisation des Massenmords gemacht hat, so bleibt eben doch die Tatsache bestehen, dass Sie mithalfen, die Politik des Massenmordes auszuführen und also diese Politik aktiv unterstützt haben. Denn wenn Sie sich auf Gehorsam berufen, so möchten wir Ihnen vorhalten, dass die Politik ja nicht in der Kinderstube vor sich geht und dass im politischen Bereich der Erwachsenen das Wort Gehorsam nur ein anderes Wort ist für Zustimmung und Unterstützung."<br /><br />Besser kann man es nicht formulieren. Außerdem ist es doch recht verwunderlich, dass zwar stets alle Nazis nur Befehle ausgeführt haben wollen, aber nie jemand einen Befehl gegeben haben will. Es ist halt einfacher, ein Opfer zu sein. Viel schwieriger ist es, ein Täter zu sein, denn zur Tat gehört auch immer die Verantwortung zur Tat.<br /><br />Eine solche Verantwortung zur Tat scheinen Sie, Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_25">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_26">Schmiester</span>, nicht tragen zu wollen. Und daher mein guter und lieber Freund, verschonen Sie mich mit Entschuldigungen und gehen Sie stattdessen auf meine Argumente ein. Sie werden stets ein wahrer und wichtiger Freund für mich bleiben, selbst wenn uns im argumentativen Boxkampf mal ein Tiefschlag passiert. Uns bleibt immer noch das nächste <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_27">Rosh</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_28">HaShana</span>.<br /><br />Zu Ihrer Abhandlung bezüglich der Theaterkritik möchte ich hier nichts schreiben. Noch nicht. Vielleicht komme ich irgendwann darauf zurück. Jetzt gilt es erst einmal ganz ohne Neid zu bekennen, dass wenn jemand einen so hervorragenden Text wie Sie geschrieben hat, man erst einmal in Ehrfurcht schweigen sollte. Eben dies haben Sie sich mit dem letzten Text zum Thema Theaterkritik verdient: ehrfürchtiges Schweigen.<br /><br />Für’s erste also:<br /><br />„Der Rest ist Schweigen.“<br /><br />Hochachtungsvoll,<br />Ihr Theaterleiter <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_29">Buurmann</span>.<br /><br />PS: Bei "Gehirne am Strand" handelt es sich nicht um mein Erstlingswerk, wie von Ihnen behauptet. Es sei hier nur an "Drinnen" erinnert, das vor einiger Zeit seine Uraufführung feierte.Gerd Buurmannhttp://www.blogger.com/profile/00957170038294463728noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-89078802224798787022008-07-24T14:06:00.009+02:002008-07-25T21:24:22.552+02:00Gehirne am Strand (4) und die TheaterkritikIch hatte Ihnen ja versprochen,<br /><strong>Theaterdirektor Buurmann,<br /></strong>auf unsere Dissens hinsichtlich Ihres Strandhirns und der damit verbundenen Eigen-Realisierung Ihres Strandstücks im Sand des Severins-Burg-Theaters zurückzukommen ...<br /><br />... auf Ihre Widerrede vor allem gegen meine hier veröffentlichte Kritik an Ihrem Erstling: auf diese Ihre Suada eines Beleidigten wollte ich noch einmal eingehen, auf diesen cholerischen Rundumschlag bis zur Besinnungslosigkeit (zu der Ihren, Herr Theaterdirektor!), auf diesen Tsunami Ihrer affektgeladensten Aggressionen, womit Sie mich mundtot zu machen, mir eine Apnoe zu bereiten hofften oder mich zumindest doch mitreißen wollten zu Ihren (Ihrer einsamen Meinung nach) einzig richtigeren Einsichten, zu Ihren (welch Hybris!) Wahrheiten ...<br /><br />Ach, Theaterdirektor Buurmann!, beschimpft haben Sie mich wirkungsvoller, als dass Sie mich irgend überzeugt hätten. Sie aber wollen ja nichts hören, nichts von dem besseren, von meinem Wissen also, nichts (ein)sehen wollten Sie, aber sprudelnd mich mit einem elaborierten Wortschwall mitreißen wollen, posaunend und tönend und klotzend – immer aber, da ich Ihnen mit der Darstellung dieses Sandstrand-Terroristen in Ihrem Stück eine nazistische Gesinnung unterstellte, mit Schmackes und Blut sehend, wutschnaubend am eigentlichen Thema vorbei. Nennen Sie mich also ruhig einen Alt-Linken: weiß ich doch, dass mein Vorwurf an Sie, Neu-Nazi zu sein, dieser Replik Pate stand; nennen Sie mich nur einen Kleinbürger und einen notorischen, paranoiden Besserwisser: hinsichtlich all der Querulanten, deren Schuhgröße von ihrem IQ kaum abweicht, muss man Besserwisser sein – kein Kleinbürger, nein; aber Sie meinten sicherlich auch „Klugscheißer“ und hatten sich mit den Begriffen wieder einmal geirrt ….<br /><br />Aber, Herr Theaterdirektor, ich will nun ruhig sein, will mich zügeln, Sie nicht mehr fragen, ob sie Choleriker sind oder ein ADS-Kind gewesen, nein, ich will tun, was ich hätte schon längst tun sollen, bevor die apoplektische Röte in Ihrem Gesicht noch ins Bleiche umschlägt und Ihre empört wedelnden Arme von der Totenstarre durch Schlagfuß gelähmt werden – ach, Theaterdirektor Buurmann: ich dachte Ihnen keine grauen Haare zu machen, sah ich Sie doch immer haarlos und wusste ein Nichts nicht in der Lage, grau zu werden. Aber Ihre Seele, denn die haben Sie doch noch, Ihre Seele, nicht wahr, das muss ich, Theaterdirektor Buurmann, jetzt begreifen, die ist derweil so matt wie Luises Limonade – und so will ich mich bei Ihnen, Herr Theaterdirektor, ein bisschen nun entschuldigen ....<br /><br />Als ich am folgenden Tag, nachdem ich mich am Abend zuvor nach dem Besuch Ihres Hirnstücks aus tiefstinnerster Not genötigt sah, Ihnen zu schreiben, als ich also Stunden nach der Niederschrift und ausgeschlafen meinen Text noch einmal durchsah (was mir zu einer lieben Gewohnheit geworden ist, da ich meine eigene Argumentation immer noch einmal überprüfe, da mir jeder ex-cathedra-Argumentation beim kritischen Formulieren fern liegt), als ich also meine Vorwürfe an Sie zu überprüfen gedachte, da lag mir jede Revision meiner inhaltlichen Bedenken fern, wohl aber glaubte ich mich glücklicher, hätte ich eine etwas gemäßigtere Form gewählt, vor allem hinsichtlich des Vorwurfs einer in Ihnen gefährlich rumorenden faschistoider Gesinnung. Deswegen vor allem sind Sie in Ihrem Antwortschreiben ja auch in heftigste Konvulsionen geraten, was Ihnen den Verstand wohl trübte. Das aber ist nun hinsichtlich meiner aufklärerischen Absicht kontraproduktiv – das Ohr, dem man Wissen einflüstern will, soll man zuvor durch Schläge nicht betäuben.<br /><br />Diese Schwäche also gestehe ich gehabt zu haben; aber mehr und schlimmer noch: ich unterlag, wer weiß warum?, auch der Schwäche oder besser den Dummheiten der leidlich oft vorkommenden Kritiker, die jenseits ihrer inhaltlichen Vorbehalte vornehmlich mit einem Vernichtungsfeldzug der Worte zu glänzen suchen, sich selber eitel in ein noch helleres Licht stellen wollend, als es auf der Theaterbühne, dessen Geschehen hilfreich zu kritisieren ihr Anliegen gewesen wäre, je hätte sein können. Zurecht haben Sie darum, Theaterdirektor Buurmann, mit goethescher Wut reagiert, mich implizit einen Hund genannt und mich totschlagen wollen. Warum? Mit ablehnenden, vernichtenden Worten als ein eloquenter Meister der Sprache glänzen und dem Objekt der Kritik ohne jede konstruktive Gesinnung oder Empathie nicht hilfreich unter die wenn auch feuchten Achselhöhlen greifen, die sandverklebten Augen nicht öffnen und nur aus egoistischen Motiven den Applaus auf sich selber umleiten wollen: das ist vieler Kritiker eigentliches Metier geworden und verachtenswert – ich muss mich schämen, in diesem Sinne verleitet worden zu sein und vornehmlich im Rhetorischen mein Meisterstück über Sie gemacht zu haben. Das mögen sie, Theaterdirektor Buurmann, nun entschuldigen.<br /><br />Die Kritik soll den Theaterdirektor ja nicht erschrecken, sie ist keine Waffe, sie ist ein Pflaster nur, das der Wissende auf eine Wunde zu legen hat, dass besseres Wissen in dem Versuch der Vermittlung die unschöne, räudige Stelle inszenatorischer Fehlleistung überdecke. Hier habe ich gewiss nun gefehlt und mich mit denen gemein gemacht, die ihren Beruf, den des Kritikers, als ein Herr Mindernickel angetreten sind, zu treten, wo sie selber zu oft getreten worden sind, sich in den Gefilden zu überheben, wo sie nie hätten bestehen können. In der Einsicht, als Künstler keine Kapazität zu sein, lieh man sich die Kapazität des Kritikers, um darüber hinwegzutäuschen: das Publikum mit bestechendem Wortschwall und sich selber durch den Ruch der Härte und Schärfe, den betroffenen Künstler durch ebendiese Anmaßungen und oft umso unbarmherziger, je mehr der die geheimen Desiderate des Kritikers vor dessen innerem Auge der arrogant-überheblichen Camouflage zu entziehen sich versehentlich unterstand.<br /><br />Nein, Theaterdirektor Buurmann, mit diesen Kritikastern, die dem goetheschen Verdikt, als Hunde totgeschlagen zu werden, zurecht anheimfallen, will ich mich nicht gemein machen. Haben Sie es auch gehört? Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass der Kritiker im Idealfall unter einem Aufmerksamkeitsdefizit gelitten hat und im Sinne eines ADHS-Syndroms immer schon hyperaktiv gewesen ist, dass er in der Peergroup vom Kindesbeinen an ein Außenseiter war, oft bis ins zehnte Jahr Bettnässer und als Säugling schon unter einer Phimose leidend, die erste Erektionen unerträglich gemacht und, aus Scham unentdeckt geblieben, adoleszenten Geschlechtsverkehr verhindert hat, dass eine ejaculatio praecox sich als ein erniedrigendes und jedes Selbstbewusstsein nehmendes Unglück der virilen Libido in den Weg gestellt und den Unglücklichen oft genug zu einer substituten Homosexualität getrieben hat, in der er auch noch der tuntige Teil im Sinne einer obsoleten, der Frau lang Zeit zugemuteten Ergebenheit eines zu penetrierenden Objekts zu sein hatte. Was Wunder also, wenn dieser sozial und sexuell Gescheiterte aus dieser Not heraus jenseits seiner körperlichen Schwäche zum intellektuellen Penetrator für jeden Theaterdirektor wurde. Aber ich will das für Sie, Theaterdirektor Buurmann, nicht sein – ich sag es mal jungdeutsch: Ich will Sie (pardon) nicht ficken, ich will Ihnen lediglich zur Befriedigung Ihrer besten Bedürfnisse die helfende Hand reichen!<br /><br />Doch ich muss mich dennoch hier und jetzt gegen einen von Ihnen zu erwartenden Angriff wehren, denn Sie, Theaterdirektor Buurmann, werden die Gelegenheit nicht auslassen, die aufgezeigten Charakteristika der Kritiker auf mich anzuwenden, um zu beweisen, dass ich nur darum so schrieb, wie ich mich anklage, geschrieben zu haben, und dass meine Entschuldigung nur eine Farce sei, um von meinen von mir selbst benannten Schwächen abzulenken. Da muss ich Ihnen zuvorkommen und Ihre Angriffe gegen meine kritische Vernunft und Integrität entkräften! Und also muss ich Sie notgedrungen an einen Abend erinnern, da ich Ihnen, nach einigen Gläsern Absinth, ohne mich irgend rechtfertigen zu müssen, erzählt habe, erste sexuelle Praktiken im Alter von zarten 13 Jahren von einer Au-pair-Maid aus Schweden erlernt zu haben und es zu vieler und nicht nur der aus dem Au-pair-Bereich Rekrutierten Zufriedenheit weiterhin als Lieblingsschüler wie aber auch als Fachlehrer ausübte. Sie erinnern sich? – Ich erinnere, dass Sie damals entgegen jeder in Ihnen steckenden Gewohnheit stumm blieben, an Ihre neidvolle Stummheit erinnere ich mich, will aber diesen Neid nicht noch einmal hervorrufen, als Ihnen auf diese Art und Weise nur beweisen, dass ich von Geburt kein Kritiker aus oben genannten Nöten bin .<br /><br />Theaterdirektor Buurmann, trotz alledem, gebe ich hier zu , ist es mir eine Freude, mich mit Ihnen zu messen, die Feder mit Ihnen zu kreuzen wie Hamlet, der auch Dolche zu reden gedachte – und sollte es sich wiederholen, dass ich zu derbe auf Sie einschlage, dann halten Sie es meiner Oma zu Gute, die mir immer versichert hat, dass auf einen groben Klotz ein grober Keil gehöre.<br /><br />In diesem Sinne verbleibe ich<br />Ihr<br /><br />Kriminalautor und Ihnen zugeneigter Freund Schmiester<br /><br />PS: Was, Theaterdirektor Buurmann, halten Sie eigentlich von dem Kölner Licht namens Jüdisches Museum auf dem Rathausplatz? Ein Schildbürgerstreich oder höhere Diplomatie in Demokratie (da Kreti und Pleti nun abstimmen dürfen, Schmidt und Pocher)?Burkhard Schmiesterhttp://www.blogger.com/profile/05281007016682862107noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-22031061755909284252008-07-24T14:05:00.012+02:002008-10-17T18:11:36.213+02:00Kölner LichterJa, ich bin ein literarischer <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_0">Choleriker</span>,<br />verehrter <strong>Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_1">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_2">Schmiester</span></strong>,<br />aber bei den Kölner Lichtern bleibe ich gelassen.<br /><br />Bevor Sie nun aber ganz an mir verzweifeln, seien Sie sich <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_3">gewiss</span>, dass ich selbstverständlich gerne mit Ihnen Hand in Hand durch das kommende Jahrhundert gehen möchte und dass auch ich nichts Positives zu den Kölner Lichtern zu sagen habe. Die Kölner Lichter widern mich an, wie jede Massenveranstaltung, bei der der individuelle Mensch zur gaffenden Fleischmasse reduziert wird. Am selben Tag wie die Kölner Lichter füllte <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_4">Mario</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_5">Barth</span> in Berlin die Olympiahalle mit 70.000 Menschen, die begeistert und trunken Ihrem Idol zujubelten. Mit diesen 70.000 Menschen brach <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_6">Mario</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_7">Barth</span> den Rekord, der vor ihm durch <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_8">Chris</span> Rock aus den Vereinigten Staaten von Amerika aufgestellt wurde, der etwas weniger als 16.000 Menschen versammeln konnte.<br /><br />Verwundern tut es mich nicht, dass letztendlich ein Deutscher den Rekord gebrochen hat, denn wenn es etwas gibt, das die Deutschen gut können, dann sich in lachenden Horden <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_9">zusammenzurotten</span> um gemeinsam mit einem Führer über Andere zu lachen.<br /><br />Goethe hat es im Faust (Zweiter Teil) mal so schön beschrieben:<br /><br />„Und auf <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_10">vorgeschriebnen</span> Bahnen<br />Zieht die Menge durch die Flur;<br />Den entrollten Lügenfahnen<br />Folgen alle – Schafsnatur!“<br /><br />Das ist wohl auch der Grund, warum das Kabarett in Deutschland so gut funktioniert. Vorne steht der <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_11">Inquisitor</span>, der gemeinsam mit der Horde arroganter Besserwisser im Publikum ein Feindbild aussucht, um dann <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_12">genüsslich</span> über eben dieses Feindbild herzuziehen. Was im Kabarett kaum bis selten passiert, ist wahrer Humor, der es wagt über sich selbst zu lachen. Nein, im Deutschen Kabarett wird nicht über sich selbst gelacht, sondern über die Anderen. An aller erster Stelle sind hier als die Anderen die Politiker zu nennen. Nun gut, die meisten Politiker haben den <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_13">Spot</span> auch verdient, nur <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_14">vergisst</span> die Horde, die da lacht, nur allzu gerne, dass es als Publikum und Volk im Grunde genommen erster Souverän des Staates ist und somit verantwortlich für die Misere. Aber egal. Verantwortung war gestern. Heute regiert der Spaß! <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_15">Drum</span> Ihr Damen und Herren des Deutschen Kabaretts: Blast die Narrentrompete auf dass die Deutsche Horde tanzt. Davon geht die Welt nicht unter! Die wird ja noch gebraucht. Ihr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_16">dürft</span> sogar wieder über Ausländer Witze machen, vorausgesetzt natürlich, der Ausländer ist Amerikaner.<br /><br />Natürlich sind die Anderen nie die Terroristen, weil Terroristen waren die Deutschen ja selbst lange Zeit. Als Nazis terrorisierten sie die Welt und die Demokraten im eigenen Land. Schnell entstand eine gute Zusammenarbeit zwischen dem nationalsozialistischem Deutschland und dem islamischen Faschismus. Die Beziehungen zwischen der <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_17">NSDAP</span> und der Muslimbruderschaft sind ja ohne Probleme nachlesbar. Im Grunde genommen ist der Terrorist für den deutschen Otto-Normal-Bürger nicht der Andere, sondern stets er selbst. Und wenn man dermaleinst erklärt hat, warum die palästinensische Erklärung fordert, alle Juden ins Meer zu treiben und warum den Terroristen eigentlich kein anderer Ausweg blieb, als am 11. September 2001 einen Massenmord zu begehen, dann wird auch der Deutsche endlich ein gutes Gewissen haben und ganz tief in seinem Herzen wissen, dass es doch einen entschuldbaren Grund für die Nazis gab.<br /><br />Einer erstmal völlig <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_18">enthemmten</span> Horde kann man schließlich vieles erzählen und bei den Kölner Lichtern, lieber Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_19">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_20">Schmiester</span>, haben Sie mich ganz auf Ihrer Seite. Was der gaffenden Masse dort an Propaganda um die Ohren gehauen wurde, grenzt an Volksverdummung der übelsten Form. Da wurde ernsthaft und mit einem Unterton des <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_21">Bedauerns</span> festgestellt:<br /><br />„Die Zeit der Aufklärung schlug sich auf das Feuerwerk nieder und auch die Königshäuser mussten sparen!“<br /><br />Ja so ein Mist aber auch. Das ist aber echt blöd von der Aufklärung. Da kommt so einfach mir nichts dir nichts die <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_22">Aufklärung</span> daher und nimmt dem König die Kohle weg. Unverschämtheit!<br /><br />An dem Abend gab es in der Lichtershow generell eine ekelhafte Sehnsucht nach Diktatur. So wurde zum <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_23">Beispiel</span> dem Publikum das kommende Feuerwerk der Diktatur Chinas zu den Olympischen Spielen kritiklos schmackhaft gemacht. Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen.<br /><br />Am <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_24">lustigsten</span> fand ich aber den Moment, als darauf hingewiesen wurde, dass im Europa des 14. Jahrhunderts das Feuerwerk bei Kirche und Machthabern jenseits der militärischen Nutzung als einschüchterndes Kunstmittel beliebt gewesen sei, denn man habe damit so richtig zeigen können, wie gottgegeben kirchliche und königliche Macht aussieht. Da habe ich nur noch ganz leise bei mir gedacht, wer denn wohl der Machthaber dieser Kölner Lichter ist. Aber diese Frage hier zu beantworten ist ein weites Feld, Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_25">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_26">Schmiester</span>, ein zu weites Feld.<br /><br />Stattdessen gilt es, noch einmal auf <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_27">Mario</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_28">Barth</span> zurückzukommen. Bestimmt wird schon die ein oder der andere gedacht haben, meine Kritik sei unangebracht, denn schließlich lache <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_29">Mario</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_30">Barth</span> nicht über die Anderen, sondern stets über sich selbst. Weit gefehlt! Auf den ersten Blick scheint dem so zu sein. Wenn man <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_31">Mario</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_32">Barth</span> zuschaut, wie er sich über seine Beziehung im Speziellen und der Beziehung zwischen Mann und Frau im Allgemeinen lustig macht, ist man tatsächlich dazu verführt, zu glauben, da lache jemand über sich selbst. Schaut man jedoch nur ein <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_33">bisschen</span> genauer hin, wird man sehen, dass der ganze Humor nur auf eine altmodische, ja fast reaktionäre Einteilung der Menschheit in ein überholtes Mann-Frau-Schema funktioniert. <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_34">Mario</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_35">Barth</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_36">kreiert</span> den Mann als das Andere zur Frau und die Frau als das radikal Andere zum Mann. Im Publikum sitzen sie dann, die Menschen, die sich freiwillig zum Anderen machen lassen, nur um so über den wiederum Anderen lachen zu können. Eine wahrhaft dialektische Meisterleistung von <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_37">Barth</span>. Fast möchte man vermuten, er habe Hegel gelesen, aber eben nur fast.<br /><br /><span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_38">Barth</span> hat eine schöne neue Welt geschaffen, in der sich jeder zum Anderen für den Anderen machen <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_39">lässt</span>, nur damit jeder und jede etwas zu lachen hat. Eine moralische Verpflichtung gegenüber den Anderen erfolgt jedoch nicht. Der Andere ist lediglich das Spiegelbild der eigenen Fratzenschneiderein. Fast schon zu komisch, um wahr zu sein.<br /><br />In diesem Sinne verbleibe ich staunend,<br />Ihr Theaterdirektor <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_40">Buurmann</span>.<br /><br /><br />PS: In meinem Stück habe ich nicht das <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_41">Skrotum</span> verbal verunstaltet, wie Sie es in Ihrem letzten Brief behauptet haben, sondern das <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_42">Praeputium</span>; aber von einem Mann, der das Hebräische nicht von dem Arabischen unterscheiden kann, verlange ich nicht, dass er um den Unterschied zwischen dem Hodensack und der Vorhaut weiß. Ich hoffe (und wenn auch nur stellvertretend für Ihre Lebensabschnittsgefährtin), dass Sie in der weiblichen <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_43">Anatomie</span> besser unterwegs sind.Gerd Buurmannhttp://www.blogger.com/profile/00957170038294463728noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-32158990843784137452008-07-13T18:03:00.012+02:002008-12-12T06:11:25.233+01:00Gehirne am Strand (3) - Kölner LichterHat es Ihnen,<br /><strong>Theaterdirektor Buurmann,<br /></strong>gestern auch die Zornesröte ins Gesicht getrieben?<br />Waren Sie sogar wieder einem apoplektischen Anfall nahe?<br />Raste erneut ein Tsunami des Aufbegehrens durch Ihr leider am Strand manchmal zu sehr dösendes Hirn?<br /><br />Nein, verehrtester Theaterdirektor, nicht weil ich mir als Wiederholungstäter erneut eine Ihrer Sandkasten-Vorstellungen mit einem Täter, der ohne Zweifel immer und in bedenklicher Konsequenz der Fremde ist, angesehen und mich erneut, auf meiner gegen jede Ihrer polemisch-polternden Einwände sehr wohl als berechtigt anzusehenden Kritik beharrend (als Ihr warnender Dramaturg gewissermaßen – gestern schriebe ich noch Schutzengel), gegen Ihre theatralischen Unbedachtheiten und gegen Ihr, sagen wir es gelinde: naives Politisieren zu Wort gemeldet hätte.<br /><br />Nein, Theaterdirektor Buurmann, ich meine (auf den delikaten Fall Ihrer Sandhirne allerdings bald und gern zurückkommend) mit der besorgten Nachfrage nach Ihrem Aggressionspotential durch unmäßig ausgeschüttetes Adrenalin (Sie neigen zum Choleriker, oder?) den gestern bis Mitternacht erlebten Rhein in Flammen, der dem Kölner aufgrund einer bönnschen Anmaßung allerdings lediglich Licht zu nennen erlaubt ist – die „Kölner Lichter“ also meine ich.<br /><br /><br /> <img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5225924196676648562" style="DISPLAY: block; MARGIN: 0px auto 10px; CURSOR: hand; TEXT-ALIGN: center" alt="" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyPrhaH-K7PUAL006d8lWpGg7CHzH0E1ebTkpCQT2VjVLW2ZGic3DAuFSu7z3lCed9rRBz0OvvXa2eNasrMCG6UwjXNiIQeFoHdBP-19A1yL9zp1oCA10IUL9QC9bJxWBKUbGUradNDCPq/s320/K%C3%B6lner+Lichter.jpg" border="0" /><br />Ich möchte mich nun Ihnen, Theaterdirektor Buurmann, hinsichtlich der gestrigen Ereignisse als einen Gleichgesinnten versichern und Sie, mich diesbezüglich rückversichernd, fragen, ob Ihnen das Kleingeistige dieser Veranstaltung – das dem gestern präsentierten kölschen Licht im Sinne des sprichwörtlich kleinen Lichts, das besser unter den Scheffel zu stellen gewesen wäre, eher Ehre machte – ebenso an die Nieren oder auf die Nerven ging? Dieses Kölner Gelichter? Von Ihrem Sack, auf den das, salopper formuliert, auch hätte gehen können, möchte ich allerdings nach der Eingangsszene Ihres Sand-Stückes nicht reden, sah ich das gemeinte Skrotum da doch verbal verunstaltet und unappetitlich werden – ich gestehe aber, dass ich unter dem Eindruck dieser nächtlichen Rhein-Veranstaltung mehr zu leiden hatte, als unter Ihren Ausfälle aufgrund meiner Kritik, die ich Ihnen wohl sehr zurecht habe angedeihen lassen. Diesbezüglich gestehe ich mit gewissermaßen romantischem Selbstbewusstsein: Was kümmert es den Mond, wenn ihn die Hunde anbellen!<br /><br />Bezogen aber auf die „Kölner Lichter“ aber möchte und muss ich meine Klage nun spezifizieren.<br />Die Kaskaden von Feuer, die in den Himmel strebenden Glutzungen, die explodierenden Supernovae und den All-GAU antizipierenden Explosionen, die Großartigkeit aber auch dieses Feuergemäldes, das den Atem nimmt und den Verstand still stehen lässt, diese ans Apokalyptische mahnende halbe Stunde pyrotechnischer Hybris oder auch, jenseits einer solchen Endzeitmetapher, die expressionistische Gewaltigkeit dieser Feuerspielerei als ein technisches Meisterwerk, von einer Präzision, die jedem Luftangriff in diesem oder jenem Krieg hätte angeraten sei sollen (zumal auch Kollateralschäden ausblieben, will man etwaige Schlägereien, den ein oder anderen Vollsuff oder gelegentlich übergriffiges Verhalten im zwischengeschlechtlichen Bereich nicht dazurechnen) – die halbe Stunde des gestern bis Mitternacht erlebten Feuerzaubers also will ich nicht mit bloch‘scher Strenge hinsichtlich der die Sinne verwirrenden Gewaltigkeit dieses Kunstgebildes (erschrecken Sie nicht!) als faschistoid bezeichnen, ich will sie ungeschmälert achten und auch nicht mit dem adorno‘schen Verdikt kommen, dass so etwas nach Auschwitz politisch unkorrekt sei (wenn ich angesichts der Kosten dieses Spektakels mich aber doch scheue, mir die Menschen ins Gedächtnis zu rufen, die in den Mülleimern unserer Konsumgesellschaft nach ihrem Lebensunterhalt fahnden).<br /><br />Nein, im Kleineren nur, im Kleingeistigen allerdings, im Unterbelichteten und letztlich auch in einem fern jedes künstlerischen Willens sich Entblößenden will ich meine Kritik an die gestrige Lichtveranstaltung gründen, auf Ihre Seelenverwandtschaft, Theaterdirektor Buurmann, in diesem Falle sehr hoffend. Lassen wir den Zauber des Feuerwerks also unbeschädigt – doch was diesem Dithyrambus aus Feuer und Rauch, Blitz, Knall und Knattern vor der Kulisse der Altstadt samt Dom von dem Veranstalter verbal unterschoben wurde, war mir (und ich hoffe auch Ihnen) Geschmacklosigkeit und Zumutung. Ich meine den sechsmal eingespielten Kommentar einer kölschen Slang-Stimme mit diesem trunkenen L und der Unfähigkeit zum SCH, dieses zu Feuerhagel und Sternenflug, zu pyromanischem Bombast vermittelte minderwertige Schulfunkwissen zum Thema: Die Evolution des Feuerwerks. Ach, Wikipedia war das fürs geistige Prekariat.<br /><br />Ich spezifiziere: Auf das Feuer als das Übernatürliche verweisend, wollte man die Geschichte seiner Beherrschung in der Frühgeschichte der Menschheit beginnen lassen – der staunende Hörer sah sich daraufhin bei entsprechender Ping-Pong-Musik ins China das 11. und 12.Jahrhunderts versetzt, und man konnte vernehmen, dass das chinesische Feuerwerk heute noch ein Unübertroffenes sei. Das schmälerte dann sehr wohl das Staunen an dem hier und heute Präsentierten, schienen die „Kölner Lichter“ dem Texter dieser lexikalischen Eingebungen doch minderwertig. Gesagt aber war damit wohl das, was wir schon immer über China wissen sollten: das Reich der Feuerzauberer sei uns diese kommunistische Diktatur vor allem. Als der unwissende Kölner trotz alledem so richtig ins Staunen geriet und sich des pyrotechnischen Wunders erfreute, wusste der Kölsch Lallende dann zu berichten, dass im Europa des 14.Jahrhunderts das Feuerwerk bei Kirche und Machthabern jenseits der militärischen Nutzung als einschüchterndes Kunstmittel beliebt gewesen sei, denn man habe damit so richtig zeigen können, wie gottgegeben kirchliche und königliche Macht sei. Und so hätten die Herrscher des 17. und 18.Jahrhunderts auch kein Fest ohne ein gewaltiges Feuerwerk feiern mögen – Barockmusik stimmte dem lautstark zu und mir fiel wieder Bloch ein. Dann steuerte der Kommentar mit dem 19.Jahrhundert auf diese entsetzliche Erkenntnis zu:<br /><br />„Die Zeit der Aufklärung schlug sich auf das Feuerwerk nieder und auch die Königshäuser mussten sparen!“<br /><br />Die Gegenwart letztendlich bot noch einmal Gelegenheit zu einer sich den chinesischen Machthabern anbiedernden Lobhudelei hinsichtlich eines großen Feuerzaubers zur Eröffnung der anstehenden Olympiade in Peking, währenddessen Berlusconis Italien einen drauf kriegte: da sei ein Feuerwerk einfach nur zu laut, in Deutschland allerdings sei es ein technisch perfekt ausgeklügeltes und kalkuliertes Handwerk …<br /><br />Da bin ich, Theaterdirektor Buurmann, gegangen und habe mir, an meinen Sinnen zweifelnd, die Reprise der „Kölner Lichter“ im Fernsehen angesehen, bald aber, da meine frühere Wahrnehmung sich nicht als Wahn herausstellte und benannter Kommentar keine Halluzination war, habe ich den Ton ausgedreht und – ja, Sie hören richtig: die Doors habe ich aufgelegt, Theaterdirektor Buurmann, ja die Doors! Einmal haben Sie meine wahren Leidenschaften erkannt und lagen nicht meilenweilt neben der Wahrheit – und dass macht mir nun den Mut, mich bezogen auf das gestrige Ereignis und seinen Peinlichkeiten mit Ihnen Hand in Hand zu glauben – enttäuschen Sie mich nicht, denn „Hand in Hand mit dir“ will ich mein Jahrhundert wohl in die Schranken fordern, ein Jahrhundert in dem solche „Kölner Lichter“ stattfinden – aber auch Ihre „Gehirne am Strand“, und da lassen Sie mich Ihr Gewissen, Ihr Mentor, Ihr Schutzengel sei. Zappeln Sie nicht, beneiden Sie mir nicht meine politische Vergangenheit, sehen Sie doch in meiner Geschichte als Altkommunarde eine wenn auch unfreiwillige Gemeinsamkeit: in dem von einem gewissen Ali Götz den 68ern nachgesagten faschistischen Handeln und Denken.<br /><br />Doch als ein zu weites Feld das heute betrachtend, grüße ich Sie heute, Theaterdirektor Buurmann, in Frieden und Freude und herzlichst,<br /><br />Ihr<br />Kriminalautor Schmiester,<br />der<br />PS: im Zweifelsfall daran denkt, Sie in seinem nächsten Krimi das Opfer sein zu lassen. Mithin: Gute Besserung!Burkhard Schmiesterhttp://www.blogger.com/profile/05281007016682862107noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-41323328994270618012008-07-11T16:43:00.014+02:002008-10-17T18:10:27.032+02:00Gehirne am Strand (2) - Eine WiderredeSie sehen,<br /><strong>Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_0">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_1">Schmiester</span></strong>,<br />leider nur das, was sie wollen.<br /><br />Selten habe ich erlebt, dass ein Mensch seine eigenen Ängste und Widersprüche so vehement auf einen anderen Menschen überträgt. Aber so sind sie nun mal die Altlinken, zu denen ich Sie ja wohl zählen darf, da Sie nicht nur links, sondern auch schon etwas älter sind (Die <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_2">DOORS</span> sind nicht mehr auf Platz 1 der <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_3">Single</span>-<span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_4">Charts</span>); so sind sie also, die Altlinken: statt vor der eigenen Tür zu kehren, wo immer noch der <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_5">Muff</span> von tausend Jahren herumliegt, natürlich schön vor die Tür gekehrt, denn da ist es ja dann das Problem der Anderen, werden Sündenböcke gesucht, die dann gerne mal für alles verantwortlich gemacht werden, was so gerade nicht in eigenen Kram passt. Und wenn diese Sündenbocke erst einmal gefunden sind, holt der Altlinke zum ultimativen Befreiungsschlag aus, um sein eigenes Gewissen zu beruhigen: Er denunziert sein Gegenüber als Nazi.<br /><br />Verehrter Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_6">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_7">Schmiester</span>, in einer Welt, in der sogar Ralph <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_8">Giordano</span> und <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_9">Henryk</span> M. <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_10">Broder</span> als Nazis bezeichnet werden, bekommt der Begriff „Nazi“ ja fast schon etwas Adelndes. Deshalb macht sich der Nazi nun an Ihren Argumente, so wir sie so nennen wollen.<br /><br />Sie sagen ich würde Angst verbreiten, irrationale Angst sogar. Klar, die regelmäßigen Bomben auf Israel sind reine Phantasie. Der 11. September ein Plot der Amerikaner. In Spanien ist auch nie ein Zug gesprengt worden. Und <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_21">Heathrow</span> hatte niemals eine Terrorwarnung. Wissen Sie, Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_22">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_23">Schmiester</span>, Sie reden wie Helmut Kohl Anfang der 90er, als Deutschland wieder <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_24">Pogrome</span> hatte und Asylantenheime brannten. Trotz der Anschläge in Rostock und <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_25">Hoyerswerda</span> und der dumpf grölenden Meute am Straßenrand, behauptete Helmut Kohl I. ernsthaft, es gäbe kein grundlegendes Problem mit rechter Gewalt in Deutschland. Er ließ sich auf keine Demo, auf keine Beerdigung und auf keine Trauerveranstaltung blicken. Deutschland hatte kein Problem und wer es behauptete schürte die Angst.<br /><br />Sie klingen zudem wie die Politiker, die behaupteten, dass das Reden von <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_26">No</span>-<span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_27">Go</span>-<span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_28">Areas</span> für Ausländer während der WM 2006 in Deutschland reine Panikmache gewesen sei. So werden <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_29">faschistoid</span> motivierte Verbrechen klein geredet und jene verdammt, die es wagen darauf aufmerksam zu machen.<br /><br />Natürlich sind die Ängste für sie irrational. Was haben Sie auch schon zu befürchten? Sie sitzen ja tatsächlich in Sicherheit. Sie sind kein schwuler Palästinenser, dem der Tod droht. Sie sind keine emanzipierte Frau kurz vor Steinigung. Sie sind kein Jude, der <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_30">gehasst</span> wird, weil er Jude ist. Sie sind ein guter deutscher Kleinbürger, was komischweise heutzutage gleichbedeutend ist mit Altlinker. Sie haben eine ganz andere Angst, eine Angst die nicht irrational ist. Sie wollen<em> Ihre</em> Sicherheit nicht verlieren, bloß still halten, nicht auffallen, den Finger nicht in die Wunde legen. Von uns wollen die ja nichts. Uns lassen die ja in Ruhe. Und am Ende haben wir von nichts <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_31">gewusst</span>.<br /><br />Sagen Sie mal, Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_32">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_33">Schmiester</span>, haben Sie denn in Ihrer alten linken Zeit nie einen christlichen Linken getroffen? Der hätte Ihnen doch <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_34">Bonhöfer</span> vorlesen müssen, oder? Nun, da dies wohl nie geschehen ist, möchte ich es hier nachholen:<br /><br />„Zuerst kamen sie wegen der Kommunisten, aber ich war kein Kommunist, und so habe ich nicht protestiert. Danach kamen sie wegen der Homosexuellen, aber ich war kein Homosexueller, und so habe ich nicht protestiert. Dann kamen sie wegen der Juden, aber ich war kein Jude, und so habe ich nicht protestiert. Danach kamen sie wegen der Katholiken, aber ich war kein Katholik, und so habe ich nicht protestiert. Als sie wegen mir kamen, war keiner mehr da, der hätte protestieren können.“<br /><br />Solange es die islamischen Fundamentalisten nur auf Moslems abgesehen haben (Moslems sind nun mal die Hauptopfergruppe der islamischen Fundamentalisten), solange sie lediglich die Juden hassen (und dafür gibt es ja immer Gründe, sie haben als Altlinker bestimmt auch ein paar „gute Gründe“ auf Lager), solange sie nur Frauen steinigen (ist ja eh eine andere Kultur, da können wir nicht arrogant daherkommen und sie daran hindern), solange die Bomben nur in den USA, England und Spanien hochgehen (und irgendwas müssen die ja verbrochen haben, so wie die Juden, die sind ja auch nicht ganz unschuldig an ihrem Leid – <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_35">jaja</span>, wir kennen die <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_36">Klaviatur</span>), solange der Krieg also der Krieg der Anderen ist, solange nur die Anderen sterben, erklären wir einfach den Frieden ganz privat für uns. Herzlichen Glückwunsch erneut, Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_37">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_38">Schmiester</span>, Sie haben die Frieden privatisiert, für sich und all die anderen deutschen Gutmenschen. Kein Krieg <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_39">nirgends</span> war gestern, Ihnen reicht Ihr Vorgarten. Und jeder, der es wagt, darauf hinzuweisen, dass genau diese Haltung zum Gegenteil führen kann, ist ein: BILD-Leser, Nazi, <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_40">Schäublefan</span> (was darf es denn heute sein?)<br /><br />Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_41">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_42">Schmiester</span>, Sie mögen es Ihrer <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_43">Butze</span> vielleicht nicht merken, aber es ist nicht Frieden. Menschen werden getötet, weil sie das falsche Geschlecht haben, weil sie Juden sind, weil sie den falschen ficken – auch in Deutschland, wie das Thema "Ehren"-Mord <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_44">beweist</span>. Wir können da nicht einfach sagen, dass es uns nicht betrifft.; obwohl, Sie können es ja ganz gut, wie ich lesen darf. Für sie ist der islamische Terror nämlich keine Gefahr, sondern nur eine <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_45">Schnappsidee</span> von <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_46">Schäuble</span>. <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_47">Chapeau</span>. Da muss man erst mal drauf kommen.<br /><br />Was soll ich also Ihrer Meinung nach machen? Soll ich die Fresse halten, wie Helmut Kohl einst in den 90<span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_48">ern</span>? Soll ich die reale Gefahr durch den <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_49">Terrorismus</span> verschweigen, so wie wir fast kollektiv während der WM nicht zum Rassismus in Deutschland sprechen durften, ohne als <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_50">Vaterlandsverräter</span> beschimpft zu werden?<br /><br />Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_51">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_52">Schmiester</span>, hören Sie auf, Nazis zu suchen, wo keine sind. Kommen Sie aus Ihrem Sandkasten der guten alten 70er Jahre heraus und legen Sie die <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_53">Förmchen</span> weg. Da draußen in der Welt gibt es gerade einen Schlag gegen den <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_54">Femi</span>- und Humanismus, eine Entwicklung, die ekelhaft ist. Antisemitismus wird zu <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_55">Antizionismus</span>, <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_56">Antiamerkanismus</span> ist salonfähig, „Die Protokolle der Weisen von Zion“ heißen jetzt „Israel Lobby“, Frauenrechte müssen von UN-Mitgliedsstaaten nicht geachtet werden, sexistische <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_57">Comedy</span> ist wieder in. Wir haben ein Problem: Uns ist die Aufklärung <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_58">wurscht</span> geworden!<br /><br />Aber Sie sehen das natürlich anders. Sie glauben, ich würde der Fremdenfeindlichkeit Vorschub leisten. Natürlich kritisieren Sie meine Arbeit. Da sind Sie ja wieder mal sicher und müssen nichts befürchten. Kritik an meiner Arbeit ist so leicht wie Kritik an <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_59">Schäuble</span>, den USA und Israel. Wir werden uns nicht hochjagen oder irgendwelche Menschen gegen Sie <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_60">fanatisieren</span>. Die Botschaften der Welt sind sicher vor uns. Und Flaggen werde ich auch nicht verbrennen. Da habe ich gar kein Geld für. Um mich und meine Arbeit zu kritisieren, brauchen Sie also keine <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_61">Chuzpe</span>. Bei mir kommen Sie auch mit Unterstellungen weiter.<br /><br />Ich habe nämlich nie gesagt, dass alle <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_62">Mulsime</span> Terroristen sind. In meinem Stück ist lediglich der eine Terrorist, der auftritt, ein Moslem. Ist das unwahrscheinlich? Nein. Ist es Panikmache? Wohl kaum. Sonst dürfte auch kein Theatermacher einen Neonazi mit Glatze zeigen, da das ja die Glatzenträger diskriminieren könnte. Und der <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_63">Vergewaltiger</span> auf der Bühne darf auch kein Mann mehr sein, sonst käme ja noch jemand auf die Idee alle Männer seien <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_64">Vergewaltiger</span>. Und <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_65">Marlene</span> Dietrich war natürlich auch eine <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_66">Vaterlandsverräterin</span>, da sie im 2. Weltkrieg auf der Seite der <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_67">Alliierten</span> gestanden hat. Es ist erstaunlich, wie reaktionär ein Altlinker doch sein kann.<br /><br />Nochmal für Sie, Herr <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_68">Kriminalautor</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_69">Schmiester</span>: Fast alle <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_70">Vergewaltiger</span> sind Männer. Das heißt nicht, dass alle Männer <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_71">Vergewaltiger</span> sind. Genauso steht es mit dem Terror. Nicht alle Muslime sind Terroristen, aber erschreckend viele Terroristen sind Muslime. Sogar <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_72">Alice</span> im Wunderland versteht das. Und noch mal: Die Hauptopfer der Terroristen sind Muslime. Es geht darum, für diese Muslime zu sprechen. Was ist mit diesen Opfern? Sollen wir schweigen, nur weil es die "Anderen" sind? Was ist zudem mit den Muslimen, die sich nicht hochjagen, die ihre Kinder nicht als Schutzschild verwenden? Beleidigen wir diese Muslime nicht, wenn wir ständig nach Gründen suchen, warum jemand <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_73">Terrorist</span> wird, statt danach zu fragen, warum die große Mehrheit der Muslime keine <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_74">Terroristen</span> sind? Was ist mit den emanzipierten Muslimen? Sollen wir ihnen in den Rücken fallen, weil wir es einfach <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_75">spannender</span> finden, die Täter zu analysieren. Wie dreister kann man eigentlich noch auf aufgeklärte Muslime spucken.<br /><br />Ihr Brief zeugt von einer gewissen Unfähigkeit zu trauern. Statt sich darauf einzulassen, dass sich das Stück „Gehirne am Strand“ überwiegend mit der Opferperspektive beschäftigt, wollen sie Ausgeglichenheit um jeden Preis. Warum muss man immer den Täter verstehen? Was gibt es denn da zu verstehen? Der Terror verbreitet Schrecken. Dieser Schrecken verbreitet sich umso mehr, wie Menschen, wie Sie, es verhindern, dem Schrecken in die Augen zu schauen. Nur wer es wagt, sich den Schrecken zu vergegenwärtigen, kann davor geschützt sein, zum Opfer seiner eigenen Angst zu werden.<br /><br />Sie unterstellen mir, ich würde sagen, jeder <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_76">kulturfremde</span> Mensch sei eine Gefahr. Dies stimmt nicht, Sie wollen es so sehen. Haben Sie vielleicht selber Angst vor dem Fremden? Haben Sie sich vielleicht zu sehr mit den Tätern beschäftigt? Zu sehr seine Gefühle analysiert? Ihn zu sehr "verstanden"? Wie wäre es mal mit wahrer Offenheit den Kulturen gegenüber. Jede Kultur birgt humanistische, <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_77">feministische</span> und demokratische Strukturen. Seien sie offen gegenüber diesen Strukturen, egal in welchen Kulturen sie auftauchen. Seien Sie jedoch auf der Hut vor jenen Menschen, die Sie dann zum Feinde machen werden; es sind nicht wenige. Am Ende sind die Terroristen auch unter uns. Mal zünden sie Asylantenheime an, mal Synagogen, mal das <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_78">World</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_79">Trade</span> Center. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Und ich werde nicht müde zu klagen, egal ob der Mörder weiß, schwarz, schwul, lesbisch, Mann, Frau, Jude, Christ, <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_80">Buddhist</span> oder Moslem ist. Und der aufgeklärte Mensch wird meiner Meinung sein, solange er die Ideale der Aufklärung für wichtiger erachtet als „kulturelle Eigenarten“.<br /><br />Einen Terroristen in einem Theaterstück einen Palästinenserschal <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_81">umzuhängen</span> ist genauso legitim, wie einem Soldaten im Irak eine US-Uniform zu geben. Wer das nicht erlaubt, oder gleich glaubt, dahinter stünden böse Absichten, ist ein notorischer, <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_82">paranoider</span> Besserwisser.<br /><br />In diesem Sinne verbleibe ich mit den allerbesten Wünschen von Besserwisser zu Besserwisser,<br /><span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_83">gerd</span> <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_84">buurmann</span><br /><br />PS. Der Terrorist hat übrigens nicht hebräisch gesprochen, wie Sie es in Ihrem Brief behaupten, sondern arabisch. Für Sie wird das allerdings keinen Unterschied machen. Aber an Ihrer Fähigkeit zu differenzieren können seit Ihrem letzten Brief eh Zweifel angemeldet werden. Statt über BILD-Leser zu urteilen, laden Sie einen solchen Leser doch einfach mal zu einem Tee ein. Sie können dann auch ruhig die <span class="blsp-spelling-error" id="SPELLING_ERROR_85">DOORS</span> spielen.Gerd Buurmannhttp://www.blogger.com/profile/00957170038294463728noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8236242627496049198.post-49098666544141438092008-07-10T19:53:00.011+02:002008-12-12T06:11:26.349+01:00Gehirne am Strand (1) - Gefahren im Sand<strong></strong><br /><strong></strong><br />Sehe ich das,<br /><strong>Theaterdirektor Buurmann, </strong><br />sehe ich das richtig?<br /><br />Da kommt in Ihrem Stück von den Gehirnen auf Mallorca - pardon: Ihre Gehirne waren ja nur am Strand -, also ganz anfänglich Ihres Stücks (oder Dramas?) kommt da wer auf die Bühne - pardon: an den Strand natürlich, den Sie tonnenschwer in Ihr Theater geschafft haben. (Hochachtung!) Auf diesem Sandstrand nun ahlen sich schon zwei Liegestühler, ein fast nackter Mann und eine noch fast nacktere Frau, und der da jetzt eingangs Ihrer Inszenierung dazukommt, buddelt ein bisschen herum, ist aber kein Hund, ist ein Mensch, einer mit einem Palästinenserschal (sic!)! Und dann geht dieser Buddler von Arafats Gnaden wieder ab, er sagt nichts, ist weg, und er kommt - sehe ich das richtig, Theaterdirektor Buurmann? - eigentlich gar nicht mehr vor, nur in den Nahtstellen Ihrer Strandszenen richtet er den Sonnenschirm gelegentlich ein oder weg, mitsamt dem Liegegestühl, wie ein Theater-Statist eben und ohne Geheimnis.<br /><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjF2s-KiieUH7IlpqfJB4tltblHCj8Ew6aSSVyD0WjUSnRlC6mUlV7f-9UiSGOd-1MUR1va9xzFxazk1aPpTSxMZr0M38MOwzzwZmHk4f26oz3KEc1xPm0yq_zEHmYqvIou9FcGqWOVVP2/s1600-h/Gehirne+1.jpg"><img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5222583556602168594" style="FLOAT: right; MARGIN: 0px 0px 10px 10px; CURSOR: hand" alt="" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjF2s-KiieUH7IlpqfJB4tltblHCj8Ew6aSSVyD0WjUSnRlC6mUlV7f-9UiSGOd-1MUR1va9xzFxazk1aPpTSxMZr0M38MOwzzwZmHk4f26oz3KEc1xPm0yq_zEHmYqvIou9FcGqWOVVP2/s320/Gehirne+1.jpg" border="0" /></a><br />Doch wenn Ihr Stück, Theaterdirektor Buurmann, dann zuende geht, steht dieser Mensch mit dem Palästinenserschal plötzlich ganz gewaltig wie Tarzan im Sand, schreit aber nicht nach Jane und greift nicht zur Liane, er schreit auf Hebräisch, dass Allah ein super Typ sei und greift wohl an den Hosengürtel - dann krachts in Ihren Lautsprecherboxen und das Licht flackert weg. (Ich puhl mir im Ohr und blinzele ungläubig, steh aber im Dunkeln.)<br /><br />Das ist durchaus eindrucksvoll, Theaterdirektor Buurmann, und der sich bei BILD gebildet Habende weiß jetzt, dass da ein Selbstmordattentäter am Werk war und dass Sie in Ihrem Inszenierungsdrang auf der Höhe dieser so schrecklichen Zeit des Terrors und der Ängsten des Herrn Schäuble sind.<br /><br />Ja doch, wundern Sie sich nicht, ich habe Sie durchschaut, Herr Theaterdirektor: Sie säen Ängste, irrationale Ängste, denn jeder, jeder, so vermitteln Sie es, kann jederzeit als Terrorist auftauchen, vor allem wenn er ein schwarz-weiß-verräterisches Tuch um den Hals trägt (dieser dumme Kerl!) - gerade noch im Sand gebuddelt und das Kind gespielt, nix zu tun gehabt, dann aber BUMM!, und - nein, Sie geben sich, Theaterdirektor Buurmann, nicht mit fünf, zehn Toten zufrieden, sie lassen gleich Tausende hinrichten und eine ganze Hotelanlage: "Sucht nur, die Menschen zu verwirren, sie zu befriedigen ist schwer!" (Wer hat's gesagt?)<br /><br />Ja, das macht so richtig wirr, und Angst: der Schläfer ist erwacht! Und ein jeder kann er sein, jeder, der ein leicht verräterisches Äußeres sein Eigen nennt, ein Tuch eben oder ein Koran in der Tasche oder vielleicht eine dicke Nase? Jeder der auch wohl baskisch spricht oder irisch-katholisch ist könnte Ihnen, Theaterdirektor Buurmann, ebenso recht sein - aber Sie wollen aktuell sein, ganz heutig im Bedrohungsangebot unserer Welt, und wenn Ihr Strand auch in Neuseeland ist (mein Gott, welche Transportkosten für den von Ihnen importierten Sand!), dann meinen Sie ja doch wohl recht eigentlich Borkum oder Langeoog oder Grömitz, Usedom oder den dem Saaler Bodden vorgelagerten Darß sogar, heute also noch so heimelige Stätten, vor denen das Innenministerium als gefährliches Terrain noch gar nicht gewarnt hat - zu unrecht nicht vor diesen Ihrem Sand so synonymen No-go-Areas.<br /><br />Sie, Theaterdirektor Buurmann, zielen auf unseren Vorgarten, den hier in Nippes und den dort in Sülz: keine sprengstofffreie Zone mehr! Vor allem aber beschuldigen Sie in Ihrem Sandkastenspiel als Bedroher unserer (inneren und realen) Schrebergärten doch alles, was uns kulturfremd ist: Jeder kann es sein, der uns niederbombt, liebe Leute!, ja, das sagen Sie, Theaterdirektor Buurmann! Haltet die Augen auf, liebe Leute!, rufen Sie uns zu, jeder Fremde ist ein potentieller Mörder!<br /><br />Ob Sie es so planten und wollten oder dachten oder nicht: auch wenn Sie keiner von denen da ganz, ganz rechts noch vom Schäuble sind, so plädieren Sie doch mit dieser Ihrer Terroristenfigur, die aus dem Sand, aus dem Nichts, aus der dumpfesten Angst oder aus dem rigorosesten Voruteil eines neuen Kreuzzugs kommt, für den ganz, ganz großen Big Brother und Ihre Schuldzuschreibung ist hemmungslos.<br /><br />Theaterdirektor Buurmann: der Leichtsinn, hoffe ich, hat Sie verführt - aber sehen Sie sich jetzt mal mit Bedacht um: das von Ihnen in dieser leichsinnigen Inszenierungslaune beschrittene Terrain ist braun , ganz braun - Gott gebe es, dass Sie vom "Narzi" in Ihren eigenen Augen nicht zum Nazi in den meinen abrutschen!<br /><br />Der Vorwurf ist heftig, ich weiß. Er soll Sie wecken, Theaterdirektor Buurmann, und Sie Mores lehren - aber nichts für ungut!<br /><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwld3OKfqYo8ljRaGDFyyeHXPyBFy3A5AEYwFmEkUGaBA1P0dAxvmHDSqbnFt0qcix6-ZLrUFHij9AsKdRDw4ppXT8tj-DaQzWkwu5Wqo0gEA7-1p0iAhQcKt-mTJf-tMSwkL-c-c9SVzn/s1600-h/Gehirne+3.jpg"><img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5222584310480948818" style="FLOAT: right; MARGIN: 0px 0px 10px 10px; CURSOR: hand" alt="" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwld3OKfqYo8ljRaGDFyyeHXPyBFy3A5AEYwFmEkUGaBA1P0dAxvmHDSqbnFt0qcix6-ZLrUFHij9AsKdRDw4ppXT8tj-DaQzWkwu5Wqo0gEA7-1p0iAhQcKt-mTJf-tMSwkL-c-c9SVzn/s320/Gehirne+3.jpg" border="0" /></a><br />Ihr Schutzengel Schmiester.Burkhard Schmiesterhttp://www.blogger.com/profile/05281007016682862107noreply@blogger.com0